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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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reden.«
    »War er zärtlich zu dir, Sedric? Hat er dir gesagt, dass er dich liebt, und dir kleine Geschenke gemacht? Hat er sich daran erinnert, welche Düfte du magst und welche Süßigkeiten?«
    Sie würde nicht lockerlassen. War er ihr das schuldig? Musste er dies ertragen? Nach einem tiefen Atemzug gestand er es ein. »Nein. So war ich zu ihm. Aber er hat mich nie so behandelt.«
    »Wie war er dann?« Ihre Stimme klang, als wäre sie den Tränen nahe. »Was hat er gemacht, dass du ihn geliebt hast?«
    Darüber musste er erst einen Augenblick nachdenken. Und das schmerzte. »Er war Hest. Du hast ihn erlebt. Man kann sich leicht in ihn verlieben. Er sieht gut aus und ist fein gekleidet. Und elegant auf der Tanzfläche. Charmant. Wenn er will, schenkt er dir seine Aufmerksamkeit und macht dich zum wichtigsten Menschen auf der Welt. Er war stark, und ich fühlte mich … beschützt. Von ihm getragen. Ich konnte nicht glauben, dass er mich erwählt hat. Er war so schön, dass es schon ein Geschenk war, dass er mich überhaupt bemerkte. Ich war geblendet. Und er hat mir auch Geschenke gemacht. Kleider. Pfeifen. Ein Pferd. Doch wenn ich jetzt zurückblicke, denke ich, dass sie nicht wirklich mir galten. Denn diese Dinge hat er mir nur gegeben, damit ich aussah, wie er es wollte. Damit ich ihm mit meinen schäbigen Kleidern oder meinem schlechten Gespür für Pferde keine Schande machte. Ich war wie … wie Stoff. Wie etwas, das er zurechtgestutzt und maßgeschneidert hat, damit es ihm passt.«
    Er hatte auf den Tisch gestarrt, auf den fast leeren Napf, den billigen Tonbecher und den unbenutzten Löffel. Jetzt hob er den Blick zu ihr auf. Im schwachen Licht hätte ihr Gesicht eine Papiermaske mit ausgeschnittenen Augenlöchern sein können. Sie war vollkommen ruhig, dachte er. Aber nein, die Ruhe war nur an der Oberfläche. Darunter kochte sie.
    »Ich gehe nicht zurück.«
    Er glotzte sie an, da er nicht in der Lage war, eine Verbindung zwischen ihren Worten und dem, was er gesagt hatte, herzustellen.
    »Ich werde niemals nach Bingtown zurückkehren«, erläuterte sie. »Ich gehe nicht dahin zurück, wo mich jeder kennt und weiß, wie ich getäuscht und beschämt wurde. Das war etwas, was Hest mir angetan hat. Aber ich lasse nicht zu, dass ich auch wirklich zu diesem Menschen werde. Ich lasse mich nicht zurechtstutzen und maßschneidern, damit ich ihm passe.«
    »Alise …«
    »Er hat seine Schwüre gebrochen. Er hat unseren Vertrag ungültig gemacht. Deshalb bin ich nicht länger an ihn gebunden, Sedric, und es gibt für mich keinen Grund, zu ihm zurückzukehren. Ich bleibe hier. Auf Teermann mit Leftrin. Ich weiß, dass er mich aufnehmen wird, und es kümmert mich nicht, ob er mich heiraten möchte oder nicht. Ich bleibe bei ihm.«
    »Das kannst du nicht machen. Das solltest du nicht tun.« Dies war kein guter Zeitpunkt, um es ihr zu sagen. Aber er konnte sie auch nicht vom Tisch davongehen lassen, ohne dass sie es wusste. Er durfte nicht zulassen, dass sie etwas Unwiderrufliches tat und etwas, das einem anderen Mann erlaubte, sie erneut zu betrügen.
    »Alise. Du solltest ihm nicht trauen.« Seine Worte ließen sie innehalten, ihre Hand lag schon auf der Klinke.
    »Ich weiß, dass du das glaubst, Sedric.« Sie drehte sich nicht einmal zu ihm um. »Ich weiß, dass du ihn für ungebildet und unter meinem Stand hältst, plump und taktlos. Und weißt du was? Genau das ist er auch. Aber er liebt mich, und ich liebe ihn, und ich habe herausgefunden, dass dies eine viel größere Rolle spielt als all die Dinge, die dir wichtig erscheinen.« Sie machte die Tür auf.
    »Alise, er belügt dich.«
    Kurz blieb sie vor der Tür stehen. Dann schloss sie sie leise wieder. Auch wenn er ihr Gesicht nicht erkennen konnte, vermochte er sich vorzustellen, wie die Unsicherheit in ihren Augen aufflackerte. Schon einmal hatte ein Mann sie zum Narren gehalten. Jahrelang hatte ihr ein Mann etwas vorgespielt, dem sie als Freund vertraut hatte. Konnte sie sich auf ihr Urteilsvermögen verlassen? Geschah dasselbe wieder?
    »Ich sage dir das nur sehr ungern.«
    »Das mag sein«, gab sie barsch zurück. »Aber sag es trotzdem. Wieso sollte er mich betrügen? Und wie? Hat er eine Frau, von der ich nichts weiß? Oder irgendwo riesige Schulden? Ist er ein Mörder, ein Lügner, ein Dieb? Was?«
    Er knirschte mit den Zähnen, während er überlegte, wie er es ihr sagen konnte, ohne seine Rolle bei Jess’ Tod preiszugeben. Die wollte er für sich

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