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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hatten. Beim Gedanken daran, was nun aus ihnen geworden war, schüttelte sie den Kopf.
    »Ob man ihnen Vorwürfe macht oder nicht, das kann einfach nicht so weitergehen. Die Ausgräber in Cassarick weigern sich, weiterzuarbeiten, solange die Drachen dort frei herumlaufen. Sie sind eine Gefahr, da sie keinerlei Achtung vor Menschen haben. Es gab Zwischenfälle, weil Drachen den Arbeitern in die Ausgrabungen gefolgt sind und die Stützbalken umgerissen haben. Einer der Arbeiter ist von einem Drachen verfolgt worden. Manche behaupten, dass der Drache ihn fressen wollte, andere, dass der Mann das Geschöpf gereizt hat; und wieder andere meinen, dass der Drache es auf das Essen abgesehen hatte, das der Mann bei sich trug. Am Ende läuft es auf dasselbe hinaus: Die Drachen sind eine Gefahr und ein Ärgernis für die Arbeiter in Cassarick. Und mit den Toten gab es auch eine Reihe von Zwischenfällen. Bei einer Bestattung hat eine Familie kürzlich die Großmutter dem Fluss übergeben. Der Strom hat den eingewickelten Leichnams fortgetragen, und während die Trauernden noch Kränze und Blumen ins Wasser warfen, ist eine blaue Drachin in die Strömung gewatet, hat sich die Leiche geschnappt und ist damit in den Wald gerannt. Die Familie rannte hinterher, konnte die Drachin aber nicht einholen. Keiner der Drachen will den Vorfall zugeben, doch die Familie schwört, dass ihre Großmutter von einem Drachen verschlungen wurde. Und nun macht man sich natürlich Sorgen. Wenn sie sich an unseren Toten laben, wie lange dauert es dann noch, bis sie uns lebend fressen?«
    Entsetzt schwieg Thymara. Erst nach einer Weile sagte sie leise: »Anscheinend sind die Drachen nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Das ist ja wirklich eine Enttäuschung, anscheinend sind es nichts als Tiere.«
    Ihr Vater schüttelte den Kopf. »Schlimmer als die niedrigsten Tiere, wenn es stimmt, was man erzählt. Drachen haben die Gabe der Vernunft und der Sprache. Dass sie dennoch so tief sinken, ist unverzeihlich. Es sei denn, sie sind geistesgestört. Oder einfältig.«
    Voller Unbehagen erinnerte sich Thymara an den Tag des Schlüpfens. »Sie haben keinen gesunden Eindruck gemacht, als sie aus den Kokons hervorgekrochen sind. Vielleicht sind ihre Seelen genauso missgestaltet wie ihre Körper.«
    »Vielleicht.« Ihr Vater seufzte. »Die Wirklichkeit meint es manchmal nicht gut mit den alten Legenden. Womöglich waren Drachen in der fernen Vergangenheit sogar klug und edel. Vielleicht haben wir auch nur die Bilder betrachtet, die die Elderlinge uns hinterlassen haben, und uns dann etwas vorgemacht, sie uns anders vorgestellt, als sie wirklich waren. Dennoch muss ich dir recht geben. Ich glaube, ich bin ebenso enttäuscht wie du, dass sie sich als derart widerwärtige Bestien entpuppen.«
    Nach einiger Zeit fragte sie: »Doch was hat das alles mit mir zu tun?«
    »Nun, Gedder und Sindy wussten nicht in allen Einzelheiten darüber Bescheid, aber nach vielen Debatten hat das Konzil das Naheliegende entschieden: Die Drachen müssen aus Cassarick weggebracht werden. Selden, der Elderling, hat von einem Ort weit flussaufwärts erzählt, an dem Drachen und Elderlinge einst Seite an Seite gelebt haben. Dort soll es reichlich Jagdwild, elegante Paläste und Gärten gegeben haben. Nun ja, es hört sich nach einem Märchen aus einer Zeit an, als Trehaug und Cassarick noch nicht verschüttet waren. Vor ein paar Jahren hat Selden vorgeschlagen, eine Expedition auszusenden, die danach suchen sollte. Damals hat niemand angebissen. Tja, wer sagt einem, dass der Ort nicht längst im Sumpf versunken ist? Jetzt ist das Konzil aber gewillt, der Legende Glauben zu schenken. Offenbar haben die jungen Drachen vage Erinnerungen an den Ort, und manche haben ihre Sehnsucht danach geäußert. Einige Gerüchte behaupten sogar, dass es die Hauptstadt der Elderlinge war, und dass sich ihre Schatzkammern dort befanden. Dies hat natürlich ein gewisses Interesse hervorgerufen. Nun möchte das Konzil, dass die Drachen verschwinden und sich dort niederlassen. Damit haben sich die Drachen einverstanden erklärt, doch nur, wenn sie von Menschen begleitet werden, die für sie jagen und ihnen auf der Reise helfen. Und deshalb sucht das Konzil in seiner großen Weisheit nach Leuten, die als entbehrlich gelten. Und das war das ›Angebot‹, das man dir gemacht hat. Dass du diese Geschöpfe als Drachenpflegerin flussaufwärts begleitest an einen Ort, der womöglich gar nicht mehr existiert und

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