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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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großen Bergkette zu folgen, und Anhöhen und Täler, Schluchten und schroffe Spalten wechselten sich so unvermittelt ab, dass darin kein Muster zu erkennen war. Ein Tal sah so weiß aus wie das andere, und die Hänge glichen sich wie ein Eismöwen-Ei dem anderen. Hier und dort gab es Markierungssteine, die den Weg zum schwarzen Felsen anzeigten, und Rajin erinnerte sich von den bisherigen Reisen zu Fjendurs Heiligtum her an einige charakteristische Felsformationen, deren Hänge teilweise so steil waren, dass sich Eis und Schnee dort nicht festkrallen konnten.
    Immer öfter zügelte Bratlor seine Riesenschneeratte und warf einen sorgenvollen Blick auf die tanzende Kompassnadel. „Die Zeit der Irrungen beginnt viel heftiger als sonst“, sagte er zu Rajin. „Allmählich frage ich mich, ob das nicht vielleicht doch ein Zeichen ist.“
    „Ein Zeichen der Natur oder eines, das übernatürliche Mächte gesetzt haben?“, fragte Rajin.
    Bratlor steckte den Kompass wieder ein und bedachte Rajin mit einem langen nachdenklichen Blick. „Vielleicht kannst du das sogar besser beantworten als ich.“
    In der Ferne hörte man das Echo eines heulenden Eiswolfs, dessen Rudel ihm gleich darauf eine vielstimmige Antwort gab.
     
     
    In der zweiten Tageshälfte riss die Wolkendecke auf. Der verharschte Schnee zeigte Rajin und Bratlor, dass es in der Gegend, in die sie gelangten, seit längerer Zeit nicht geschneit hatte.
    Auf einer Anhöhe, von der aus man einen sehr guten Überblick auf das Umland hatte, legten die beiden eine Rast ein. Rajin sah sich nach allen Seiten um. Ein nahezu kreisrunder Bereich war fast vollkommen wolkenlos, während sich außerhalb dieses Gebiets der graue wabernde Dunst zu düsteren, bedrückend wirkenden Wänden auftürmte.
    Bratlor streckte seinen Arm aus und deutete auf eine Kette von felsigen Höhen. „Dahinter befindet sich das Heiligtum.“
    Und genau dieser Bereich war es, von dem sich alle Wolken fernhielten. Bei keinem seiner bisherigen Besuche des schwarzen Felsens hatte Rajin etwas Ähnliches gesehen.
    „Hier ist nichts so, wie es sein sollte“, murmelte er.
    Bratlor nickte und machte einen ziemlich ratlosen Eindruck. „Das widerspricht allem, was ich auf der Sternenseher-Schule über Wetterkunde gelernt habe. Es hat den Anschein, als würde Njordir die Wolken mit seinem Windatem um dieses Gebiet herumblasen.“
    „Muss da nicht Zauberei im Spiel sein?“, fragte Rajin.
    Bratlor zuckte mit den Schultern und sah erneut auf die Kompassnadel. Anstatt nach Süden zu zeigen oder unentschlossen zu kreisen, wie dies für die beginnende Zeit der Irrungen üblich war, richtete sich die Spitze geradewegs auf jene Felsen, hinter denen sich das Heiligtum Fjendurs befand. „Der schwarze Felsen ist zweifellos ein zauberischer Ort“, sagte er. „Es wäre durchaus möglich, dass sich Fjendurs Kraft auf das Wetter auswirkt.“
    „Obwohl doch Njordir auch der Gott des Windes ist?“, fragte Rajin.
    „Was wissen wir schon von den Göttern? Und im Übrigen gibt es sehr unterschiedliche Ansichten zu diesen Dingen. In Feuerheim wird die Sonne für einen Gott gehalten, von der sich kein Seemanne vorzustellen vermag, dass sich dort ein Gott aufhält oder sie selbst göttliche Eigenschaften hätte. In Drachenia und dem Luftreich Tajima verehren die meisten Menschen den Unsichtbaren Gott, der die Sonne, die Monde und die Sterne an ihre Plätze gesetzt hat. Wer will da schon mit Sicherheit sagen, wer recht hat?“
    „Für jemanden, der seinen Ort nie verlassen und schon gar nicht die Grenzen seines Reichs überschritten hat, stellt sich eine solche Frage nicht“, sagte Rajin.
    Bratlor lachte. „Ja, da hast du recht. Seltsam, aber …“
    „Was?“, fragte Rajin, als Bratlor plötzlich stockte.
    „Der Hafen von Borghorst dürfte der am weitesten entfernte Ort sein, zu dem du je gegangen bist, richtig?“
    „Das stimmt.“
    „Und doch habe ich bei dir manchmal den Eindruck, als hätten deine Augen schon ganz andere Dinge gesehen – obwohl ich weiß, dass das nicht sein kann.“
    Wenn du wüsstest, wie recht du hast, dachte Rajin. Aber der Bann, mit dem der Weise Liisho ihn belegt hatte, hinderte ihn nach wie vor daran, über das zu reden, was er vor seinem inneren Auge schon alles gesehen hatte. Nach kurzem Zögern sagte er: „Das kommt wahrscheinlich von deinen Erzählungen über deine Reisen und über die fremden Länder, die du schon gesehen hast. Ich habe immer sehr aufmerksam

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