Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter
Verbindungen zu einer kleinen, ausgewählten Gruppe von ehrbaren Händlern freuen.«
Trotz seiner Vorbehalte gegen Chalcedaner war Leftrin von der Offenheit seines Gegenübers beeindruckt. Er holte die Rumflasche und die beiden Gläser hervor, die er für Verhandlungen in seinem Zimmer aufbewahrte. Es waren alte, schwere Gläser in einem dunklen Blau. Als er den Rum hineingoss, funkelten entlang des Randes silberne Sterne auf. Dieses Schauspiel hatte den gewünschten Effekt auf den Gast. Er stieß einen Laut der Bewunderung aus und beugte sich begierig vor. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, nahm er sein Glas und hielt es gegen das kleine Fenster der Kabine. Noch während er den kostbaren Gegenstand betrachtete, fing Leftrin zu sprechen an: »Ich bin Leftrin, Kapitän und Besitzer des Nachens Teermann . Mir ist nicht bekannt, womit meine Familie ihren Lebensunterhalt verdient hat, bevor wir Jamaillia verließen, aber das tut hier wohl nichts zur Sache. Hingegen weiß ich ein Schiff wie dieses zu führen. Und ich verstehe mich darauf, Handel zu treiben. Wenn Ihr ehrlich seid und mir gute Ware verkauft, werden wir uns einig werden, und falls wir uns wiederbegegnen, werde ich umso lieber mit Euch Geschäfte machen. Doch ich treibe nicht ausschließlich mit einem Kaufmann Handel. Derjenige, der mir das beste Angebot macht, bekommt mein Geld. Also. Lasst uns die Sache hinter uns bringen. Wie viel für einen Sack Weizen und wie viel für die Gerste?«
Der Chalcedaner stellte das Glas auf den Tisch. Er hatte nicht einmal daran genippt. »Was bietet Ihr mir? Für Waren wie diese hier«, und damit tippte er mit dem Nagel des Zeigefingers gegen das Glas, »wäre ich zu einem für euch vorteilhaften Tauschhandel bereit.«
»Dieses Mal biete ich Euch lediglich Geld. Silber und Gold, nicht nach Prägung, sondern nach Gewicht. Sonst nichts.« Die Gläser waren von Elderlingen angefertigt worden. Leftrin besaß mehrere Schätze dieser Art. Einen Frauenschleier, der Wärme spendete, eine massive Kiste, aus der Glockengeläut und Lichtstrahlen drangen, sobald man den Deckel aufklappte. Diese und etliche andere Dinge hatte sein Großvater vor vielen Jahren für Leftrins Großmutter gekauft. Nun bewahrte der Kapitän sie in einem versteckten Fach unter seiner Koje auf, und es amüsierte ihn, chalcedanischen Kaufleuten in seiner engen und ärmlichen Kammer Rum aus schier unbezahlbaren Gläsern zu kredenzen.
Sinad Arich lehnte sich zurück, und der kleine Stuhl ächzte unter seinem Gewicht. Dann hob der Kaufmann die breiten Schultern, nur um sie wieder sacken zu lassen. »Geld im Tausch gegen Getreide ist gut. Münzen egal welcher Prägung sind mir sehr willkommen. Denn damit kann man Waren aller Art kaufen. Wie zum Beispiel Getreide für diese Reise. Bei meiner letzten Fahrt allerdings habe ich Bingtown angesteuert, und hatte selbst Münzen bei mir. Und für dieses Geld habe ich dort Informationen bekommen.«
In Leftrin regte sich Unsicherheit. Bisher hatte der Chalcedaner nichts Bedrohliches getan, aber seine Bemerkung vorhin über den »besten Kahn« bekam nun eine unheilvolle Bedeutung. Leftrin saß noch immer zurückgelehnt und lächelte. Doch seine hellen Augen lächelten nicht. »Lasst uns einen Preis für das Getreide festsetzen, damit wir es hinter uns haben. Ich würde gern mit dem Gezeitenwechsel aufbrechen und mich auf den Rückweg machen.«
»Das ist auch mein Wunsch«, bekräftigte Sinad.
Leftrin nahm einen Schluck. Der Rum rann ihm heiß die Kehle hinab, doch das Glas fühlte sich eigenartig kalt an. »Damit wollt Ihr sagen, dass Ihr mit dem Gezeitenwechsel wieder auf hoher See sein wollt?«
Sinad nippte bedächtig von dem Rum. »O nein, ich bemühe mich sehr, genau das zu sagen, was ich meine, vor allem, wenn ich in einer Sprache spreche, die mir früher unbekannt war. Ich hoffe, dass das Getreide und meine persönlichen Habseligkeiten zum Gezeitenwechsel auf Euern Kahn verladen sind. Ich rechne damit, dass wir bis dahin einen Preis für das Korn und für Eure Dienste ausgehandelt haben werden und dass Ihr mich sodann auf die Reise flussaufwärts mitnehmt.«
»Das ist mir nicht möglich. Sicher kennt Ihr die Gesetze und Bestimmungen, was das angeht. Ihr seid nicht nur ein Fremder, sondern ein Chalcedaner. Wenn Ihr die Regenwildnis besuchen wollt, braucht Ihr eine Erlaubnis des Händlerkonzils in Bingtown. Und um mit uns Handel zu treiben, braucht ihr die entsprechende Bescheinigung des Konzils der
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