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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Regenwildnis. Ohne gültige Papiere könnt Ihr noch nicht einmal den Fluss hinauffahren.«
    »Die ich besitze, da ich durchaus kein Narr bin. Mit Stempel, Siegel und Unterschrift in purpurner Tinte. Zudem habe ich Empfehlungsschreiben verschiedener Händler aus Bingtown bei mir, die mir bescheinigen, dass ich ein ehrlicher und ehrenhafter Kaufmann bin. Obwohl ich Chalcedaner bin.«
    Leftrin rann ein Schweißtropfen die Wirbelsäule hinab. Sollte Sinad diese Papiere tatsächlich bei sich tragen, konnte er entweder Wunder vollbringen, oder er verstand sich auf Erpressungen. Leftrin konnte sich nicht erinnern, jemals in seinem Leben einen Chalcedaner getroffen zu haben, der legal in die Regenwildnis eingereist wäre. Sie waren als Plünderer, als Krieger gekommen und gelegentlich auch als Spione, doch niemals als rechtmäßige Kaufleute. Er bezweifelte, dass ein Chalcedaner überhaupt wusste, was ein rechtmäßiger Kaufmann war. Nein. Dieser Mann war gefährlich und würde ihm nur Schwierigkeiten machen. Und er hatte sich Leftrin und Teermann ganz bewusst ausgesucht. Das war gar nicht gut.
    Vorsichtig stellte Sinad das Glas auf den Tisch. Es war noch halb voll. Mit einem Lächeln betrachtete er es und stellte fest: »Euer Schiff fasziniert mich. So verwundert mich zum Beispiel, dass einst zwölf Mann nötig waren, es zu bedienen. Nun ist es nur noch mit sechs Seeleuten, Euch inbegriffen, bemannt – so erzählt man sich. Bei einem Kahn dieser Größe finde ich das erstaunlich. Fast so verblüffend wie die Tatsache, dass es Eurem Steuermann mit solcher Leichtigkeit gelingt, das Schiff in der Flussmündung auf der Stelle zu halten.« Wieder nahm er das Glas auf und hielt es gegen das Licht, als würde er die kleinen Sterne bestaunen.
    »Ich habe den Rumpf umgebaut, sodass es sich leichter manövrieren lässt.« Ein zweiter Schweißtropfen folgte dem ersten und wanderte die Wirbelsäule hinab. Wer hatte es ausgeplaudert? Genrod, natürlich. Vor ein paar Jahren war Leftrin zu Ohren gekommen, dass Genrod von Trehaug nach Bingtown gezogen war. Damals hatte der Kapitän angenommen, dass er den Umzug mit dem Geld finanziert hatte, das er für seine Arbeit auf Teermann verdient hatte. Genrod war ein hervorragender Handwerker, ein Meister der Holzverarbeitung, der sich auch mit Hexenholz auskannte, und vor vier Jahren hatte Leftrin ihm für sein Talent und sein Schweigen viel Geld gegeben. Sehr viel Geld. Was Genrod geleistet hatte, übertraf Leftrins kühnste Träume, und mit einem Stich in der Brust erinnerte er sich, dass der Handwerker sich oft beklagt hatte, dass sein »größtes Werk für immer ein unter der Wasserlinie verborgenes Geheimnis bleiben musste«. Nicht Geld, sondern Genrods Geltungsbedürfnis hatten ihn zu dem Verrat verleitet. Wenn Leftrin dem dürren kleinen Wicht jemals wieder begegnen sollte, würde er ihm die Gedärme zu einem Knoten verschnüren.
    Der Chalcedaner musterte ihn aufmerksam. »Bestimmt bin ich nicht der Einzige, dem das aufgefallen ist, nicht wahr? Ich kann mir vorstellen, dass Euch viele Eurer Kollegen auf dem Fluss um diese neue Leistungsfähigkeit Eures Kahns beneiden, und ohne Zweifel haben sie Euch schon bedrängt, ihnen das Geheimnis Eurer neuen Rumpfkonstruktion zu verraten. Denn wenn Ihr ein derart altes Schiff wie das Eurige, von dem es heißt, es gehöre zu den ältesten Handelskähnen, die aus dem ausgezeichneten Drachenholz gebaut wurden, wenn ihr ein solches Schiff umzubauen wisst, wollen die anderen das mit ihren eigenen Schiffen sicher ebenfalls tun.«
    Leftrin hoffte, dass er nicht erbleicht war. Plötzlich hatte er Zweifel daran, dass Genrod die alleinige Quelle dieser Details war. Der Schnitzer mochte wohl damit geprahlt haben, dass er an Teermann gearbeitet hatte, aber er war Händler durch und durch und würde nicht herumerzählen, dass Teermann das älteste Lebensschiff war. Somit hatte der Chalcedaner offenbar mehr als eine Informationsquelle. Leftrin wollte versuchen, ihm einen Namen zu entlocken. »Händler ehren die Geheimnisse anderer«, sagte er schlicht.
    »Wirklich? Dann unterscheiden sie sich von allen Händlern, die ich kennengelernt habe. Jeder Händler, der mir bisher begegnet ist, wollte herausfinden, welche Vorteile seine Kollegen hatten. Für derlei Geheimnisse wird häufig Gold geboten. Und wo man mit Gold nicht ans Ziel kommt, habe ich auch schon munkeln gehört, dass Gewalt angewandt wurde.«
    »Weder mit Gold noch mit Gewalt werdet Ihr bekommen, was Ihr

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