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Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)

Titel: Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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genannt wurde, sterblich war, sobald er Drachengestalt annahm. Kurz bevor es zu spät war, verwandelte sich Blootnyr zurück in das Feuerwesen und wurde damit zum Gespött der Drachen, deren dröhnendes Gelächter die Welt so stark erzittern ließ, das Kontinente sich spalteten.
    Blootnyr aber verfluchte das lästerhafte Drachengezücht, das ihn als Gott verschmäht hatte. Eines Tages, so prophezeite er, würden schwache, unscheinbare Wesen durch die Tore kommen. Wesen, für die Drachen eher Gewürm waren denn gefährliche Gegner. Und genau dieses Gewürm würde sie versklaven, sodass sie zu willenlosen Tieren herabsänken, die für die neuen Wesen die Lasten trügen.
    Noch oft sollten die Drachen an diesen Fluch denken, als Magier, Menschen und andere Kreaturen die Drachenerde betraten und genau das geschah, was Blootnyr vorhergesagt hatte.
    Bratlor hatte Rajin diese Geschichte erzählt. Man hatte sie dem Sternenseher während seiner Zeit auf der Sternenseher-Schule in Seeborg beigebracht, wo es eine Unzahl uralter Schriften gab, in denen die Überlieferungen niedergelegt worden waren. Einige dieser Schriften konnte inzwischen niemand mehr lesen, da sich die Schreibgewohnheiten bei der Zeichnung der einzelnen Runen ebenso geändert hatten wie die Sprache selbst. Niemand wusste, wie viele der alten Legenden deshalb unwiederbringlich verloren waren.
    Rajin war noch ein Junge gewesen, als er von Bratlor die Geschichte Blootnyrs gehört hatte – und seltsamerweise glich diese Geschichte in fast allen Details einer Erzählung, die ihm der Weise Liisho eingeflüstert hatte. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Blootnyr in Liishos Version den Namen Bletynjij gehabt hatte und seine Rolle als Narr mehr herausgestellt wurde.
    Rajin machte einen Schritt auf den Kristall zu. Auf den ersten Blick hätte man den ganzen Raum vielleicht für einen Tempel des Blootnyr halten können. Aber Rajin erkannte schnell, dass während einer Nacht sehr wahrscheinlich jeder der fünf Monde für eine gewisse Zeit seine Strahlen so exakt durch die Öffnung in der Höhlendecke herabschickte, dass das große Juwel dann in der jeweiligen Mondfarbe leuchtete.
    Das rötliche Licht wurde bereits schwächer. Der Blutmond, der soeben noch die gesamte Deckenöffnung ausgefüllt hatte, ließ inzwischen einen Streifen finsterer Nacht frei, der allmählich größer wurde.
    Rajin musste sich beeilen. Er wollte auf keinen Fall eine der Dunkelphasen in der Höhle erleben.
    Sein Blick schweifte durch den Raum, und er sah die Schädel mehrerer Riesenschneeratten auf einem Haufen liegen. Der Boden war glatt – so glatt, dass er vor langer Zeit abgeschliffen worden sein musste. Schräg links hinter der Säule mit dem rot leuchtenden Juwel gähnte ein dunkler Schlund, nur erfüllt von Finsternis. Es handelte sich offenbar um einen weiteren Gang, der in die ungekannten Tiefen jener Berge führte, die die kalte Senke begrenzten. Ein schabendes Geräusch war von dort zu hören. Rajin überlegte, welches Getier wohl in der Lage war, diese Kälte auszuhalten.
    Genau vor diesem dunklen Einlass war ein Fünfeck mit dunkler Farbe auf den Boden gezeichnet.
    „Leg die Opfergabe in die Zeichnung!“, wisperte die Stimme Liishos. Rajin zögerte. Er spürte einen seltsamen Druck im Kopf, spürte die Anwesenheit eines fremden Geistes, spürte dessen Verwunderung …
    Diese Empfindung war ähnlich jener, die der rote Drache in Winterborg in ihm ausgelöst hatte. Was mochte das sein? Der Geist Fjendurs oder sein Orakel? Sprach der Gott der Kälte zu ihm, ohne dass er in der Lage war, die Botschaft zu verstehen?
    Ein dumpfer Laut, der Ähnlichkeit mit einem tiefen Atmen hatte, drang aus dem dunklen Höhleneingang.
    „Beile dich!“, wisperte Liishos Stimme in Rajins Kopf.
    Rajin trat vor und legte den Kadaver der Eisraupe in das Fünfeck. Wieder drang ein Laut aus der Dunkelheit des Höhlengangs. Rajin mobilisierte seine innere Kraft, um dem geistigen Druck standzuhalten, der immer stärker auf ihn einwirkte.
    Verärgerung …
    Feindseligkeit …
    Verachtung …
    Eine Welle von Emotionen traf Rajin. Emotionen, die seine Annahme bestätigten, dass sich in dem Höhlengang ein uralter bösartiger Geist befand. Ein Wesen, das sich gestört fühlte von Rajins Gegenwart. War dieses Wesen auch seinem Ziehvater Wulfgar und all seinen Vorfahren erschienen, die diese Höhle betreten hatten, um das Orakel aufzusuchen? Zu dumm, dass sie alle ihr Geheimnis bewahrt und über ihre

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