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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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weil ihr bei seinem Zynismus fröstelte. Er zuckte die Schultern, als er spürte, wie sehr seine Worte sie trafen. »Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht läuft es auch immer nur bei mir so. Es ist nicht gerade leicht, es mit mir auszuhalten.«
    Sie lächelte ihn an. »Du wirkst nicht, als wärest du so schwer auszuhalten.«
    »Das bin ich auch nicht für die richtigen Leute«, pflichtete er ihr bei, und sein Schmunzeln machte deutlich, dass sie zu den richtigen Leuten zählte. Er hielt ihr die Hand hin, mit der Innenfläche nach oben. Vielleicht als eine Art Einladung. »Ich habe meine Grenzen. Ich weiß, was mir gehört, und ich weiß, dass es allein meine Entscheidung ist, ob ich es teile oder nicht. In einer solchen Gruppe mit vielen Jugendlichen mag das manchmal hartherzig oder selbstsüchtig erscheinen. Aber ich glaube, dass es nur vernünftig ist. Nun, wenn ich gejagt und so viel Beute gemacht habe, dass es für mich reicht und noch etwas übrig ist, dann macht es mir nichts aus, zu teilen. Und ich glaube, dass ich das mit Fug auch von anderen erwarten kann. Doch du solltest wissen, dass ich nicht der Kerl bin, der bei sich spart, damit er nett zu jemand anderem sein kann. Zum einen habe ich gelernt, dass einem so etwas selten gedankt wird. Zum anderen weiß ich, dass meine Fähigkeiten als Jäger auf meiner Kraft beruhen. Wenn ich mich schwäche, um heute ein netter Kerl zu sein, werden wir morgen vielleicht alle hungern, falls ich zu langsam oder abgelenkt bin, um etwas zu erlegen. Deshalb wahre ich lieber heute meine eigenen Interessen, damit ich morgen besser in der Lage bin, anderen zu helfen.«
    Tats beugte sich über Thymaras Schoß, um etwas zu erwidern. Thymara war gar nicht aufgefallen, dass er das Gespräch mit angehört hatte. »Also«, sagte er im Plauderton, »und wie erkennst du den Unterschied zwischen heute und morgen?«
    »Entschuldige?«, gab Greft zurück und war hörbar verärgert über die Unterbrechung. Seine Leutseligkeit löste sich in Luft auf.
    Tats rührte sich nicht. Im Grunde lag er auf ihrem Schoß. »Wie kannst du sagen, wann es heute und wann es morgen ist, wenn es darum geht, deinen Besitz zu teilen? An welchem Punkt sagst du dir, gut, ich habe gestern nicht geteilt, deshalb war ich heute kräftig, habe gejagt und Fleisch erbeutet, damit ich es heute teilen kann. Oder sagst du dir dann auch, dass es besser wäre, alles alleine zu essen, damit du wiederum am nächsten Tag Kraft hast?«
    »Ich glaube, du begreifst nicht, um was es geht«, sagte Greft.
    »Wirklich? Dann erkläre es mir noch einmal.« Es war nicht zu überhören, dass Tats ihn herausforderte.
    Thymara stieß Tats leicht an, damit er sich bewegte. Darauf richtete er sich auf, war ihr aber plötzlich näher. Ihre Hüften berührten sich.
    »Ich versuche, es dir zu erklären.« Greft schien das Ganze zu belustigen. »Aber wahrscheinlich verstehst du es nicht. Du bist um einiges jünger als ich und hast nach ganz anderen Regeln gelebt als wir.« Er hielt inne und sah über die Flammen hinweg zu Harrikin und Boxter hinüber. Die beiden hatten sich erhoben und versuchten, sich gegenseitig nach hinten zu schieben. Es war ein freundschaftliches Kräftemessen – die Hände auf die Schultern des anderen gelegt, die Füße in den Boden gerammt, stemmten sie sich mit aller Kraft gegeneinander. Die übrigen Hüter feuerten die Kämpfer an. Nur Greft schüttelte den Kopf. Anscheinend gefiel ihm das unbeschwerte Spiel nicht. »Das Leben sieht anders aus, wenn du dich nicht mit Leuten auseinandersetzen musstest, die dir das Recht auf eine Existenz absprechen. Niemand hat mir irgendetwas einfach so gegeben, als ich klein war. Ich habe gebettelt, und sobald ich etwas älter war, habe ich um das gekämpft, was ich brauchte. Und als ich schließlich alt genug war, um für mich selbst zu sorgen und vielleicht noch etwas darüber hinaus hatte, da haben sich manche Leute eingebildet, sie hätten ein Anrecht auf einen Anteil von meiner Jagdbeute. Offenbar glaubten sie sogar, ich müsste ihnen dankbar sein, dass sie mir überhaupt etwas zugestanden, dass sie mich am Leben ließen. Wenn du nicht unter solchen Regeln gelebt hast, kannst du wohl kaum verstehen, wie wir empfinden. In dieser Expedition sehe ich eine Chance, die alten Regeln hinter mir zu lassen und an einem Ort zu leben, an dem ich selbst Regeln aufstellen kann.«
    »Ist deine erste Regel, immer vor allen Dingen für dich selbst zu sorgen?«
    »Vielleicht. Aber siehst du,

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