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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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ausgezogen.
    „Nein“, murmelte sie und zog ihre Knie an die Brust, ihre Arme darum schlingend. „Carr ist zu krank. Seit gestern liegt er im Bett. Er ist so krank, dass er sich noch nicht einmal von seinen abreisenden Gästen verabschieden konnte.“
    „Nun, dann muss sich sein Zustand eben gebessert ha-276
    ben“, sagte Muira, bekam Favor am Knöchel zu fassen und zog sie quer über das Bett zu sich. „Er hat vor ein paar Minuten eine Nachricht gesandt. Es ist ihm gelungen, einen Priester zu finden, aber der Mann traut sich nicht, lange zu bleiben aus Angst vor den Papstgegnern auf Wanton's Blush. Du musst aufstehen!“
    „Dann bin ich verdammt“, stieß Favor tonlos hervor, und als Muira sie weiter über das Bett zu ziehen begann, griff sie nach unten und löste deren Finger von ihrem Knöchel. „Ich komme schon. Ich habe gesagt, ich werde ihn heiraten, und das werde ich auch, also lasst mich jetzt in Ruhe.“ „Dummes Mädchen! Du kannst unmöglich so vor ihm erscheinen! Sieh dich doch nur an. Ich habe ein Bad vorbereiten lassen.“ Sie deutete auf einen Zuber, der in der Mitte des Raumes stand. „Das wirst du nehmen und dich gefälligst sauber machen!“
    Favor verzog ihre Lippen zu einem freudlosen Lächeln. „Wenn Ihr vor habt, mich wie ein verdammtes jungfräuliches Opfer herauszuputzen, dann steht Euch eine herbe Enttäuschung bevor, das verspreche ich. Eher gehe ich ihn in Schwarz heiraten.“
    Die Lippen der alten Frau wurden schmal vor Ungeduld. „Ach was! Fein. Carr heiratet ohnehin nicht dich, sondern Janet.“
    Sie trat einen Schritt zurück, während Favor sich zur Bettkante vorkämpfte und auf stand. In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen, und ein scharfer Schmerz schoss durch ihre Schläfe. Gequält schloss sie die Augen, und als sie sie wieder aufschlug, erhaschte sie in dem Spiegel an der gegenüberliegenden Wand einen Blick auf sich.
    Sie war leichenblass, ihre Augen waren eingesunken und von dunklen Schatten umgeben. Ihr Haar umrahmte in dicken schwarzen Strähnen ihr Gesicht und fiel ihr auf die Schultern, verlieh ihr ein wildes, ungezügeltes Aussehen. Befriedigt starrte sie ihr Spiegelbild an. Eine angemessene Braut für einen Mörder. Mit einer abgehackten Bewegung bedeutete sie Muira, ihr voranzugehen.
    Leise vor sich hin schimpfend, führte Muira sie über leere, dunkle Korridore und hallende Flure. Wanton's Blush wirkte bereits verlassen, da seine Bewohner sich in den vergangenen Tagen in einem stetigen Strom auf die Reise gen Süden gemacht hatten.
    „Sie sind hier drin und warten“, flüsterte Muira, als sie vor einer Tür stehen blieben. „Ich werde mir die Heiratsurkunde genau ansehen. Du nickst mit dem Kopf und antwortest, wenn der Priester es dir sagt, und dann wird es endlich vollbracht sein.“ Sie öffnete die Tür, hielt sie für Favor auf und folgte ihr dann in den Raum.
    Das Zimmer war eng und dunkel und von nicht festzustellender Bestimmung. Die wenigen angezündeten Kerzen taten ihr Möglichstes, die Schatten aus den Ecken zu vertreiben, waren aber nicht sonderlich erfolgreich. Wenigstens ist es keine Kapelle, dachte Favor. Ein Priester, der nahe der Tür auf einem hölzernen Stuhl mit hoher, un-bequemer Lehne saß, erhob sich bei ihrem Eintreten, und sein besorgter Blick huschte im Zimmer umher. Ein kleiner Mann stand mit verschlossener Miene neben dem Priester. Vermutlich ein Trauzeuge.
    Favor blickte sich um. Außer ihnen befand sich niemand im Raum. Ganz bestimmt nicht Carr. Erleichterung erfasste sie. Vielleicht war er wirklich noch zu unwohl, sein Zimmer zu verlassen. Oder er hatte seine Stärke überschätzt. Vielleicht würde er sogar überhaupt nicht kommen. Hoffnung stieg in Favor auf.
    „Wo ist Seine Lordschaft?“ erkundigte sich Muira, und ihre süße „Mrs. Douglas „-Stimme war ihrer wirklichen so unähnlich, dass Favor einen Augenblick brauchte, bis sie begriff, wer gesprochen hatte.
    „Seine Lordschaft ist zu krank, sein Bett zu verlassen.“ Der kleine Mann neben dem Priester trat einen Schritt vor.
    „Ah!“ Unwillkürlich entrang sich Muiras Lippen ein leiser Aufschrei, den sie augenblicklich erstickte.
    „Aber“, fuhr er fort, „Seine Lordschaft ist sehr viel daran gelegen, Miss Donne zu ehelichen, und da der Priester . . .“, sein verächtlicher Blick huschte zu dem schweigend dastehenden Mann, „seine sichere Zuflucht nur ungern für einen längeren Zeitraum verlässt, besteht Lord Carr darauf, die Angelegenheit nicht

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