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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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verlosch. Es war stockdunkel. Das Schleifen der Panzer über den Boden war von überall her zu hören.
    „Verlasse dich ganz auf die innere Kraft und das innere Auge!“
    Rajin fasste das Schwert mit beiden Händen, stieß einen Schrei aus – noch durchdringender als jenen, den der rote Drachen in Winterborg zu hören bekommen hatte – und eine Folge rasch und präzise ausgeführter Hiebe tötete einen Käfer nach dem anderen, während seine innere Kraft auf sie einwirkte. Er konnte nicht erklären, weshalb, aber er wusste genau, wo sich jedes einzelne dieser kleinen Ungeheuer gerade befand, und ahnte ihre Bewegungen voraus. Ein zweiter Schrei entrang sich ihm. Er half ihm, seine Kräfte so zu konzentrieren, wie es nötig war.
    Die wenigen Käfer, die Rajin nicht getötet hatte, flohen in den Höhleneingang. Er spürte, dass sich etwas näherte. Es musste die Kreatur sein, die die Käfer lenkte und wohl auch glaubte, stark genug zu sein, ihn zu unterwerfen.
    Waren Wulfgar und die anderen Sippenführer, die regelmäßig diesen Ort besucht hatten, dieser Kreatur ebenfalls begegnet? Rajin konnte sich das kaum vorstellen. Sie waren – genau wie er selbst – hergekommen, um die Antworten von Fjendurs Orakel zu empfangen. Und die Seemannen von Winterborg hatten keinen Streit mit dem Gott der Kälte. Nahm Fjendur es ihnen vielleicht noch übel, dass sich die Inland-Clans an die Küste zurückgezogen hatten und Njordir ihr höchster Gott geworden war, Fjendurs erklärter Feind?
    Solange es Menschen auf Winterland gab, solange schon lebten sie mit dem Problem, auf dem Schlachtfeld zweier verfeindeter Götter zu siedeln und deren beider Gunst erlangen zu müssen. Und im Kampf gegen die Wassermenschen hatte Fjendur durch seinen Zauber den Seemannen der Küste sogar das Überleben gesichert.
    Nein, diese Kreatur konnte nicht der Gott der Kälte sein, erkannte Rajin. Er spürte den Geist der Kreatur und schauderte angesichts der Fremdheit, die von diesem Wesen ausging. Es hatte lange geschlafen. Nun kroch es auf Rajin zu, der beinahe bis zur Säule zurückwich. Ein dumpfer, grollender Laut erklang. Die Kreatur befand sich direkt vor Rajin. Eisiger Atem zischte ihm ins Gesicht, ein Frosthauch, dessen Kälte Rajin durch Mark und Bein ging.
    „Du brauchst ihn nicht zu sehen. Verlass dich auf deine innere Kraft!“
    Er hielt das Schwert noch immer in beiden Händen. Es war so dunkel, als hätte er die Augen geschlossen. Aus Gewohnheit hob er den Kopf, denn er wusste, dass die Kreatur, die sich durch den Höhlengang gezwängt und nun aufgerichtet hatte, so hoch emporragte, dass ihr Schädel beinahe die Höhlendecke berühren musste.
    Ein regelmäßiger Atem war zu hören. Rajin sammelte all seine Kraft, um sie in einem einzigen Stoß im entscheidenden Augenblick zu bündeln, so wie er es bei dem roten Drachen getan hatte.
    In diesem Moment drang ein blauer Lichtstrahl durch die Öffnung in der Höhlendecke. Der Meermond, auf dem Njordirskint, der Sohn des Meeresgottes Njordir, wohnte, hatte sich ein Stück über den Rand der Öffnung geschoben, doch das Licht strahlte exakt in das Juwel hinein und ließ es so hell leuchten, dass die schauderhafte Kreatur sichtbar wurde, die aus dem Höhlengang gekommen war.
    Rajin erstarrte. Die Kreatur glich einem Riesen. Ein zotteliges Fell bedeckte sie, und an den Enden ihrer gewaltigen Pranken befanden sich gebogene Krallen, die in Länge und Schärfe an drachenische Schwerter erinnerten, wie Liisho sie Rajin so oft in seinen Traumbildern gezeigt hatte.
    Ein Höhlenfaultier!
    Dutzende von Liedern gab es über diese Geschöpfe, denen man wundersame Fähigkeiten nachsagte, auch Zauberkräfte und eine besondere Verbindung zu Fjendur. Sie wurden uralt. In den Legenden der Inland-Clans war von Höhlenfaultieren die Rede, deren Leben mehr als tausend Jahre gezählt hatte. Sie bewegten sich kaum, schliefen viel, brauchten sehr wenig Nahrung, und selbst die grausamste Kälte machte ihnen nichts aus. Wenn es ein Geschöpf gab, das sich in der Senke um den schwarzen Stein dauerhaft anzusiedeln vermochte, dann war es gewiss dieses.
    Vor langer Zeit hatten die Inland-Clans Jagd auf diese Geschöpfe gemacht, bis sie nahezu ausgerottet waren. Rajin hätte nicht geglaubt, dass es überhaupt noch eines von ihnen gab.
    Das blaue Licht des Meermondes schien dem Höhlenfaultier nicht zu gefallen. Es brüllte auf und hob drohend die Arme.
    „Zeig ihm, dass du der Stärkere bist und über mehr innere Kraft

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