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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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entsetzt.
    Aber Mercor antwortete auf keine der beiden Fragen noch auf das Gemurmel, das unter den Hütern entstand. Erneut senkte er den Kopf, um an der Kupferdrachin zu riechen. Dabei stieß er sie hart mit der Schnauze an. Doch sie reagierte nicht darauf. Als Mercor gemächlich den Kopf herumschwenkte, um die Hüter zu mustern, funkelten seine Schuppen in der Sonne. Seine glänzenden schwarzen Augen gaben nichts preis. »Sylve. Bleib bei mir. Ihr anderen entfernt euch. Das geht euch nichts an. Das geht keinen Menschen etwas an.«
    Thymara meinte zu erkennen, wie das Mädchen zu dem Drachen gezogen wurde. Seine Stimme war unwiderstehlich, tief und dunkel und so satt wie Sahne. Sylve ging zu ihm und lehnte sich an ihn, als würde er ihr Trost und Kraft spenden. Schüchtern sagte sie: »Dürfen Tats und Thymara bleiben? Sie haben mir geholfen, die Kupferdrachin zu pflegen.«
    »Und ich«, meldete sich Rapskal unbekümmert wie immer. »Ich sollte auch bleiben. Ich bin ein Freund von ihnen.«
    »Jetzt nicht«, verkündete der Drache mit Bestimmtheit. »Es gibt hier nichts für sie zu tun. Du bleibst bei mir. Ich kümmere mich um die Drachin.«
    Seinen Worten wohnte eine geheimnisvolle Kraft inne. Thymara fühlte sich nicht nur entlassen, sondern regelrecht fortgedrängt, als wäre sie ein Kind, das aus einem Krankenzimmer gescheucht wird. Ohne dass es ihr eigener Entschluss gewesen wäre, drehte sie sich um und ging davon. »Ich muss nach Himmelspranke sehen«, erklärte sie Tats, um ihren Aufbruch zu entschuldigen.
    »Ich habe es auch gespürt«, flüsterte Tats ihr zu.
    »Sintara«, erklang der Name hinter ihr aus Mercors Mund. Thymara lief ein Schauer über den Rücken, eine plötzliche Gewissheit, die sie nicht leugnen konnte. Seine sonore Stimme durchbebte sie. »Die Drachin, der du dienst, heißt Sintara. Ich kenne ihren wahren Namen, und ich weiß, dass du verdient hast, ihn zu kennen. Also sollst du ihn haben.«
    Thymara hatte mitten in der Bewegung innegehalten. Tats blieb neben ihr stehen und sah sie mit verwundertem Gesichtsausdruck an. Sie hatte das Gefühl, als wären ihre Ohren verstopft und als hätte sie einen Schatten vor den Augen. Irgendwo, knapp außerhalb ihrer Wahrnehmung, tobte ein Sturm – Sintara war alles andere als erfreut über das, was Mercor getan hatte, und das ließ sie ihn auch wissen.
    Mercor lachte freudlos. »Du kannst nicht beides haben, Sintara. Alle anderen haben das sofort erkannt. Keiner von uns hat seinen wahren Namen verheimlicht, außer den armen Seelen, die sich nicht daran erinnern, dass sie Drachennamen besitzen.«
    Unbesonnen wie immer nutzte Rapskal die Gesprächspause. »Hat Heeby einen Drachennamen?«
    Zu Thymaras großem Erstaunen ging der Golddrache ernsthaft auf diese Frage ein. »Heeby ist nun Heeby. Sie hat den Namen angenommen, als du sie so getauft hast. Es bleibt abzuwarten, ob sie in ihn hineinwächst oder ob er sie einschränken wird.«
    Thymara hätte ihn zu gern nach dem Namen des verwundeten Silberdrachen gefragt, wagte es aber nicht. Manchmal wäre es viel einfacher, so wie Rapskal zu sein und sich nicht bei allem Sorgen zu machen, dachte sie.
    Mercor hatte die Schnauze wieder zu der Kupferdrachin gesenkt. Er stieß sie an, und gleich darauf noch einmal etwas kräftiger. Die Kupferne rührte sich nicht. Mercor hob den Kopf und betrachtete die zusammengebrochene Drachin mit seinen leuchtenden schwarzen Augen. »Wir müssen hierbleiben, bis sie entweder aufsteht oder stirbt«, verkündete er. Gravitätisch sah er sich um, bis sein Blick auf Greft fiel. »Lass sie in Ruhe. Ich bin bald wieder zurück. Komm, Sylve.« Er bedeutete ihr, ihm zu folgen und schritt in Richtung Fluss davon. Seine schweren Klauen hinterließen tiefe Abdrücke, die sich rasch mit Wasser füllen würden.
    Der Morgen war bereits hell und strahlend, wie Alise an den Rechtecken aus Sonnenlicht erkannte, die durch die winzigen Fensterschlitze oben in der Wand ihrer kleinen Kammer hereinfielen. Erneut versuchte sie, den nötigen Mut aufzubringen, um hinauszugehen, setzte sich aber stattdessen wieder an ihren kleinen Schreibtisch. Bald würde sie es nicht länger hinausschieben können, denn sie war hungrig, durstig und musste ihren Nachttopf leeren. Doch sie verschränkte die Arme auf dem Tisch und bettete ihre Stirn darauf. So starrte sie in die Dunkelheit zwischen ihren Armen. »Was soll ich nur machen?«, fragte sie sich.
    Ihr fiel keine einfache Antwort ein. Bald würden die Matrosen

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