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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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verschiedene Wetterdienste auf oder konsultierte sie über die Apps auf seinem Smartphone und versuchte einzuschätzen, wie sich die Lage in den nächsten Tagen entwickeln würde. Oft trat er aus dem Haus, fühlte sich nicht dem Wetter entsprechend gekleidet und haderte mit seiner Jacken-Entscheidung. Es ist ein Kreuz mit dieser ganzen Nachdenkerei, dachte er.
    Es waren noch etwa zehn Minuten Fußweg bis zu Kobuschs neuer Wohnung. Nebel zog auf. Riedel kam an zwei Kiosken vorbei, deren Rollläden für immer unten waren und auf die Skater ihre Tags gesprüht hatten, an mehreren leer stehenden Geschäften und 1-€-Läden, vier aufgegebenen Eckkneipen und einem neonhell erleuchteten türkischen Kulturverein, in dem ernste Männer saßen, redeten und rauchten. Es war die Gegend, in der Kobusch aufgewachsen war und wo Riedel ihn früher oft besucht hatte, um ihn zum Fußball abzuholen oder mit ihm für Klassenarbeiten zu lernen, aber damals hatte es die Kioske noch gegeben, zwei Lebensmittelgeschäfte und zwei Bäckereien, und die Eckkneipen waren stets gut gefüllt gewesen. »Ich bin wieder da angekommen, wo ich losgegangen bin«, hatte Kobusch neulich gesagt, »ich bin einmal rund ums Spielbrett gelaufen und stehe wieder auf Los, aber niemand gibt mir vierhundert Mark. Oder waren es zweihundert? Oder zweitausend?« Dass er vergessen hatte, wie man Monopoly spielte, hielt Kobusch für ein besonders schlechtes Zeichen.
    Vor der Haustür stand der Astra, den Kobusch jetzt fuhr, nachdem er den A8 hatte abgeben müssen. Riedel klingelte, kurz darauf ertönte der Summer. Er drückte die schwere Tür auf, passierte den Durchgang in den Hof, wo überfüllte Mülltonnen auf ihre Entleerung warteten, und stieg im Hinterhaus bis in den vierten Stock. Kobusch stand in der Tür. Sie umarmten sich.
    Kobusch hielt Riedel am Ärmel fest.
    »Dieses alte Ding hast du noch?«, fragte er. »Ist das dieselbe oder …«
    »Das ist dieselbe.«
    »Du passt noch in eine zwanzig Jahre alte Jacke? Respekt!«
    Kobuschs Jungs trugen schon ihre Schlafanzüge, wollten aber unbedingt noch mitbekommen, wer da heute Abend zu Besuch kam. Wie sie da so standen und ihn ansahen, fiel Riedel ein, dass er vielleicht Geschenke hätte mitbringen sollen. Wahrscheinlich waren sie aber sowieso viel gespannter auf Garretsen, den zweiten Gast, der den Bundestrainer duzte und so ziemlich jeden kannte, der in Deutschland für Geld vor den Ball trat.
    Kobusch sagte, sie dürften noch aufbleiben bis der andere komme, müssten sich aber schon bettfertig machen, und verschwand mit den beiden im Badezimmer.
    Riedel sah sich um. An der Wand der winzigen Diele war eine Garderobe, und die Jacken, die daran hingen, machten den Gang noch schmaler. Zusätzlich zu der zum Badezimmer standen zwei weitere Türen offen. Die eine führte in eine ebenfalls winzige Küche, die kaum breiter war als das Fenster, das den Blick in den Innenhof freigab. Die Küchenzeile bestand aus einem Herd, einer Spüle und einem Kühlschrank, die allesamt aussahen, als hätte Kobusch sie vom Sperrmüll. An der gegenüberliegenden Wand stand ein Holztisch, der kaum Platz für zwei Personen bot. Um den Tisch herum drei billige Klappstühle aus Plastik.
    Riedel hörte Kobusch und die Kinder toben und lachen. Offenbar gab Kobusch das Kitzelmonster.
    Auch das Wohnzimmer war sehr klein und nahm Riedel mit auf eine Zeitreise. Die Sachen kannte er fast alle von früher. Da war der Sessel, den Kobusch schon in seinem Jugendzimmer und später in seiner ersten eigenen Wohnung gehabt, der ihn durch sein Studium begleitet hatte und erst im Keller verschwunden war, als Kobusch heiratete. Ihn wegzuwerfen hatte er nicht übers Herz gebracht. Das Gleiche konnte man über den Schreibtisch und den dazugehörigen Stuhl sagen, vor allem aber über den alten Plattenspieler, bei dessen Anblick Riedel ganz wehmütig wurde. Das Gerät stand auf einer alten Kommode, die dazugehörigen Platten in einer Bananenkiste auf dem Boden daneben. Nur zwei Bücherregale fanden hier Platz und waren zum Bersten vollgestopft. Kobusch musste mindestens dreißig Kisten irgendwo eingelagert haben.
    Riedel entdeckte ein dickes Script, das ihm sehr bekannt vorkam.
    Das Einzige, was auf die Gegenwart verwies, war der Flachbildfernseher, der für diesen Raum viel zu groß war und neben dem ein paar CD s gestapelt waren. Auch das Ikea-Sofa mit dem schwarzen Bezug wirkte als geschichtslose Neuware geradezu aufdringlich.
    Riedel blickte nach draußen

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