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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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er im Dunkel des Deckshauses an ihre Worte dachte, musste er leise stöhnen. Damals hatte er sie als die übertriebene Sorgen seiner plappernden Mutter abgetan. Nun erschienen sie ihm wie eine Prophezeiung. War es töricht von ihm gewesen, sich so sehr auf Hest zu verlassen? Er fasste nach dem kleinen Medaillon, das an einer Kette um seinen Hals hing. Beinahe zärtlich strich er mit den Fingern über die Gravur des Futterals. Immer . War »immer« für ihn nun zu Ende?
    Er wälzte sich auf der Pritsche herum, doch sie war überall gleichermaßen hart. Er fand keinen Schlaf, nur Erinnerungen und Sorgen. Bestimmt war er töricht. Das Ganze war nur ein dummer Streit mit Hest. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich stritten, und bisher hatten sie es immer heil überstanden und später darüber gelacht. Einmal, in jener chalcedanischen Stadt hatte Hest ihn zornentbrannt im Gasthaus zurückgelassen, und Sedric hatte die Beine in die Hand nehmen müssen, um noch auf das Schiff zu gelangen, bevor es ablegte. Nur ein einziges Mal hatte Hest ihn geschlagen, und da war er schon übel gelaunt und betrunken gewesen, bevor der Streit angefangen hatte. Jemanden zu schlagen, sah Hest überhaupt nicht ähnlich. Er besaß andere Mittel, um den Menschen seinen Willen aufzuzwingen. Meistens waren Sarkasmus und Erniedrigung seine Waffen. Zu körperlicher Gewalt griff er nur als allerletztes Mittel, und wenn er es tat, hatte sein Zorn den Siedepunkt überschritten.
    Sein derzeitiger Groll jedoch war anders. Er war kalt. In den Tagen, nachdem er beschlossen hatte, dass Sedric Alise begleiten sollte, war er kühl und unverbindlich gewesen. Lächelnd hatte er ihm jeden Morgen eine lange Liste mit Erledigungen ausgehändigt und ihn gerade so behandelt, als wären sie Herr und Diener. Jeden Abend hatte er sich Sedrics Bericht angehört, wie weit die Vorbereitungen gediehen waren. Er hatte Sedric zwar die ganze Verantwortung für Alises Reise aufgebürdet, erwartete aber dennoch, dass dieser alle bisherigen Aufgaben ebenfalls erledigte.
    Und so hatte Sedric eine Passage zu den Pirateninseln für Hest, Wollom Courser und Jaff Secudus buchen müssen. In letzter Minute, mit voller Berechnung und breit grinsend hatte er Sedric auch eine Einladung an Redding Cope schreiben lassen. Weniger als eine Stunde, nachdem der Brief abgeschickt worden war, kam die freudige Zusage, und Hest ließ sie sich von Sedric laut vorlesen. Danach hatte er zufrieden bemerkt, welch unterhaltsamer Gefährte Redding Cope doch war, umgänglich und voller Begeisterung für jedes neue Abenteuer.
    Am Nachmittag tags darauf waren sie abgereist. Cope hatte Sedric zum Abschied heiter zugewunken, während sich das Schiff langsam vom Kai entfernt hatte. Dies war Hests erster Vorstoß, um auf den einst gefährlichen Pirateninseln Handelskontakte zu knüpfen. Über diese Reise hatten er und Sedric schon über ein Jahr lang gesprochen. Hest wusste sehr wohl, wie sehr sich sein Sekretär auf diese Fahrt gefreut hatte. Nicht nur hatte er dennoch andere Begleiter für die Reise gesucht, sondern Sedric auch noch eine Passage auf einem Schiff buchen lassen, das einem zivilisierten Menschen jeden nur erdenklichen Komfort bot. Während Sedric den Männern in der Dunkelheit beim Schnarchen und Furzen zuhörte, saßen Hest und seine Freunde wahrscheinlich Portwein schlürfend in einem warm erleuchteten Spielsalon und segelten nach Süden. Wieder warf sich Sedric herum und kratzte sich im Nacken. Dann kam ihm der erschreckende Gedanke, dass ihn vielleicht eine Bettwanze kitzelte. Oder eine Laus. Er betastete seinen Nacken, konnte aber nichts erfühlen. Zu seiner Überraschung musste er gähnen.
    Nun sicher, er war erschöpft. Dafür hatte Alise gesorgt. Hastig hatte er all ihre Sachen zusammengepackt und nach Trägern gerufen, denn sie hatten die Strecke von Paragon zum Teermann im Laufschritt zurücklegen müssen. Er hatte keinen Blick auf die sagenhafte Baumstadt Trehaug werfen, geschweige denn, einen Fuß auf ihre Basare setzen können. Trehaug war die einzige Stadt an den Verwunschenen Ufern, wo ein Händler Elderlingwaren zu einem annehmbaren Preis erstehen konnte. Und Sedric hatte daran vorbeihetzen müssen, ohne einen Blick darauf werfen zu können, weil Alise Angst gehabt hatte, sie könnte es nicht mehr zu ihren stinkenden, verkrüppelten Drachen schaffen.
    Wieder gähnte er und schloss energisch die Augen. Er würde schlafen, so gut es unter diesen erbärmlichen Umständen eben

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