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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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die anderen Boote ihr und Rapskal weit voraus. »Vielleicht heute Abend, wenn wir haltmachen«, schlug sie vor, als sie bemerkte, mit welchem Verlangen er zu den Früchten hinaufblickte.
    Doch als der Abend dämmerte und das Ufer noch immer ungastlich war, stellte sie sich auf eine Nacht an Bord von Teermann ein, wo es lediglich Brot und etwas gesalzenen Fisch geben würde. Falls nötig konnten sich die Drachen mit ihrer Schuppenhaut unter die Bäume zwängen und eine unbequeme Nacht auf dem Trockenen verbringen. Ihr und den anderen Hütern war dies jedoch nicht möglich. Ihr jüngstes Erlebnis hatte ihr das vor Augen geführt. Zwar vermehrten sich die Schuppen auf ihrer Haut, aber sie besaß keinen Panzer, wie ihn die Drachen hatten. Sosehr Mercor sich bemüht hatte, ihr nicht wehzutun, hatten seine Zähne doch Schrammen auf ihr hinterlassen. Sylve hatte ihr geholfen, die Kratzer und die Schürfung an ihrem linken Arm zu versorgen, die seine Fänge verursacht hatten. Thymara war es peinlich gewesen, weil das Mädchen dabei gesehen hatte, wie verschuppt sie bereits war. Die meisten ihrer Verletzungen waren nur oberflächlich, aber eine Riefe zwischen den Schultern war noch immer wund und tat bei Berührung weh. Sie hatte Schmerzen und sehnte sich danach, ihr Boot ans Ufer zu ziehen und ein Nachtlager aufzuschlagen. Aber die Drachen hofften offensichtlich, eine bessere Stelle zu finden, denn sie wanderten einfach weiter. Den Hütern blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen.
    Als Rapskal und Thymara die Drachen an diesem Abend einholten, hoben sich ihre dunklen Silhouetten vom schimmernden Wasser ab. Sie verteilten sich auf einem lang gestreckten Streifen angeschwemmten Schlicks, der sich in den Fluss hinausschlängelte. Die Sandbank war verhältnismäßig neu, es gab hier keine Bäume. Entlang des Grats wuchsen ein paar Sträucher und Grasbüschel. Ein riesiger, gestrandeter Baumstamm und ein Gewirr aus Treibholz boten genug Material, um ein Feuer zu machen. Das musste reichen.
    Mit einem kräftigen Ruderschlag brachte sie die Spitze des Boots auf die Sandbank. Rapskal legte sein Paddel ins Boot und sprang an Land, um nach der Fangleine zu greifen und den Rumpf noch ein Stück weiter auf den Schlamm zu ziehen. Mit einem Stöhnen verstaute auch Thymara ihr Paddel und erhob sich steif. Zwar war sie durch das beständige Rudern kräftiger und ausdauernder geworden, aber dennoch war sie abends müde, und die Knochen taten ihr weh.
    Rapskal war die besonders lange Anstrengung des Tages nicht anzumerken. »Zeit, das Feuer anzufachen«, verkündete er munter. »Und trocken zu werden. Ich hoffe, die Jäger haben etwas Fleisch erlegt. Ich kann keinen Fisch mehr sehen.«
    »Fleisch wäre fein«, pflichtete sie ihm bei. »Und ein schönes Feuer.« Neben ihr zogen die anderen Hüter ihre Boote an Land und stiegen erschöpft aus.
    »Dann lass uns hoffen«, gab er zurück, und ohne sich nach ihr umzusehen, flitzte er in die Dunkelheit davon.
    Seufzend sah sie ihn verschwinden. Sein unermüdlicher Optimismus und seine Energie munterten sie auf und raubten ihr zugleich die Kraft. Mit einem verdrießlichen Stöhnen machte sie sich daran, Rapskals Ausrüstung, die kreuz und quer im Rumpf lag, zu ordnen. Danach stapelte sie ihre eigenen Sachen so, dass ihre Decke und ihr Essgeschirr obenauf lagen. Dann folgte sie ihm. Im Windschatten des großen Stamms wurde Feuer gemacht, so würde der Baum nicht nur das Brennmaterial liefern, sondern auch die Hitze abstrahlen. Eben fingen die ersten kleinen Flammen an zu flackern. Rapskal war beim Feuermachen unübertroffen und war darin unermüdlich. Den Beutel mit dem nötigen Werkzeug hatte er immer um den Hals hängen. Als die feinen Regentropfen auf die Flammen fielen, knisterte es.
    »Müde?«, drang Tats Stimme aus der Dunkelheit links von ihr.
    »Mehr als müde«, gab sie zurück. »Wird diese Reise denn niemals enden? Ich habe schon ganz vergessen, wie es ist, wenn man länger als ein oder zwei Nächte am selben Ort ist.«
    »Und es kommt noch schlimmer. Wenn wir erst einmal dort angekommen sind, wo wir die Drachen hinbringen sollen, müssen wir den ganzen Weg wieder zurückreisen.«
    Kurz schwieg sie. »Würdest du deinen Drachen verlassen?«, fragte sie dann leise. Sie hatte sich mit Sintara noch immer nicht ausgesöhnt, und an die Drachin zu denken, bereitete ihr Schmerzen. Zwar kümmerte sie sich wie eh und je um sie, putzte sie und beschaffte ihr zusätzliches Futter, aber sie

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