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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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instinktiv trat Leftrin zwischen sie und die Unbekannten. Mit einem raschen Blick erfasste er ihre Ausrüstung. Speere und Bogen sowie ein schwerer Bogen für größere Distanzen. Ein ordentlich zusammengelegtes Netz und mehrere Köcher voller Pfeile. Die Ausrüstung von Jägern. Demnach waren das die Männer, die das Konzil angeheuert hatte und auf die sie gewartet hatten. Einer wandte sich ihm grinsend zu, und da erst erkannte er Carson. Er hatte sich einen Bart wachsen lassen. Der stattliche Mann streckte ihm eine schwielige Hand entgegen und sagte: »Ich wette, du staunst nicht schlecht, mich hier zu sehen! Aber vielleicht hast du auch mit mir gerechnet. Denn das ist genau die Sorte von schlechten Abenteuern, die unsereiner anzieht. Da ist es wohl kein Zufall, dass wir beide mit von der Partie sind.«
    Einfache Worte unter Freunden, doch plötzlich machten sie Leftrin das Herz schwer. Er hoffte verzweifelt, dass sich hinter dieser Begrüßung keine Andeutung verbarg und dass die Wortwahl reiner Zufall gewesen war. Carson durfte einfach nicht derjenige sein, den ihm der Brief angekündigt hatte. Nicht Carson. Leftrin zwang sich zu einem Grinsen und fragte: »Wieso sollte ich auf meinem nüchternen Deck mit einem Saufbold wie dir rechnen?«
    »Weil ich, besoffen oder nüchtern, der beste Jäger bin, den dieser verdammte Fluss je gesehen hat, und ich bin genau derjenige, den du brauchst, wenn du nicht willst, dass die Drachen dich und sich gegenseitig auffressen, bevor sie am Ziel sind. Das hier ist Davvie, ein vielversprechender Bogenschütze, dem man noch hin und wieder in den Arsch treten muss. Er ist mein Neffe, aber das braucht dich nicht vom Arschtreten abzuhalten. Und dieser Kerl da ist Jess. Den habe ich erst heute Morgen kennengelernt, aber immerhin scheint er zu glauben, es mit mir aufnehmen zu können. Na, der wird sich noch umschauen.«
    Obwohl Davvie ein Milchgesicht aus Bingtown war, hatte er breite Schultern, wie es sich für einen tüchtigen Schützen gehörte. Mit den widerspenstigen braunen Haaren und den dunklen Augen sah er seinem Onkel sehr ähnlich. Als er Leftrin die Hand schüttelte, erwiderte er dessen Blick mit einem offenen Lächeln. Falls Carson irgendeine Schändlichkeit im Schilde führte, würde Davvie davon nichts ahnen, nahm Leftrin an. Dennoch sah er den Jungen streng an und sagte: »Siehst du Skelly da drüben? Die Decksgehilfin mit dem langen blonden Zopf? Nun, die sieht vielleicht wie ein Mädchen aus, ist aber keines. Sie ist meine Decksgehilfin und meine Nichte. Und das bedeutet für dich, dass sie kein Mädchen ist.«
    Davvie wirkte ausreichend eingeschüchtert, aber Carson schüttelte den Kopf, und seine Mundwinkel zuckten verschmitzt. »Ich versichere dir, Leftrin, dass es mit Davvie in dieser Hinsicht keine Schwierigkeiten geben wird«, sagte er, worauf der Junge den Kopf einzog und errötete.
    Jess war ein älterer Mann mit grauen Augen, dessen Haare ebenfalls schon ergraut waren. Auf Carsons herabwürdigende Vorstellung reagierte er mit einer finsteren Miene und beließ es bei einem kurzen Nicken. Leftrin fand ihn auf der Stelle unsympathisch und wenig vertrauenswürdig. Er bot dem Jäger nicht die Hand, doch Jess schien dieser Mangel an Höflichkeit nicht aufzufallen.
    Unvermittelt fragte Carson: »Willst du mich denn nicht bekannt machen und erklären, was eine solch duftende Blume auf deinem alten Stinkeschiff zu suchen hat?«
    So unglaublich es war, aber für einen Moment hatte Leftrin völlig vergessen, dass Alise hinter ihm stand. Nach einem Blick zu ihr grinste er Carson an. »Stinkeschiff? Es stinkt hier erst, seit du an Bord bist, Carson. Alise Finbok, ich fürchte, ich muss Euch einem alten Freund vorstellen. Carson Lupskip. Jäger, Prahlhans und Säufer, in beliebiger Reihenfolge. Carson, das ist Alise. Sie begleitet die Expedition als Expertin für Drachen und Elderlinge, ist soeben aus Bingtown angereist und bereit, uns auf der Reise zu beraten und zu informieren.«
    Er hatte angenommen, seine Worte würden ihr ein Lächeln entlocken. Stattdessen zog sie den Kopf ein und erklärte mit heiserer Stimme: »Ihr müsst mich entschuldigen. Ich muss ein paar Dinge erledigen, bevor wir aufbrechen.« Und bevor er etwas entgegnen konnte, hastete sie davon, schlüpfte in ihre Kabine und schlug die Tür hinter sich zu. Vermutlich war es drinnen heiß und dunkel, und dennoch war sie hineingegangen. Obwohl Leftrin nicht viel über Frauen wusste, so schwante ihm doch, dass

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