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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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geführt. Dadurch war es um einiges schwieriger geworden, unterwegs Nahrung aufzutreiben, aber er hatte es als notwendig erachtet. Nie zuvor hatte Sisarqua so viele Schlangen zusammen als Knäuel auf Wanderschaft gesehen. Es ließ sich nicht leugnen, dass einige fast zu bloßen Tieren verkommen und andere vor Verwirrung und Angst dem Wahnsinn nahe waren. Zu viele litten an Vergessen, das ihnen den Kopf vernebelte. Doch als sie der Prophetenschlange mit den leuchtenden goldfarbenen Scheinaugen in einer langen Reihe gefolgt waren, hatte sich Sisarqua beinahe an die alten Wanderrouten erinnert. Um sie her hatten die bedrängten Schlangen neuen Mut gefasst und einen klaren Kopf erlangt. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass diese strapaziöse Reise richtig war, so richtig, wie seit langer Zeit nichts mehr gewesen war.
    Und doch hatte es Momente des Zweifels gegeben. In den Erinnerungen ihrer Ahnen war der Strom, den sie such ten, behäbig, tief und voller Fische gewesen. In den Träumen ihrer Vorfahren säumten sanfte Hügel und Auen den Fluss. Und diese wiederum grenzten an Wälder, in denen es von Wild für hungrige Drachen wimmelte. Dieser Fluss hatte zwar eine tiefe schiffbare Rinne, doch er schlängelte sich seinen Weg ins Landesinnere durch einen hoch aufragenden Wald, mit einem Dickicht aus kriechenden Gewächsen und Ranken. Dies konnte unmöglich die Route zu den alten Reifegründen sein. Maulkin hatte jedoch stur darauf beharrt.
    Manchmal waren ihre Zweifel so stark gewesen, dass sie beinahe umgekehrt war. Fast wäre sie aus dem trüben Eiswasser geflohen, um sich zu den wärmeren Gewässern des südlichen Meeres aufzumachen. Doch jedes Mal, wenn sie langsamer geworden oder etwas abseits geschwommen war, hatten andere Schlangen ihr nachgestellt und sie ins Knäuel zurückgetrieben. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    So sehr sie Maulkins Vorstellungen auch infrage stellte – Tintaglias Autorität hatte sie nie angezweifelt. Die blau-silberne Drachin hatte Maulkin als ihren Anführer anerkannt und auch dem seltsamen Schiff geholfen, das sein Knäuel führte. Aus der Luft hatte sie die Schlangenherde nach Norden und diesen Fluss hinaufgeführt und sie mit lauter Stimme ermuntert. Bis zu der Zweibeinerstadt Trehaug war das Schwimmen annehmbar gewesen. Zunehmend müder zwar, aber ohne größere Schwierigkeiten waren sie dem Schiff gefolgt, das ihnen den Weg wies.
    Nachdem sie allerdings an der Stadt vorbeigezogen waren, änderte sich der Fluss. Das Schiff war nicht mehr weitergefahren, da es die Untiefen nicht passieren konnte. Oberhalb Trehaugs wurde der Fluss breiter und flacher und teilte sich in Seitenarme auf. Ausgedehnte Kies- und Sandbänke fraßen sich in die Strömung, und seine Ufer waren von würgenden Ranken und Wurzeln überwuchert. Das Wasser wurde flacher, das Flussbett wand sich ziellos umher. An manchen Stellen war es mit scharfen Felsen gespickt, dann wieder von Schilf erstickt. Ein weiteres Mal hatte Sisarqua den Wunsch verspürt, umzukehren, doch wie auch die anderen Schlangen hatte sie sich von der Drachin weiter antreiben und leiten lassen. Immer weiter stromaufwärts waren sie geschwommen. Mit mehr als hundert ihrer Artgenossen hatte sie sich täppisch und strampelnd durch die unzureichende Leiter aus stufigen Teichen gekämpft, die die Menschen mit Baumstämmen auf dem letzten, aus tödlichen Untiefen bestehenden Wegstück angelegt hatten, um tiefere Becken zu schaffen.
    Auf diesem Abschnitt der Reise waren viele gestorben. Im rauen Flusswasser wurden kleine Verletzungen, die im wohltuenden Salzwasser des Meeres schnell verheilt wären, rasch zu eiternden Geschwüren. Nach ihrer langen Verbannung auf See waren viele der großen Schlangen gebrechlich geworden, sowohl am Körper wie auch im Geiste. So viele Dinge waren nicht richtig. Zu viele Jahre waren vergangen, seit sie geschlüpft waren. Schon vor Jahrzehnten hätten sie diese Reise antreten sollen. Als gesunde Jungschlangen, deren Leiber vor Fett noch geschmeidig waren, hätten sie in der Hitze des Sommers den Fluss hinaufwandern sollen. Stattdessen taten sie es nun in der Not und dem Regen des Winters, ausgemergelt, zerschlagen und mit Seepocken überzogen, und vor allem alt, viel älter als jemals Seeschlangen geworden waren.
    Der eine Drache, der über sie wachte, war vor nicht einmal einem Jahr aus seinem eigenen Kokon geschlüpft. Tintaglia flog über sie hinweg, und jedes Mal, wenn die Wintersonne durch die

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