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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hergab. Mit der Zeit hatte das Konzil bei der Bezahlung der Jäger zunehmend gegeizt, sodass Jerup die Arbeit bald aufgegeben hatte und nach Trehaug zurückgekehrt war. Er hatte die traurige Kunde mit sich gebracht, dass die kränklichen Drachen schnell dahinstarben. Diejenigen, die durchhielten, wuchsen zwar heran, wurden aber nicht selbstständiger oder lebenstüchtiger. »Manchmal kommt Tintaglia und bringt Fleisch, doch ein Drache allein kann nicht so viele andere durchfüttern. Und man merkt ihr an, dass sie sich wegen dieser armseligen Kreaturen schämt. Ich fürchte, das wird für uns alle böse enden.«
    Für die an die Erde gefesselten Drachen war alles immer schlimmer geworden. Denn entgegen allen Erwartungen hatte Tintaglia einen Gefährten gefunden. Nachdem jedermann geglaubt hatte, Tintaglia sei der letzte noch lebende Drache. Zu erfahren, dass dies nicht stimmte, war ein Schock gewesen, und die Geschichte von einem schwarzen Drachen, der aus dem Eis erstanden war, schien zu weit hergeholt, um glaubwürdig zu sein.
    Irgendein Prinz aus den fernen Sechs Provinzen hatte den Drachen zutage gefördert. Aus ihr unerfindlichen Gründen, die sie aber auch nicht interessierten, hatte er ihn aus seinem eisigen Grab geborgen. Allerdings war der schwarze Drache nicht tot gewesen, vielmehr war er aus seinem langen, eisigen Schlaf erwacht und hatte Tintaglia zur Gefährtin genommen. Gemeinsam waren sie zum Jagen, Fressen und Paaren davongeflogen. So abenteuerlich die Geschichte klang, so stand eine Sache doch unumstößlich fest: Seit dieser Zeit war Tintaglia nur noch selten in die Regenwildnis zurückgekehrt. Manche Regenwildleute berichteten, dass sie die beiden Drachen in der Ferne hatten fliegen sehen. Verbittert meinten manche, dass Tintaglia sich nun, da sie keinen Nutzen mehr von den Menschen hatte, von ihnen abgewandt hatte. Nicht nur hatte sie ihnen die Pflege der gefräßigen Drachenbrut überlassen, sondern ihr Schatten glitt auch nicht mehr schützend über den Regenwildfluss.
    Obwohl Tintaglia ihren Teil der Abmachung nicht einhielt, blieb den Regenwildleuten kaum etwas anderes übrig, als sich weiterhin um die jungen Drachen zu kümmern. Denn darin war man sich einig: Schlimmer als eine Horde Drachen zu Füßen der Stadt war nur noch eine Horde hungriger und wütender Drachen zu Füßen der Stadt. Zwar lagen die Reifegründe ein gutes Stück flussaufwärts von Trehaug, aber sie befanden sich im Grunde direkt über der versunkenen Stadt Cassarick. Die meisten der zugänglichen Teile der Elderlingsstadt unter Trehaug waren schon lange ihrer Schätze beraubt worden. Nun versprach Cassarick eine ähnliche Ausbeute, doch nur, wenn man die Drachen bei Laune hielt und diese den Menschen den Zugang gestatteten.
    Thymara fragte sich, wie viele der jungen Drachen wohl noch am Leben waren. Nicht alle Schlangen, die es in einen Kokon geschafft hatten, waren als Drachen daraus geschlüpft. Als ihr Vater das letzte Mal nach Cassarick gegangen war, hatte Thymara ihn begleitet. Das war vor etwas mehr als zwei Jahren gewesen. Wenn sie sich recht erinnerte, waren es damals noch achtzehn Drachen gewesen. Krankheiten, Mangel an frischer Nahrung und Streitigkeiten untereinander hatten einen schweren Tribut gefordert. Thymara hatte sie von den Bäumen aus beobachtet und sich nicht zu nähern gewagt. Die schmutzigen, unbeholfenen Kreaturen hatten einen tragischen Eindruck auf sie gemacht, beinahe ekelerregend, wenn sie sie mit dem schimmernden Glanz der frisch Geschlüpften verglich. Sie waren nichts weiter als große, missgestaltete und mit Schlamm verschmierte Ungetüme, die flussaufwärts in einem zertrampelten Morastloch vegetierten. Sie rochen unangenehm. Apathisch stapften sie herum und wateten durch ihre eigenen Ausscheidungen, steckten die Schnauze in die Überreste ihrer Mahlzeiten. Keinem der Drachen war es jemals gelungen, zu fliegen. Mit großen Einschränkungen vermochten manche von ihnen für ihr eigenes Futter zu sorgen, und zwar indem sie in den Fluss wateten und Fische aus den wandernden Schwärmen fingen. Deutlich nahm sie die unterdrückten Rivalitäten war, stärker noch als den Gestank der Reptilien. Da sie den Anblick der übel gelaunten, mageren Geschöpfe nicht länger ertrug, hatte sie sich abgewandt.
    Mit einem Kopfschütteln verscheuchte Thymara die Erinnerungen und konzentrierte sich aufs Klettern. Sie grub ihre Klauen in die Borke und stieg auf die Äste, die sich über ihrem Haus bogen. Es stand

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