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Raketenmänner (German Edition)

Raketenmänner (German Edition)

Titel: Raketenmänner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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Zögern gehorchte Riedel.
    »Ich glaube, die haben Stress«, sagte Garretsen.
    »Geht uns nichts an«, sagte Riedel.
    »Die sieht gut aus, also geht es mich was an.«
    »Du bist ekelhaft.«
    »Danke für das Kompliment.«
    »Was macht ihr da?«
    Kobusch stand in der Tür, eine Flasche in der Hand.
    »Wo bist du gewesen?«, wollte Riedel wissen.
    »Auf dem Klo. Ist das verboten? Stell das Fernglas hin!«
    »Da drüben geht es richtig ab!«, sagte Garretsen. »Ich glaube, der haut ihr gleich eine runter!«
    »Wäre nicht das erste Mal«, sagte Kobusch.
    Garretsen setzte das Glas ab und sah Kobusch an. »Du weißt, was da drüben abgeht?«
    »Die haben sich ständig in der Wolle.«
    »Da muss man doch was tun!« Garretsen hob das Glas wieder vor die Augen. »Scheiße!«, rief er.
    »Was ist?«, fragte Riedel.
    »Er würgt sie!«
    »Was?«
    »Ernsthaft! Der Arsch erwürgt sie!«
    »Was denn nun?«, fragte Kobusch. »Würgt er sie nur oder er würgt er sie?«
    »Ich würde sagen, das kommt darauf an, wie lange er das macht.«
    »Also manchmal würgt er sie auch beim Vögeln. Das scheint ihr nichts auszumachen.«
    Riedel sah Kobusch an. »Du hast ein Problem, Mann!«
    »Nur eins?«
    Garretsen stellte das Fernglas wieder auf den Boden. »Mitkommen!«, sagte er.
    Kobusch war entgeistert. »Wohin?«
    »Wir gehen jetzt da rüber und legen dem Arschloch das Handwerk.«
    »Hast du sie noch alle?«
    »Keine Widerrede.«
    Garretsen war schon in der Diele, zog seinen Mantel über und öffnete die Wohnungstür. Riedel und Kobusch standen da wie angeklebt.
    »Los, ihr faulen Säcke, wir kämpfen jetzt mal ein bisschen für eine bessere Welt! Und nehmt die Flasche mit!«
    Kobusch sah Riedel an, der mit den Schultern zuckte, in die Diele ging und seine alte Jacke vom Haken nahm.
    »Ist das dein Ernst?«, wollte Kobusch wissen.
    »Vielleicht hat er recht. Vielleicht muss man manchmal einfach was tun.«
    »Ich kann hier nicht weg. Die Kinder!«
    »Die schlafen! Hast du sie noch nie allein gelassen?«
    »Doch, aber …«
    »Wir müssen Leben retten!«
    »Du scheinst auf einmal Spaß daran zu haben!«
    Riedel grinste. Er konnte selbst nicht sagen, was da plötzlich mit ihm passierte, er wusste nur, dass er jetzt mit den beiden anderen da raus musste.
    »Oh Gott«, stöhnte Kobusch, schaltete im Vorbeigehen den Fernseher aus, zog sich eine Jacke an und schob die Flasche Whisky in die Seitentasche. »Ich habe mich seit der fünften Klasse nicht mehr geprügelt.«
    »Das Prügeln überlassen wir Garretsen.«
    Sie gingen die Treppe hinunter, über den Innenhof und durch die Toreinfahrt bis zur Straße, wo Garretsen sie erwartete.
    Ein Auto fuhr mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit vorbei.
    »Der hat sie nicht alle«, murmelte Kobusch.
    »Da wickeln sich heute einige um den Baum«, sagte Garretsen. »Auf geht’s!«
    Sie wandten sich nach rechts und gingen los. Sie sahen nur ein paar Meter des Bürgersteigs und blieben nah an der Hauswand, um die Orientierung nicht zu verlieren.
    »Gib mal die Flasche!«, sagte Garretsen.
    Kobusch reichte sie rüber. Riedel zog den Reißverschluss seiner alten Kampfjacke bis unters Kinn. Die Kälte war nun von der feuchten Art, die durch die Kleidung, die Haut und die Muskeln direkt in die Knochen drang. Er dachte an die Jacken, die jetzt besser geeignet gewesen wären. Er wünschte sich das Gefühl, mal richtig gekleidet zu sein.
    Garretsen trank.
    »He!«, machte Kobusch. »Das ist ein zwölf Jahre alter Single Malt, den kippt man nicht wie billigen Korn!«
    »Wie kannst du dir das Zeug leisten?«
    »Hab ich geschenkt bekommen.«
    »Wovon lebst du eigentlich?«, fragte Garretsen.
    Das war eine Frage, die Riedel bisher vermieden hatte.
    »Ich jobbe in einem Elektronikfachmarkt.«
    »Im Ernst?« Garretsen konnte es nicht fassen. »Früher hast du Photovoltaikanlagen verkauft und jetzt läufst du in einem verwaschenen roten Poloshirt rum und schwatzt den Leuten Flachbildschirme mit sechs Metern Bildschirmdiagonale auf?«
    »So in etwa.«
    »Dafür lässt deine eigene Ausstattung, was Unterhaltungselektronik angeht, aber sehr zu wünschen übrig. Du müsstest das Zeug doch nachgeschmissen kriegen.«
    »Ich bekomme Rabatt, aber bezahlen muss ich es schon. Statt Unterhaltung muss ich Unterhalt bezahlen.«
    »Wieso sucht sich deine Ex keinen Job?«
    »Weil ich einen habe. Außerdem ist sie noch nicht meine Ex.«
    »Ach komm, das wird doch nichts mehr!«
    »Vielen Dank für die Unterstützung.«
    »Mal ehrlich!

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