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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Merrick, Earl of Carr, befolgte den Rat des Geistes.
    „Sie ist von außen versperrt!“ rief Favor und zerrte an Raines Arm, während der immer wieder seine Schulter gegen die schmale Tür am Fuße der Turmtreppe rammte. Es war pechschwarz; einzig der helle Schimmer unter der Tür spendete Licht. „Wir müssen zurück gehen nach oben . . .“
    „Nein! Dort oben werden wir sterben!“
    Er bearbeitete die Tür seit Minuten, obwohl Favor das Gefühl hatte, es wären Stunden gewesen. Bis jetzt hatte der Steinturm dem in der übrigen Burg wütenden Feuer standgehalten, aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Flammen ihren Weg hinein finden würden, und wenn das geschah, würden sie unten im Turm bei lebendigem Leib verbrennen.
    „Favor“, sagte er drängend, „ich brauche etwas, irgend-etwas, mit dem ich die Türangeln lösen kann. Sieh, was du finden kannst. Ich werde unterdessen weiter versuchen, die Tür einzurennen.“
    Mit einem Händedruck als Zeichen, dass sie verstanden hatte, stolperte Favor die Treppe wieder hinauf, während sie mit den Händen nach etwas Brauchbarem tastete und mit ihren Füßen jede Stufe abfühlte, ob dort etwas läge. Auf halbem Weg in den zweiten Stock hätte sie sich fast an etwas Spitzem gestoßen, das aus der Wand ragte. Fieberhaft versuchte sie zu ertasten, um was es sich handelte. Es war ein Stück gebogenes Metall, ein kurzes eisernes Geländer, das irgendein gesegneter McClairen an der steilen Stelle hatte anbringen und dann verrosten lassen. Doppelter Segen auf sein Haupt.
    Favor umfasste das kalte Eisen mit beiden Händen und zog kräftig daran. Das Geländer bewegte sich, und sie hörte, wie Putz herunterfiel. Sie lehnte sich zurück gegen die Mittelsäule der Wendeltreppe, stemmte ihre Füße gegen die Wand und zerrte mit aller Kraft. Mit einem hörbaren Krachen löste sich das Eisenstück aus der Wand.
    Keuchend, aber glücklich eilte sie, das Geländer in der Hand, zu Raine nach unten. Sie fasste ihn am Arm und drückte ihm das drei Fuß lange Stück Metall in die Hand.
    „Bitte sehr! Und jetzt sorg dafür, dass wir hier rauskommen“, sagte sie und trat zur Seite.
    „Ja, Madame. “ Sein Tonfall verriet ihr, dass er lächelte. Sie hörte, wie er nach den Türangeln suchte, und das Kratzen von Metall auf Metall, als er das Ende unter die Halterung der Angeln zwängte, und sein Keuchen, als er sein Gewicht verlagerte.
    Und dann das Knirschen, als das verrostete Metall zerbrach.
    „Wir werden hier sterben, nicht wahr?“ fragte Favor leise.
    Statt einer Antwort vernahm sie ein lautes Krachen, als er seine Schulter einmal mehr gegen die Tür rammte. In der erstickenden Enge schien ihr das Geräusch doppelt laut.
    „Bitte, Raine“, sagte sie. „Wenn wir hier schon sterben müssen, dann will ich wenigstens dabei deine Arme um mich spüren.“
    Wieder ein Krachen.
    „Ich liebe dich, Raine. Ich will, dass du das weißt.“
    „Gott!“ Sein Aufschrei war halb hilflose Wut, halb flehentliche Bitte.
    „Bitte. ..“
    Er umfing sie in einer erdrückenden Umarmung. Seine Lippen, die salzig schmeckten von Schweiß und Blut, drückte er in einem so zärtlichen Kuss auf ihren Mund, dass ihr die Tränen in die Augen traten.
    „Ich liebe dich, Favor McClairen Merrick. Ich hätte alles in meiner Macht Stehende getan, um dich glücklich zu machen. Ich schwöre, das hätte ich.“
    „Wohin wären wir gegangen?“ fragte sie, und eine unnatürliche Ruhe überkam sie. Wie konnte sie nur so zufrieden sein in einer solchen Hölle? Eine der Wohltaten der Liebe, vermutete sie.
    „Amerika?“ schlug er vor und klang, als versuche er sich ebenfalls mit diesem Schicksal abzufinden, was ihm aber viel schlechter gelang als ihr. „Vielleicht. . . Indien. Ja, ich denke Indien. “
    „Es ist warm dort, nicht wahr?“ erkundigte sie sich wehmütig. „Ich habe nie begriffen, wie wichtig es mir ist, im Warmen zu sein, bis ich hierher zurückgekehrt bin.“
    „Ich verspreche, dir wäre nie wieder kalt gewesen“, erwiderte er mit rauer Stimme.
    „Ich hätte mich in Seide und Saris gekleidet und unter einem weißen Seidenbaldachin gelegen, während ich dir Granatäpfel in den Mund gesteckt hätte.“
    „Nein, mein Süßes“, widersprach er sanft. „Ich hätte dich mit Granatäpfeln gefüttert und den Saft von deinen Lippen geküsst.“
    „Dann wäre ich die erste Frau auf Erden gewesen, die von Granatäpfeln fett geworden wäre“, sagte sie und lächelte leise.
    Er antwortete

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