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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Geschwister einen ohne Widerwillen anschauen konnten. Sie kamen aus allen Baumregionen, aus Händlerfamilien und aus Familien, die sich kaum noch daran erinnerten, welcher Händlersippe sie ursprünglich entstammten. Manche waren in ärmlichsten Verhältnissen aufgewachsen, andere hatten eine gewisse Bildung genossen, zudem Mahlzeiten mit rotem Fleisch und noch röterem Wein. Während Thymaras Blick von Gesicht zu Gesicht wanderte, ging sie im Stillen all ihre Namen durch, zählte sie auf, als wären sie Edelsteine in einer Schatzkiste. Es waren ihre Freunde.
    Neben ihr saß Tats, ihr ältester und immer noch bester Freund. Ein Platz weiter saß Rapskal, der noch immer über einen seiner eigenen Witze gluckste. Sylve saß neben ihm und schüttelte über diesen unaufhörlichen und unbegründeten Optimismus den Kopf. Fast schien das Mädchen seine Aufmerksamkeit und sein endloses Geplapper zu genießen. Dann kamen Kase und Boxter, beide gedrungen und mit kupferfarbenen Augen. Obwohl sie lediglich Vettern waren, war ihre Ähnlichkeit verblüffend. Ständig stießen sie sich gegenseitig an, lachten schallend über etwas, das nur sie verstanden, und waren unzertrennlich.
    Eines musste sie über die Jungen in ihrem Alter lernen: Unaufhörlich rissen sie alberne Witze und foppten einander. Eben bekamen Alum und der warzengesichtige Nortel vor Lachen kaum noch Luft, weil Warken einen lauten Furz gelassen hatte. Anstatt beleidigt zu sein, schien der feingliedrige und hochgewachsene Warken sich über den Spott zu freuen. Mehr als einmal verdrehte Thymara die Augen. Sie konnte einfach nicht nachvollziehen, dass Jungs solche Dinge lustig fanden, allerdings wirkte das Gekicher ansteckend. Auch Jerd, die zwischen den Jungs saß, grinste gerade. Obwohl Thymara sie noch nicht gut kannte, bewunderte sie bereits, wie gut das andere Mädchen fischen konnte. Als sie herausgefunden hatte, dass Jerd ein Mädchen war, hatte sie erst einen Schreck bekommen. Die stäm mige Gestalt des Mädchens deutete nicht im Geringsten darauf hin. Die wenigen blonden Haare, die ihr auf dem geschuppten Kopf wuchsen, waren kurz geschoren. Sowohl Thymara als auch Sylve hatten versucht, sich mit ihr anzufreunden. Darauf hatte Jerd zwar nicht ablehnend reagiert, aber sie schien die Gesellschaft von Jungs vorzuziehen. Ihre Füße und muskulösen Beine waren dicht mit Schuppen und Narben überzogen. Sie ging barfuß, was am Waldboden nur sehr wenige Regenwildleute taten.
    Neben Jerd saßen Harrikin und Lecter. Eigentlich waren sie nicht verwandt, aber Harrikins Familie hatte Lecter aufgenommen, als er sieben Jahre alt gewesen und Waise geworden war. Die beiden waren wie Brüder zueinander, auch wenn Harrikin lang und dünn wie eine Eidechse war, während Lecter Thymara an eine schwielige Kröte erinnerte, untersetzt, halslos und übersät mit Auswüchsen. Mit seinen zwanzig Jahren war Harrikin nach Greft der Älteste in der Gruppe. Greft war bereits Mitte zwanzig, und sein Verhalten ließ die anderen wie kleine Kinder erscheinen. Der junge Mann mit den leuchtend blauen Augen schloss den Kreis ihrer Freunde. Als er bemerkte, dass sie zu ihm herübersah, hielt er den Kopf schräg und blickte sie fragend an. Dabei zog ein Lächeln seinen Mund in die Breite.
    »Es ist seltsam, diese Runde anzuschauen und festzustellen, dass dies alles meine Freunde sind. Noch nie zuvor habe ich Freunde gehabt«, sagte sie leise.
    Er fuhr sich mit der blauen Zunge über den lippenlosen Mund und beugte sich näher zu ihr. »Hochzeitsreise«, sagte er mit rauer Stimme und mit warnendem Tonfall.
    »Was meinst du damit?«
    »So läuft es. Ich habe viel als Jäger gearbeitet. Du gehst mit einer Gruppe Kerlen in die Wildnis, und am dritten Tag ist jeder von ihnen dein Freund. Am fünften Tag sieht es nicht mehr so nett aus. Und am Ende des siebten Tages fängt die Gruppe an auseinanderzubrechen.« Sein Blick glitt über die vom Feuer beschienene Runde. Ihnen gegenüber balgte sich Jerd freundschaftlich mit zwei Jungs. Kurz machte es den Eindruck, als gewinne Warken die Oberhand. Er zog Jerd auf seinen Schoß, doch einen Moment später sprang sie auf die Beine, bedachte ihn mit einem spöttischen Kopfschütteln und setzte sich wieder auf ihren alten Platz. Mit zusammengekniffenen Augen hatte Greft das raue Spiel mit angesehen. Jetzt sagte er: »In zwei oder drei Wochen hasst du die eine Hälfte wahrscheinlich genauso sehr, wie du die andere liebst.«
    Sie rückte ein Stück von ihm weg,

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