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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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dem in Behandlung?«
    »Er weiß nicht, dass ich es weiß.«
    Sabolewski nickte.
    »Und meine Firma ist so gut wie pleite.«
    Sabolewski nickte immer noch.
    »Ich habe was für dich«, sagte er ein paar Minuten später, griff in die Innentasche seiner Jacke und reichte Kobusch einen Umschlag. »Das Geld«, sagte er, »aber das meinte ich nicht.«
    »Du trägst es mit dir rum?«
    »Seit zwei Wochen. Hab auf den richtigen Moment gewartet. Ich dachte, wenn ich meine Schulden zurückzahle, muss ich bei dir ausziehen.«
    Sabolewski griff in eine andere Tasche, holte eine Musikkassette hervor und reichte sie Kobusch.
    »Ich wusste gar nicht, dass es solche Dinger noch gibt.«
    »C90«, sagte Sabolewski. »Klingt so schön wie Commodore 64.«
    »Eine LP pro Seite. Aber ich habe meistens Mixtapes aufgenommen. Für Mädchen.«
    »Aber das hat doch nie so richtig funktioniert, oder?«
    »Weißt du, womit ich nie zurechtgekommen bin? Mit der Autoreverse-Funktion an meinem Tapedeck. Ich wusste nie, in welche Richtung das gerade lief. Was ist da drauf?«
    »Lies mal.«
    »Stephan Moses, Raketenmänner . Nie gehört.«
    »Ist ’ne Platte, auf der mein Vater mitspielt. Moses und er haben alle Songs geschrieben und spielen auch alle Instrumente. Hat keine Sau gekauft, damals, vierundsiebzig oder so.«
    »Den Titel hat er aber von Elton John abgeguckt!«
    »Na ja, mein Vater behauptet, durch Moses sei Elton John erst drauf gekommen. Moses war es nämlich, der Elton John The Illustrated Man von Ray Bradbury gegeben hat. Und da ist eine Geschichte drin, die heißt Rocket Man .«
    »Moses kannte Elton John?«
    »Hört sich komisch an, wenn man es so sagt.«
    »Und dein Vater?«
    »Er und Moses hingen Ende der Sechziger zusammen in London rum. Ich gehe mal davon aus, dass sie den gleichen Freundeskreis hatten.«
    »Hast du diesen Moses mal getroffen?«
    »Alter, ich habe ja sogar meinen Vater nur einmal in meinem Leben gesehen, und daran kann ich mich kaum erinnern. Dieser Moses hat diese eine perfekte Platte gemacht und ist abgetaucht. Du findest im Internet kaum was über ihn, der ist das reinste Phantom. Hat hier mal ausgeholfen, da mal mitgemacht, nur so richtig will niemand drüber reden. Jedenfalls muss er sie alle gekannt haben. Und mein Vater war immer dabei. Die waren wie Lennon und McCartney, nur, dass sich Wolff und Moses nie zerstritten haben. Manchmal frage ich mich, ob die nicht was miteinander hatten und mein Vater deshalb meine Mutter verlassen hat.«
    »Dein Vater hat eine Platte gemacht«, sagte Kobusch. »Wer kann das über seinen Alten schon sagen!«
    Sabolewski stand auf und ging in die Diele. Kobusch hörte, wie eine Schranktür geöffnet wurde. Als Sabolewski zurückkam, hatte er einen uralten Kassettenrecorder in der Hand, ein kleines flaches Ding mit eingebautem Mikro.
    »Das ist doch antik!«, sagte Kobusch.
    »Damit nehme ich meine Tapes auf.«
    »Deine Tapes?«
    »Ich rede ein bisschen, spiele Gitarre dazu und sehe, was passiert. Zwanzig, dreißig Tapes habe ich zusammen. Alle C90.«
    Sabolewski legte die Kassette ein, stellte den Recorder mitten in den Raum, und sie hörten zu. Das Bier hatten sie über den Wodka ganz vergessen. Sie öffneten zwei Dosen und stießen an. Kobusch fühlte sich jetzt nüchterner als am Mittag.
    »Auf deine Oma«, sagte er.
    »Wie kommst du jetzt auf die ?«
    »Ich musste heute zweimal an sie denken. Die hätte an der Balleraktion vom Balkon ihre Freude gehabt.«
    »Die hätte mitgeballert!«, bestätigte Sabolewski.
    Nach etwas mehr als einer halben Stunde war die Platte vorbei. Kobusch kroch zu dem Recorder und spulte zurück. Ein leises Geräusch aus einer versunkenen Welt. Er drückte auf Play .
    Obwohl der Lautsprecher so klein und das Gerät so alt war, hörte es sich an, als stünde die Band mitten im Raum. Bass, Gitarre, Klavier, Schlagzeug. Kobusch versuchte, die Musik für sich im Kopf zu beschreiben, fand aber keine Worte. Dabei hörte sich alles so einfach an. Ein Song hieß Rücken und Wand , und genau darum ging es auch. Es war die Art von Musik, die das Duo Kobusch & Sabolewski gerne gemacht hätte. Die Melodien waren einfach, und man hatte doch den Eindruck, man habe so etwas noch nie gehört. Auch der Gesang war so schlicht, ohne Show und ohne Schnörkel. Da traf einer ohne zu zielen.
    So sollte das ganze Leben sein, dachte Kobusch.
    »Spielst du manchmal noch?«, fragte Sabolewski.
    »Nein«, antwortete Kobusch ohne zu zögern.
    Sie hörten die Platte bis zum

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