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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dass sie weinen würde. Doch er wollte sie nicht zum Weinen bringen, sondern nur, dass sie Vernunft annahm. Sie sah zu Leftrin hinüber. Der hatte die Arme vor der Brust gekreuzt und zeigte eine steinerne Miene. Selbst die Stoppeln seiner unrasierten Wangen schien en sich zu sträuben. Sedric fand, dass er wie eine unwillige Bulldogge aussah.
    Als ihr Blick wieder auf ihn fiel, war sie rot unter ihren Sommerspossen. Mit tiefer, überhaupt nicht schriller Stimme beharrte sie eisern: »Du kannst machen, was du willst, Sedric. Wie du sagst, es ist ein törichtes Unterfangen. Da will ich dir nicht widersprechen, denn ich kann es nicht. Du hast recht. Es ist verrückt. Aber ich werde gehen.«
    Wie betäubt stand er da, als sie sich umdrehte. Als wäre sie blind, streckte sie suchend die Hand aus, und plötzlich reichte Leftrin ihr den Arm. Sie legte die Hand auf seinen schmuddeligen Jackenärmel und ließ Sedric fassungslos zurück. Er umklammerte die kostbare Kiste mit den eingelegten Drachenstücken und erwog seine Möglichkeiten. In seiner Wut hätte er am liebsten getan, was sie ihm geraten hatte. Von ihr wegzugehen und alleine heimzukehren. Sie ihrer dummen Entscheidung zu überlassen, damit sie das Unheil fand, das sie so fleißig heraufbeschwor.
    Aber das konnte er nicht tun. Er konnte nicht ohne sie nach Trehaug, geschweige denn nach Bingtown zurückkehren. Auf jeden Fall nicht zu Hest. Auch nicht, wenn er Drachenschuppen in seinem Gepäck hatte, die ein Vermögen wert waren. Es würde Zeit kosten, sie zu Geld zu machen. Zeit und Heimlichkeit. Und es gab nichts, was weniger heimlich gewesen wäre, als ohne Hests Frau nach Bingtown zurückzukehren. Er würde ohne Erklärung dastehen, und aller Augen wären auf ihn gerichtet. Und im Moment konnte er es sich nicht leisten, so viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Plötzlich merkte er, dass Alise und Leftrin fast beim Kahn angekommen waren. Taue wurden gelöst, und die Männer mit den Stocherstangen standen bereit, um das Schiff vom Ufer abzustoßen. Sedric sah am Ufer auf und ab. Die Drachen waren verschwunden. Hüter schoben kleine Boote ins Wasser. In kürzester Zeit würde dieses Gelände verlassen sein. »Alise!«, rief er, doch sie drehte nicht einmal den Kopf zu ihm um. Das Rauschen des Flusses und des unablässigen Windes übertönten seine Stimme. Fluchend und zügigen Schritts stapfte er los und auf den Kahn zu. »Alise, warte!«, rief er, als sie gerade im Begriff stand, die Strickleiter hinaufzuklettern, die am Heck des Schiffs herabbaumelte. Er begann zu rennen.

Siebter Tag des Kornmonds

    Siebter Tag des Kornmonds
    IM SECHSTEN JAHR DES UNABHÄNGIGEN HÄNDLERBUNDS
    Von Detozi, Vogelwart in Trehaug,
    an Erek, Vogelwart in Bingtown
    In der versiegelten Rolle des Händlerkonzils in Trehaug und Cassarick, befindet sich die Aufstellung der vorläufigen Kosten für die Ausrichtung der Expedition zur Umsiedelung der Drachen mit einer separaten Aufstellung der Anteile, die auf das Konzil von Bingtown entfallen.
    Erek,
    Euer Brief, die Kosten und Verfügbarkeit eines Zentnersacks Erbsen betreffend, die der Gesundheit des Taubenschlags in Trehaug so zuträglich sind, hat mich noch immer nicht erreicht. Bitte sendet mir die gewünschten Informationen erneut.
    Detozi

15 · Strömungen
    15
    Gegen den Strom
    D ie Drachen hatten am Flussufer nicht haltgemacht. Einige waren gleich ins seichte Wasser gewatet, andere hatten noch eine Weile versucht, am mit Treibgut übersäten Ufer entlangzugehen, bis das Dickicht sie ebenfalls in die Wellen getrieben hatte. Doch sie arbeiteten sich ohne Ausnahme stetig und verbissen stromaufwärts.
    Thymara und die anderen Hüter waren zu ihren kleinen Booten gehetzt und hinter ihnen hergefahren. Sie hatte gehofft, ein Kanu mit Tats teilen zu können, und zwar aus reinem Eigennutz. Denn er war kräftig, besaß Erfahrung mit kleinen Booten, und sie wusste, dass er seinen Teil der Arbeit erledigte und meist sogar noch mehr. Allerdings hatte Jerd bei einem der kleinen Boote am Ufer gewartet. Als sie dort ankamen, hatte sie Tats freudig gewunken und ihm zugerufen: »Ich habe deinen Rucksack schon verstaut, du Langweiler. Auf geht’s! Deine grüne Drachin war eine der Ersten im Wasser.«
    »Entschuldige, Thymara«, hatte Tats mit rotem Kopf gemurmelt.
    »Für was denn?«, hatte sie erwidert, doch einen Augenblick zu spät, sodass er es nicht mehr hörte. Denn er war schon dabei, Jerds Boot in den Fluss hinauszuschieben. Fast alle anderen

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