Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Nicht, dass sie sich aus der blöden Drachin noch etwas machte, aber Sintara war mit all ihrer Gefühllosigkeit besser als ihre sogenannten Freunde. Denn immerhin zeigte sie offen, dass sie nichts für Thymara empfand.
    Während sie beim Feuer gestanden hatte, war Teermann neben den Booten auf die Sandbank gezogen worden. Mit mitleidigen Augen sah der Kahn ihr zu, wie sie wütend die Decke aus ihrem Rucksack zerrte und eine Ration Trockenfleisch hervorkramte. Heute Abend wollte sie alleine essen. Allerdings brachte die Versuchung einer warmen Mahlzeit ihren Entschluss ins Wanken. Sie sah zu Teermann hinüber. Würde ihr Leftrin wohl gestatten, sich am Küchenherd zu wärmen und eine Tasse heißen Tee zu trinken? Sie näherte sich dem Kahn und sah an ihm hinauf. Der Kapitän war sehr darauf bedacht, dass seine Autorität nicht infrage gestellt wurde. Ohne Erlaubnis durfte kein Hüter an Bord kommen. Vielleicht würde sie diese von Alise bekommen? Seit ihrem Missgeschick hatte sie wenig Gelegenheit gehabt, sich mit der Frau zu unterhalten.
    Als ihr der Gedanke kam, bemerkte sie die Silhouette eines Mannes, der am Bug über die Reling kletterte und unbeholfen die Strickleiter hinunterstieg. Er war schlank und bewegte sich nicht wie die Mannschaftsmitglieder, die sie bisher gesehen hatte. Unten angekommen, entfernte er sich von der Leiter, stolperte aber und stieß einen leisen Fluch aus. Da erkannte sie ihn.
    »Sedric!«, rief sie überrascht. »Mir wurde gesagt, dass Ihr sehr krank seid. Deshalb bin ich erstaunt, Euch hier zu sehen. Fühlt Ihr Euch besser?« Insgeheim hielt sie es für eine dumme Frage. Der Mann sah furchtbar hager und mitgenommen aus. Die feinen Kleider hingen ihm schlackernd am Leib, und dem Geruch nach hatte er sich nicht gewaschen.
    Mit schleppenden Schritten, die nichts von seinen einst eleganten Bewegungen hatten, drehte er sich zu ihr um. Anscheinend ärgerte es ihn, sie hier anzutreffen. Dennoch antwortete er: »Besser? Nein, Thymara, nicht besser. Aber vielleicht geht es mir bald besser.« Seine Stimme war heiser, als hätte er einen trockenen Hals. Sie fragte sich, ob er angetrunken war, tadelte sich aber sogleich für diesen Gedanken. Er war sehr krank gewesen, das war alles.
    Als er sich ohne ein weiteres Wort von ihr abwandte, erkannte sie, dass er eine schwere Holzkiste trug. Deshalb war er so unbeholfen die Leiter heruntergeklettert. Beim Gehen neigte er sich zur Seite, als wäre ihm die Kiste zu schwer. Fast wäre sie ihm nachgeeilt, um ihm ihre Hilfe anzubieten, aber sie hielt sich zurück. Bestimmt würde es ihn beschämen, wenn ihr auffiel, wie geschwächt er war. Besser war, ihn nicht zu behelligen. Sollte er alleine klarkommen.
    Sie machte sich auf, Sintara unter den Drachen zu suchen. Beim Gehen wippte die Schlafmatte auf ihrem Rücken. Nach drei Schritten nahm sie sie herunter und hielt sie gegen ihre Brust gedrückt. Der Kratzer an ihrem Arm war verschorft und heilte rasch ab, doch die lange Schürfwunde, die sich entlang der oberen Wirbelsäule zog, wollte nicht verheilen. Am übrigen Körper hatten die Schuppen sie vor Mercors Zähnen geschützt, aber dort hatten sie nicht standgehalten. Sylve hatte es als Erste bemerkt, da sie darauf bestanden hatte, dass Thymara ihr Hemd auszog und sich von ihr verbinden ließ. »Was ist das?«, hatte das Mädchen sie gefragt.
    »Was ist was?«, hatte Thymara noch immer zitternd zurückgefragt.
    »Das«, hatte Sylve geantwortet und sie dabei zwischen den Schulterblättern berührt. Es tat weh, als hätte sie ein Geschwür aufgestochen. »Es sieht aus wie ein Schnitt, der sich wieder geschlossen hat. Wann ist das passiert?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich lasse es erst einmal abtrocknen«, sagte Sylve, und bevor Thymara es ihr untersagen konnte, hatte das Mädchen ein Stück Schorf weggerissen. Sie spürte, wie ihr eine warme Flüssigkeit den Rücken hinunterlief, und als sie sich umwandte, tupfte Sylve sie mit angewidertem Gesichtsausdruck ab. Doch während das geschuppte Mädchen die Beulen aufstach, mit sauberem Wasser auswusch und verband, drang kein Laut des Ekels aus ihrem Mund. Inzwischen hätte es verheilt sein müssen. Aber der Schnitt schwoll an, eiterte und blieb wund. Manchmal nässte er am Morgen. Sie hatte kein Mittel dagegen und keine Lust, dass jemand ihren Eidechsenleib untersuchte. Es würde schon heilen, redete sie sich dickköpfig ein. Bisher war immer alles verheilt. Diesmal dauerte es nur einfach länger. Und es tat mehr

Weitere Kostenlose Bücher