Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
für die Riesenschneeratten sogar gut, wenn sie durch die Satteldecke ein wenig gewärmt wurden.
    Dem Tier, das Rajin geritten hatte, gefiel es nicht, dass es offenbar allein zurückgelassen werden sollte, und es quiekte protestierend. Bratlor lenkte seine Riesenschneeratte noch einmal so dicht neben die seines Gefährten, dass er, indem er sich stark zur Seite beugte, eines der Ohren des anderen Reittiers erreichen konnte. Er berührte eine ganz bestimmte Stelle dort. Oft genug hatte er so etwas während anderer Reisen zum schwarzen Felsen getan. Er fand den besonderen Knorpel in der Ohrmuschel und drückte sanft darauf. Ein guter Schneerattenreiter tat gut daran, diesen Griff zu beherrschen. Das Tier wurde ruhig.
    „Ich komme wieder“, versprach Bratlor.
    Dann trieb er seine Riesenschneeratte vorwärts und umrundete den schwarzen Felsen. Das Reittier merkte schnell, was sein Reiter vorhatte. Die unerklärliche Scheu vor dem Orakel, die allen Riesenschneeratten eigen war, erfasste es. Es stieß ein paar schrille Schreie aus und scheute zurück. Aber Bratlor hatte das untrügliche Gefühl, dass er es ohne Reittier nicht schnell genug bis zur Orakelhöhle schaffen würde. Ein tiefer, dröhnender Laut, der aus dem Inneren des Berghangs drang, schien diese Befürchtung zu bestätigen.
    Die Riesenschneeratte stellte sich auf die Hinterbeine. Bratlor griff ihr ans Ohr, um sie zu beruhigen. Aber er hatte nur wenig Erfolg. Das Tier setzte die Vorderpfoten wieder auf den Boden, drehte sich aber halb herum, so als wollte es zurücklaufen. Bratlor beugte sich nach vorn, dabei hielt er sich eine fingerlange Flöte aus dem Zahn einer jungen Riesenschneeratte an den Mund und blies mit aller Kraft hinein.
    Das war das letzte Mittel, um ein Reittier anzutreiben, wenn nichts mehr half, die Riesenschneeratte eigentlich erschöpft war und nicht gerade ein Rudel Eiswölfe hinter ihr her war. Riesenschneeratten konnten über kürzere Strecken hinweg sehr schnell sein, auch wenn man ihnen das aufgrund ihres eher plump wirkenden Körperbaus kaum zutraute. Aber wenn sie in der Wildnis überleben wollten, mussten sie den Eiswölfen entkommen können.
    Der schrille Ton löste bei Bratlors Riesenschneeratte pures Entsetzen aus, und in diesem Zustand war das Tier zumindest für eine Weile leicht zu lenken. Es rannte einfach los und folgte bereitwillig jeder Richtung, die der Reiter ihm vorgab.
    Allerdings löste der Ton der Zahnflöte zumeist einen wahren Höllenritt aus, bei dem sich nur die geschicktesten Reiter überhaupt im Sattel halten konnten. Bratlor hoffte, es zumindest bis zur Hälfte des Weges zu schaffen.
    Die Riesenschneeratte rannte so schnell sie konnte über die kalte Senke, und ihr Reiter hielt sich tatsächlich im Sattel, bis sie die Hälfte des Weges hinter sich hatten. Da aber bemerkte Bratlor, wie das Tier langsamer wurde. Ein zweites Mal konnte er die Zahnflöte nicht anwenden, denn die Folge war dann bei den meisten Riesenschneeratten, dass sie für viele Tage nicht mehr einsatzfähig waren und so schreckhaft, dass sich ihnen nicht einmal ein vertrauter Reiter noch zu nähern vermochte. Sie waren dann wie von Sinnen, hörten nicht mehr auf Pfiffe, die sie herbeirufen sollten, und starben nicht selten vor Erschöpfung, da sie vor lauter Furcht unablässig in Bewegung blieben.
    Bratlor beruhigte das Tier erneut mit dem Ohrgriff. Auf diese Weise brachte er gute zwei Drittel des Weges hinter sich. Mehr konnte er nicht erwarten. Wenn nur noch der geringste Laut aus der Orakelhöhle drang oder vielleicht auch irgendeine zauberische Kraft, die nur die Riesenschneeratten wahrzunehmen vermochten, würde das Reittier einfach zurückrennen – ohne Rücksicht auf seinen Herrn oder irgendetwas anderes.
    Seinem sicheren Instinkt folgend warf Bratlor Bogen und Köcher zu Boden und ließ sich dann aus dem Sattel gleiten.
    Er hatte mit den Füßen kaum den eisigen Untergrund erreicht, da war erneut ein dröhnender Laut aus dem Inneren der Höhle zu vernehmen. Aus der Nähe drang er viel deutlicher ans Ohr – und für das empfindliche Gehör der Riesenschneeratten musste er geradezu unerträglich sein.
    Ein schrilles Fiepen ausstoßend, von dem Bratlor im ersten Augenblick glaubte, es würde ihn für immer taub machen, rannte die Riesenschneeratte davon.
    Bratlor hob Köcher und Bogen auf und setzte zu einem Lauf an. Schwert, Pfeil und Bogen waren die einzigen Waffen, die er trug. Sein Atem stieß als Wölkchen in die eisig kalte

Weitere Kostenlose Bücher