Rajin (Drachenfluch Erstes Buch) (DrachenErde - 6bändige Ausgabe) (German Edition)
gut – aus Hunderten von Träumen, die ihn während seiner Kindheit und Jugend gequält hatten.
Und dann sah Rajin den Reiter auf dem Rücken des Drachen. Ein Teil des Stachelkamms des Drachen war entfernt und wahrscheinlich abgesägt worden, und dort war ein Sattel auf den Rücken des Drachen geschnallt. Und in diesem Sattel saß ein alter Mann mit weißem Bart, dessen Haupt vollkommen kahl war.
Der Weise Liisho …
Rajin hätte es laut ausgesprochen, hätte der in seine Seele eingepflanzte Bann ihn nicht daran gehindert. Innerlich fluchte er deswegen, aber es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Bisher zumindest nicht …
Der Drache passierte das kosmische Tor und flog unter dem Lichtbogen hindurch, wobei er einen weiteren, irgendwie entsetzt klingenden Laut von sich gab. Einen Laut, der viel höher klang, als es von einem Drachen seiner Größe zu erwarten gewesen wäre, und der so schrill war, dass es in den Ohren schmerzte.
Der Drache erschrak offenbar über die furchtbare Kälte, die in der Senke herrschte, und sein Körper begann förmlich zu dampfen. Immer wieder loderte Feuer aus seinem Maul, und er bewegte hektisch die Flügel. Sein Flug wurde taumelnd, und der Reiter hatte Mühe, sich in seinem Sattel zu halten. Die Laute, die der Drache ausstieß, waren klagend und schmerzerfüllt.
Der Reiter versuchte das Tier zur Landung zu bewegen. Der Drache streckte seine stämmigen Beine aus, während er noch recht hektisch mit den Flügeln flatterte und der lange, mit Hornzacken bewehrte Schwanz wild um sich schlug, so als gelte es, einen unsichtbaren Gegner zu vertreiben.
Schließlich landete der Drache, und er brüllte laut auf, als es den von Eis und hart gefrorenen Schnee bedeckten Boden berührte. Der Reiter rutschte von seinem Rücken. In der Rechten hielt er den rohrförmigen Metallstab eines Drachenführers. Rajin hatte ähnliche Drachenstäbe schon oft in seinen Träumen gesehen, die Meister Liisho ihm geschickt hatte. Drachenreiter lenkten mithilfe solcher, aus einer besonderen Legierung hergestellter Stäbe ihre Reittiere.
Der weißbärtige Drachenreiter hatte gerade mit den Füßen den Boden berührt, als der Drache wieder wild mit den Flügeln zu schlagen begann. Der Koloss schien mit seinen Pranken ein Stück in das Eis einzusinken. Er stieß einen Schrei aus, der allerdings im Vergleich zu den Lauten zuvor seltsam abgedämpft klang.
Weitere Drachenschreie, die für Rajin und Bratlor wie aus weiter Ferne klangen, obwohl sich das Ungetüm doch unmittelbar vor ihnen befand, folgten. Schreie, die immer leiser wurden. Der Koloss wandte den Kopf, starrte Rajin und Bratlor an, riss das Maul auf – und dann fauchte ein Feuerstrahl auf sie zu!
Es war unmöglich, schnell genug auszuweichen, und Rajin konnte so schnell auch nicht seine innere Kraft sammeln und auf den Angriff konzentrieren.
Es gab kein Entkommen, und im nächsten Moment erfasste der sich breit auffächernde Feuerstrahl Rajin und Bratlor!
Das ist es also, dachte Rajin, das Ende! Er konnte nur hoffen, dass Njordir ihren Seelen gnädig sein würde, obwohl sie im Herzen jenes Landes gestorben waren, das zum Reich seines schlimmsten Feindes Fjendur gehörte.
Rajin erwartete die grausame, alles verzehrende Hitze. Aber da war … nichts. Er fiel zu Boden und spürte die eisige Kälte von Schnee und Eis, während er von dunkelroten Flammen umfangen wurde. Doch der Feuerstrahl des Drachen schien keinerlei Kraft zu haben. Er verlosch, ohne dass Rajin und Bratlor irgendetwas geschehen war.
Ungläubig betastete Rajin sein Gesicht und dann seinen Körper. Er war nicht einmal ein bisschen aufgewärmt, geschweige denn verbrannt worden.
Und Bratlor erging es genauso. Er befühlte den Reflexbogen, der ebenso unversehrt geblieben war wie er selbst.
Die Gestalt des Drachen wurde auf einmal durchsichtig, verblasste einfach, und der Mann mit dem weißen Bart, von dem Rajin wusste, dass es sich um den Weisen Liisho handelte, hob verzweifelt die Arme, rief ein paar Sätze in drachenischer Sprache und wollte den Drachen mit dem Drachenstab berühren, der immer tiefer in Eis und Schnee versankt und sich dabei mehr und mehr auflöste. Liisho streckte den Arm aus, aber der Drachenstab drang durch die Seite des Drachenkörpers, als wäre dort nichts.
Dann war er verschwunden.
Gleichzeitig ließ die Leuchtkraft des kosmischen Tores nach, der Lichtbogen verblasste ebenso wie das Bild des fremden Meeres auf der gegenüberliegenden Seite. Innerhalb
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