Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
Gegenstand erzählt, den ein Kuriositätenhändler aus Magus auf dem Markt von Seeborg angeboten hatte. Kaleidoskop nannte er den Apparat, den er zu verkaufen versuchte. Bratlors Beschreibung dessen, was er bei dem Blick ins Innere des Apparats gesehen hatte, erinnerte Rajin an das, was sich momentan innerhalb seines Geistes und seiner Erinnerung abspielte.
Der erste wirklich klare und sehr unangenehme Eindruck, der ihn ins Leben zurückholte, war ein Geruch.
Seemammut-Tran!
Wie oft hatten seine Hände und seine Kleidung danach gerochen. Eigentlich hatte es in Winterborg kaum einen Gegenstand gegeben, der nicht danach roch. Aber diesmal war der Geruch sehr viel schärfer und enthielt noch andere Komponenten.
Ein warmes Gefühl durchflutete Bjonn, und die alles erstarrende Kälte, die ihn bis dahin umfangen hatte, schien sich zurückzuziehen.
„Bjonn! Komm endlich zu dir! Gib dich nicht auf!“, rief eine Stimme.
Gleichzeitig löste das Gesicht des Weisen Liisho das innere Chaos ab. „Öffne die Augen, Rajin – und erfülle deine Aufgabe! Es ist dir noch nicht gestattet zu sterben! Vor allem nicht durch den Kältehauch eines Höhlenfaultiers!“
Rajin schlug die Augen auf und rang nach Luft, denn der Geruch war so stechend geworden, dass es in der Lunge schmerzte.
„Na also!“, sagte Bratlors vertraute Stimme. „Ich wusste, dass du mich nicht in Stich lassen würdest, Bjonn Dunkelhaar.“
Rajin hustete. „Was …?“
„Ich habe dir eine Medizin eingeflößt, die man aus Seemammut-Tran gewinnt.“ Bratlor hielt ein kleines Fläschchen aus dickem Glas in seinen Fingern. Eine feine Arbeit, wie sie nur die Glasbläser Feuerheims anzufertigen vermochten. Böse Zungen behaupteten, dass keines der legendären Zauberlabore im Lande Magus hätte arbeiten können, ohne die Flakons, Flaschen, Kolben und anderen Glasbehälter jeglicher Form und Resistenz aus den Glasbläsereien Feuerheims. Selbst Magie stieß offenbar bisweilen an ihre Grenzen.
Bratlor roch an der Substanz in dem Fläschchen und verzog das Gesicht.
„Nicht gerade ein Hochgenuss!“, stimmte der Sternenseher zu, schlug mit der Handfläche den Korken in den Flaschenhals und steckte das Fläschchen ein. Dann zog er sich die Fäustlinge über.
Rajin spürte, dass er mit dem Oberkörper an etwas Weiches lehnte. Er schreckte hoch, als er begriff, dass es das Fell des Höhlenfaultiers war, stieß einen kurzen Schrei des Entsetzens aus und stand im nächsten Moment auf seinen Beinen. Ihm war noch schwindelig.
„Keine Sorge, das Biest lebt nicht mehr“, sagte Bratlor. „Und deshalb müssen wir auch so schnell wie möglich von hier verschwinden. Fjendur mag uns in der Vergangenheit überwiegend gnädig gesonnen gewesen sein, aber nachdem ich sein Orakel getötet habe, um dich zu retten, darf ich wohl kaum noch mit seiner Güte rechnen. Und was dich betrifft …“ Bratlor zuckte mit den Schultern. „Aus irgendeinem Grund war das Orakel ja wohl nicht gut auf dich zu sprechen, sonst hätte es dich nicht angegriffen.“
„Ja“, murmelte Rajin. Es fürchtete meine innere Kraft. Es erspürte sie und ahnte, dass ich innerlich stärker sein könnte. Aber diesen Gedanken behielt er für sich. Stattdessen wandte er sich dem am Boden liegenden Juwel zu.
„Ich sagte, wir müssen von hier fort!“, rief Bratlor.
„Geh ruhig. Ich muss zu Ende bringen, was ich begonnen habe.“
„Wovon redest du?“
„Ich kann es dir jetzt nicht erklären!“
Dazu hatte er einfach nicht die nötige Zeit. Es war nicht nur die Stimme des Weisen Liisho, die ihn dazu drängte, sich noch einmal mit dem Juwel zu befassen. Er selbst brannte darauf zu erfahren, was es damit auf sich hatte.
Damit – und mit seiner angeblichen Mission, von der ihm der Weise noch immer nicht gesagt hatte, worin sie eigentlich bestand.
Nein, er hatte den Weg zur Orakelhöhle keineswegs umsonst gemacht. Im Gegenteil – er hatte das Gefühl, der Beantwortung zumindest einiger seiner Fragen noch nie so nahe gewesen zu sein.
Er trat auf das Juwel zu, kniete davor nieder und berührte es mit beiden Händen, wie er es beim ersten Mal auf Anweisung des Weisen Liisho getan hatte.
„Sehr gut!“, lobte ihn dessen Stimme, die er zeitweilig schon fast so sehr verflucht hatte wie die ekelerregenden Käfer, die das Höhlenfaultier mithilfe seiner inneren Kraft auf ihn gehetzt hatte.
Das Juwel begann augenblicklich zu leuchten.
„Ja, gut! Speise es mit deiner inneren Kraft!“, vernahm er die
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