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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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streckte ihr seine Hand hin. Sie gab vor, sie nicht zu sehen, drehte sich um und ging fort. Er schloss gequält die Augen.
    „Raine“, sagte er so leise, dass sie ihn nicht hören konnte. Er wusste jetzt, warum Dichter davon sprachen, dass Herzen brachen, denn gerade jetzt zerbarst etwas in seiner Brust, etwas Heißes, Schmerzhaftes verströmte sich in ihm. Er schlug die Augen wieder auf. Ihr schlanker Rücken war ihm zugewandt. Ihre Schultern waren gebeugt, wie unter einer unsichtbaren Last, und ihr Gang war schleppend.
    Sie blieb stehen, sah sich in dem Raum um, auf der Suche nach etwas, das ihr die nötige Entschuldigung liefern könnte, noch zu bleiben, obwohl sie genau wusste, sie sollte gehen. „Ihr. . .“ Sie räusperte sich und setzte noch einmal an. „Ihr sagtet, Ihr suchtet nach einem orientalischen Schränkchen.“ Vergeblich versuchte sie ihren früheren unbeschwerten Tonfall zu treffen.
    Er antwortete ihr entsprechend, forschte wie sie nach einem Ort, verborgen vor den Forderungen und Machenschaften der Welt dort draußen, dem Ort, den sie in diesen verlassenen Räumen gefunden hatten. Sie waren auf der Suche nach einem sagenumwobenen Schatz und hatten einen anderen, einen viel größeren gefunden, einen, nach dem sie nicht gesucht hatten und von dem sie selbst genau wussten, dass sie ihn nicht würden behalten können.
    „Ja“, erwiderte er dumpf. „Ein orientalisches Schränkchen.“
    „Dunkel? Ungefähr zwei Fuß groß?“ Zuversicht legte sich über ihre Züge.
    „Ja“, antwortete er. „Ein Teeschränkchen.“
    Ihre Augenlider waren vor Erschöpfung malvenfarben. Ihre Haut war durchschimmernd, klar, ohne den weißen Gesichtspuder, den sie gewöhnlich auftrug, und sie wirkte zerbrechlich und allzu sterblich.
    „Sieht es so wie das dort aus?“ Sie deutete in eine Ecke.
    Er schaute in die Richtung, in die sie zeigte. Der Raum, in dem sie sich befanden, war weniger voll gestopft als die anderen: zwei Anrichten mit Wasserflecken; ein modriger, aufgerollter Teppich; eine lederverkleidete Reisetruhe; und an der Wand ein gewaltiger Bücherschrank, dem eine Tür fehlte, die Regalbretter dunkel und leer. Auf dieser Monstrosität thronten verschiedene Kisten und andere Gegenstände, die sie wegen der Höhe des Bücherschrankes bisher übersehen hatten. Nur jetzt, von der anderen Seite des Raumes aus, konnte man sie sehen.
    Das Schränkchen war überreich mit Schnitzereien verziert. Es sah fremdartig aus. Es war schwarz.
    „Ja“, sagte Raine, und sein Herzschlag beschleunigte sich. In diesem Schränkchen konnte sich die Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches befinden, der Traum wahr werden, den er sich jeden Morgen beim Aufwachen zu vergessen befahl. Doch jetzt, wo es in Reichweite war, tauchte der Traum wieder aus der Unterwelt auf, in die er ihn verbannt hatte, und funkelte mit tausend neuen Möglichkeiten.
    Mit dem Besitz des McClairen-Schatzes wäre er reich. Er wäre dann begehrenswert für jede Frau, die wegen Geldes heiratete.
    Augenblicklich erstickte er die lächerliche Vorstellung. Sie war eine McClairen. Sie machte ihn für das Abschlachten ihres Clans verantwortlich. Vor kaum zehn Minuten noch hatte sie bedauert, dass er damals überlebt hatte.
    Er packte eine der beiden Anrichten aus Mahagoni und stemmte sich dagegen, schob das wuchtige Möbelstück keuchend über den Boden zu dem Bücherschrank. Niemals konnte er Favor um ihre Hand bitten, aber mit dem McClairen-Schatz in seinem Besitz konnte er wenigstens dafür sorgen, dass sie nicht irgendeinen verdammten Idioten wie
    Tunbridge heiraten musste. Er konnte ihr die verfluchten Juwelen geben.
    Der Anrichte einen letzten Stoß versetzend, so dass sie wenige Fuß vor dem Bücherschrankungetüm stehen blieb, stemmte er sich hinauf. Er betrachtete den dunklen Gegenstand. Es war tatsächlich das Teeschränkchen seiner Mutter. Er konnte sich an die wellige Einlegearbeit am Rücken des Drachens erinnern, der über den Deckel tanzte. Er nahm das Schränkchen und sprang wieder zu Boden.
    Eine erlesen gearbeitete Bronzespange hing aus dem hinteren Scharnier. Ein Satz kleiner Schubladen fehlte völlig. Aber der Deckel, der Teil des Schränkchens, in dem die Juwelen verborgen gewesen waren, war immer noch unversehrt und nahtlos geschlossen.
    „Glaubt Ihr wirklich, es enthält den Schatz?“ brach Favor das Schweigen. Raine konnte weder ihren Ton noch ihre seltsam unfrohe Miene deuten.
    „Ich weiß es nicht. Lasst es uns herausfinden.“ Er

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