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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Franny sich einen Deut darum scherte, was der Wirt mochte oder nicht. Der rücksichtslos wirkende Fremde sah irgendwie nach Großzügigkeit aus, und Franny wäre die Letzte, sich bei so etwas zu täuschen. Er war eine Stunde zuvor hereingekommen, fest entschlossen, sich sinnlos zu betrinken, wenn sie etwas davon verstand . . . was sie tat. Schlecht gelaunt, gereizt und dringend einer Entspan-nung bedürfend. Sie hatte beschlossen, sich dafür anzubieten.
    Denn außer der Tatsache, dass er nach Großzügigkeit aussah, gab er nicht wirklich ein schönes Bild ab? Wenn auch auf eine eher raue Art. Ein bisschen zermürbt, müde, obwohl er jung wirkte, doch auf der anderen Seite hatte auch sie selbst etwas Müdes, Aufgebrauchtes an sich.
    „Ihr da, Sir! “ ertönte eine Stimme von der anderen Seite des sonnendurchfluteten Schankraumes. „Seid Ihr von hier oder nur auf der Durchreise?“
    Der Fremde wandte seinen Kopf und blickte dorthin, von wo die leicht verschwommen klingende Männerstimme gekommen war; um Frannys Mund zuckte es verärgert. Verfluchter Davie Duff! Er erhob sich auf unsicheren Beinen, schnappte sich mit seiner freien Hand seinen Bierkrug und durchquerte den Raum. „Nun?“ fragte er.
    Der Fremde betrachtete ihn gleichmütig. „Warum wollt Ihr das wissen, mein Freund?“
    „Weil“, erwiderte Davie und schaute auf ihn herab, „Ihr mich an jemanden erinnert, den ich früher einmal kannte. Ein Busenfreund meiner missratenen Jugend.“ Er schien den Klang dieser Worte zu mögen, denn er wiederholte sie ein paar Mal. „Missratene Jugend. Missratene Jugend.“ „Ach ja?“ Der Fremde rückte Franny auf seinem Schoß zurecht. „Vergebt mir, wenn ich nicht aufstehe.“
    „Niemals!“ trumpfte Franny auf, entzückt von ihrer Schlagfertigkeit. Davie bedachte sie mit einem lüsternen Blick.
    „Und wer sollte dieser verlorene Gefährte sein?“ fragte der Fremde, nicht wirklich interessiert an dem Schatz, den sie ihm schmackhaft zu machen suchte.
    „Ein Bursche namens Raine Merrick. Aber der seid Ihr nicht, oder?“ wollte Davie wissen.
    „Seid Ihr Euch da so sicher?“ fragte der Fremde, und etwas in seiner Stimme veranlasste Franny, sich umzudrehen und ihn anzusehen.
    Ein Blick genügte, um zu erkennen, dass er Davie bloß aufzog. Er war nicht Raine Merrick. Sie hatte Raine Merrick gekannt. Nicht gut, aber gut genug, um mit dem Jungen das eine oder andere Mal das Lager zu teilen. Er war ein großer, kräftiger Jüngling gewesen, kantig und stämmig. Dieser Mann hier war größer als Raine, und obwohl er breite Schultern besaß, von schlankem Wuchs. Sein Haar war dunkler, und sein Gesicht eckiger als Raines. Doch am meisten erinnerte sie sich an die unterschwellige Wut, die Raine angetrieben hatte. Er hatte davon beinahe vibriert, wie ein Stück Metall vor einem Gewitter. Beißende Worte, geballte Fäuste, bitteres Gelächter - das war es, woran sie sich erinnerte, wenn sie an Raine Merrick dachte.
    Nicht, dass dieser Kerl hier aussah, als wären ihm geballte Fäuste fremd; aber er sah eher so aus, als gehöre ihm der Teufel, während Raine Merrick so ausgesehen hatte, als gehöre er dem Teufel.
    Was, bedachte man, dass Lord Carr sein Vater gewesen war, der Wahrheit recht nahe kam.
    „'s is gut, dass Ihr nicht Raine Merrick seid. Hab gehört, er is in irgend ’nem französischen Loch verreckt“, sagte Davie gerade.
    „Und es ist offensichtlich, wie sehr Ihr um ihn trauert“, antwortete der Fremde mit einem Anflug von Spott.
    „Ich? Nee! Er war nicht wirklich mein Kumpan, bewahre. Hab nur gesagt, dass ich dachte, Ihr wärt er. War nur ein Junge und immer drauf aus, seinem Vater eins auszuwischen, der arme Bastard. Das einzige Mal, dass sein Vater auch nur Notiz von ihm genommen hat, war, als er sich fast dafür hat aufhängen lassen, dass er einer Nonne Gewalt angetan hatte.“
    Der Kopf des Fremden ruckte bei diesen letzten Worten auf.
    „Ach, Davie, warum musst du denn so eine alte, schreckliche Geschichte wieder aufwärmen?“ rief der Wirt.
    „Weil das die einzige Sorte Geschichten ist, die es hier über Raine Merrick gibt“, erwiderte Davie hämisch lachend.
    „Klingt wie der Teufel persönlich“, bemerkte der Fremde.
    „Nun, das ist es auch, was der McClairen-Clan gedacht hat - das sind die, die ihm beinahe das Genick gebrochen haben“, erzählte Davie. „Das Mädchen, dem er angeblich Gewalt angetan hatte, war eine McClairen.“
    Der Fremde widmete seine ganze Aufmerksamkeit dem

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