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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Bingtowns Wirtshäusern. An Branntwein nach dem Essen in Hests Gemächern mit dem engsten Freundeskreis und an Lustbarkeiten, die noch lange anhielten, nachdem Alise angeklopft hatte, um ihnen eine Gute Nacht zu wünschen, und sich zum Schlafen in ihr Zimmer zurückgezogen hatte.
    »Das muss ich wissen, Sedric.« Ihre Worte riefen ihn zurück in die enge und schmuddelige Bordküche. Sie beobachtete ihn mit bleichem Gesicht. Und harrte der Wahrheit.
    In ihrer Lage hätte er sich genauso gefühlt. Auch er hätte unbedingt wissen wollen, wie sehr er sich hatte zum Narren machen lassen und wie viele Leute davon gewusst hatten. »Ja«, sagte er, und es war wie ein Stich in die Zunge. »Aber ich habe nicht gelacht, Alise. Manchmal habe ich dich in Schutz genommen.«
    »Manchmal aber auch nicht«, ergänzte sie schonungslos. Seufzend stellte sie den Becher ab. Das leise Klappern erfüllte den stillen Raum. Dann hob sie die Hände und verbarg das Gesicht darin. Er befürchtete, dass sie weinen würde. Und wenn sie weinte, würde er sie trösten müssen, aber dann würde er sich wie ein Schwindler fühlen. Schließlich war er an ihrer Demütigung beteiligt gewesen. Da konnte er ihr schlecht den Trost eines Freundes spenden. Wortlos und still wartete er ab, ob sie ein Geräusch von sich geben würde.
    Aber als sie die Hände wieder herunternahm, stieß sie nur einen tiefen Seufzer aus. Dann trank sie einen weiteren Schluck aus ihrem Becher. »Wie viele?«, fragte sie im Gesprächston. »Wie viele Leute in Bingtown wussten, was für eine Närrin ich war?«
    »Du warst keine Närrin, Alise.«
    »Wie viele, Sedric.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Mehr als zehn?« Sie war unnachgiebig.
    »Ja.«
    »Mehr als zwanzig?«
    »Ich glaube schon.«
    »Mehr als dreißig?«
    »Möglich.« Er holte Luft. »Wahrscheinlich.«
    Sie lachte bitter. »Dann wart ihr in eurer Heimlichkeit nicht besonders heimlich, was? Bin ich die Einzige, die es nicht gewusst hat?«
    »Alise … du verstehst das nicht. Männer wie wir haben unsere eigenen Kreise, die für die Gesellschaft in Bingtown nahezu unsichtbar sind. Wir schaffen unsere eigene Welt. Das müssen wir auch, denn wenn wir das nicht machen würden, würde man uns nicht gestatten … Du bist nicht die einzige Frau, die nichts von den Vorlieben ihres Mannes weiß. Es gibt in Bingtown aber auch Frauen, die es wissen, sich damit aber arrangiert haben. Meine Schwester denkt zum Beispiel, dass auch du zu jenen Frauen gehörst – so hat sie sich jedenfalls einmal geäußert. Manche dieser Männer sind Väter, manche lieben ihre Frauen auf ihre eigene Weise. Es ist nur so, dass … nun ja …«
    Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt. »Sophie wusste es?«
    »Ja. Sophie wusste es. Und sie schien anzunehmen, dass du es auch weißt und damit einverstanden bist. Eine Zeit lang habe ich gehofft, dass es so wäre. Doch als ich es Hest gegenüber eines Tages erwähnt habe, hat er nur gelacht.«
    Mit gerunzelter Stirn grübelte sie darüber nach. Dann fragte sie unvermittelt. »Woher hat Sophie es gewusst? Hast du es ihr gesagt?«
    »Das brauchte ich nicht. Sie ist meine Schwester. Sie hat es einfach gemerkt.« Er hielt kurz inne, um darüber nachzudenken. »Ihr war es schon immer klar«, fügte er leise hinzu.
    Alise holte Luft und seufzte. »Ich weiß wirklich nicht, was demütigender ist. Dass deine Schwester mich für eine getäuschte Närrin hielt oder dass sie glaubte, ich hätte mich freiwillig darauf eingelassen.« Sie sah zur Seite. »Hest hat wenigstens nicht so getan, als läge ihm etwas an mir. Im Nachhinein muss ich sagen, dass er auf eine eigenartige Weise sogar aufrichtig mit mir war. Denn ich wusste, dass er mich nicht wollte, dass er mein Bett nur aufsuchte, weil er es musste, um ein Kind zu zeugen. Ich vermutete, dass er irgendwo eine andere Frau oder andere Frauen hatte, und konnte nie begreifen, warum er nicht gleich eine geheiratet hatte, die er auch leiden konnte. Aber jetzt weiß ich es. Weil er es nicht konnte.«
    Angesichts ihrer kalten Logik senkte er den Kopf.
    »Wenn ich mir euch zusammen vorstelle, wenn ich daran denke, dass ihr euch umarmt habt, euch auf den Mund geküsst habt, euch aneinander gedrückt habt … Im selben Haus, in dem ich gelebt habe. Dass ihr beide zu mir zum Frühstück herab gekommen seid, nachdem ihr die Nacht miteinander verbracht habt, dass ihr gemeinsam Pläne geschmiedet habt …«
    Er war entsetzt. »Bitte nicht, Alise. Darüber möchte ich nicht

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