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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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tanzenden Feuerschein wurden andere Gespräche wieder aufgenommen. Die Hüter sprachen über die bevorstehenden Aufgaben. Bald mussten sie schlafen, wenn sie am nächsten Morgen früh aufbrechen wollten. Rapskal schüttelte bereits seine Decke aus. Plötzlich erhob sich Jerd. »Ich gehe ein paar grüne Zweige holen. Wenn das Feuer ordentlich raucht, verscheucht es die Moskitos.«
    »Ich komme mit«, bot Boxter an, während Harrikin bereits auf die Beine sprang.
    »Nein. Danke«, gab sie zurück. Sie ging in den dunklen Wald hinein, in dieselbe Richtung, die Tats eingeschlagen hatte.
    Unvermittelt beugte sich Greft zu Thymara herüber. »Es tut mir leid. Ich wollte deinen Verehrer nicht verärgern. Aber jemand musste ihm sagen, wie es aussieht.«
    »Er ist nicht mein Verehrer«, platzte es aus Thymara heraus. Sie war entsetzt, dass Greft so etwas denken konnte. Dann kam sie sich auf einmal so vor, als hätte sie Tats mit dieser Verleugnung verraten.
    Greft grinste sie an. »Er ist nicht dein Verehrer, was? Nun, nun. Was für eine Überraschung.« Dann zog er eine Braue nach oben, kam noch näher an sie heran und fragte feixend: »Weiß er das?«
    »Natürlich weiß er das! Er kennt die Gesetze. Mädchen wie ich dürfen nicht umworben oder geheiratet werden. Wir dürfen keine Kinder bekommen. Deshalb hat es überhaupt keinen Sinn, einen Verehrer zu haben.«
    Greft sah sie unverwandt an. In seine blau glühenden Augen trat Mitleid. »Dir hat man die Regeln gründlich eingetrichtert, stimmt’s? Was für ein Jammer.« Er presste seine schmalen Lippen zusammen, schüttelte den Kopf und seufzte leise. Eine Weile lang beobachtete er das Feuer. Als er sich ihr wieder zuwandte, war sein dünner Mund zu einem Lächeln verzogen. Wieder beugte er sich zu ihr und legte ihr die Hand auf den Schenkel, um ihr direkt ins Ohr sprechen zu können. Dabei strich ihr sein Atem warm über Hals und Wange, und sie bekam eine wohlige Gänsehaut. »Wo wir hingehen, können wir unsere eigenen Regeln aufstellen. Denk einmal darüber nach.«
    Mit einer fließenden, schlangengleichen Bewegung stand er auf und überließ sie ihrem Studium der Flammen.

Zweiter Tag des Kornmonds

    Zweiter Tag des Kornmonds
    IM SECHSTEN JAHR DES UNABHÄNGIGEN HÄNDLERBUNDS
    Von Kim, Vogelwart in Cassarick,
    an Erek, Vogelwart in Bingtown,
    und Detozi, Vogelwart in Trehaug
    Vogelwart Erek und Vogelwart Detozi,
    als ich diese Stelle angetreten habe, wurde ich mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Botenvögel ausschließlich für offizielle Angelegenheiten des Konzils eingesetzt werden dürfen, auch wenn es Händlern gestattet ist, gegen Bezahlung auch persönliche Nachrichten zu senden. Mir gegenüber wurde betont, dass die Vogelwarte keinen Sonderstatus genießen, der ihnen kostenfreie Nachrichten erlaubt. Dies betrifft, wie mir scheint, auch persönliche Briefe, die an den offiziellen Nachrichtenaustausch angehängt werden. Ich habe kein Verlangen, den Verstoß gegen diese Bestimmungen zu melden, doch falls ich erneut Kenntnis von persönlicher Korrespondenz erhalte, so wie es dieses Mal per Zufall geschehen ist, werde ich dies allen drei Konzilen melden, und ich bin überzeugt, dass man Euch für den gesamten bisherigen Nachrichtenverkehr schadensersatzpflichtig halten wird.
    Hochachtungsvoll Vogelwart Kim

10 · Cassarick
    10
    Cassarick
    A ls sie die zentrale Anlegestelle von Cassarick erreichten, war es schon fast zu dunkel, um noch etwas zu erkennen. Selbst die Moskitos hatten sich zur Ruhe begeben. Im Licht der Laternen, von denen in jeder Ecke des Kahns eine hing, waren gerade einmal die angestrengten Gesichter der Männer an den Stangen zu erkennen, die unaufhörlich schufteten. Beinahe hatte es etwas Hypnotisches, ihnen bei ihrem Tanz übers Deck zuzuschauen. Noch immer konnte Alise es kaum fassen, mit welcher Leichtigkeit die Mannschaft den Kahn stromaufwärts bewegte. Als sie Kapitän Leftrin einmal danach gefragt hatte, hatte er gegrinst und etwas von einem ausgeklügelten Schiffsrumpf gefaselt.
    Alise war an Deck geblieben. Um sich vor der Kälte und den Moskitos zu schützen, hatte sie sich in eine Decke gewickelt. Die Sterne wirkten weit entfernt, leuchteten aber hell. Beim ersten Anblick der Lichter Cassaricks hatte sie vor Staunen die Luft eingesogen. Wie Trehaug spannte sich die weitverzweigte neue Siedlung Cassaricks in den Bäumen über den Fluss. Helles Licht drang aus den Fenstern durch ein feines Gespinst aus Zweigen. Erst sah es aus wie

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