Rambo
Rasiercreme und einem Rasiermesser in der Hand. Seine Bauchmuskeln verkrampften sich. Voller Entsetzen sah er, wie Teasle auf einen Tisch und einen Stuhl neben der Treppe zeigte und etwas zu Galt sagte, was bei dem Plätschern der Dusche nicht zu verstehen war. Galt stellte den Stuhl vor den Tisch, nahm ein paar Zeitungen aus der Schublade und breitete sie auf dem Fußboden unter dem Stuhl aus. Das nahm nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch. Als er damit fertig war, kam Teasle auf die Duschkabine zu, nahe genug, um gehört zu werden.
»Dreh das Wasser ab«, sagte Teasle.
Rambo tat so, als hätte er nicht gehört.
Teasle kam noch näher heran. »Dreh das Wasser ab«, wiederholte er.
Rambo fuhr fort, sich Arme und Brust einzuseifen. Das große gelbe Stück Seife, das man ihm gegeben hatte, roch stark nach einem Desinfektionsmittel. Jetzt seifte er sich die Beine ein. Bereits zum dritten Mal. Teasle nickte und ging nach links, wo ihn Rambo von der Duschkabine aus nicht mehr sehen konnte. Er mußte den Haupthahn abgedreht haben, denn eine Sekunde später kam kein Wasser mehr aus der Dusche. Rambos Bein- und Schultermuskeln spannten sich. Das Wasser tropfte von ihm ab auf den Metallfußboden der Kabine. Dann kam Teasle wieder in Sicht und hielt ihm ein Badetuch hin.
»Es hat keinen Sinn, es hinauszuschieben«, sagte Teasle. »Du wirst dich nur erkälten.«
Rambo hatte keine Wahl. Langsam trat er aus der Kabine. Er wußte, daß Teasle ihn sonst packen würde, und er wollte nicht von ihm angefaßt werden. Er rubbelte sich mehrmals sorgfältig mit dem Handtuch ab. In der Kälte hinterließ das Handtuch rote Stellen auf seiner Haut. Seine Hoden kamen ihm besonders entblößt vor.
»Wenn du dich noch lange abtrocknest, rubbelst du das Handtuch kaputt«, meinte Teasle.
Er trocknete sich weiter ab. Teasle streckte den Arm aus, um ihn zu dem Stuhl zu führen. Rambo wich ihm aus und ging rückwärts an den Stuhl heran, wobei er Teasle und Galt vor sich hatte. Alles wickelte sich ab wie vorbestimmt.
Als erstes hielt Teasle ihm die Schere seitlich an den Kopf und schnipselte ein paar Haare ab. Rambo bemühte sich stillzuhalten, brachte es aber nicht fertig.
»Stillhalten«, sagte Teasle. »Wenn du zurückzuckst, wirst du dich nur verletzen.«
Als nächstes schnitt Teasle ein großes Haarbüschel ab, und Rambos linkes Ohr fühlte sich in der feuchten Kellerluft kalt und entblößt an. »Du hast mehr da drauf, als ich gedacht habe«, sagte Teasle und ließ das Haarbüschel auf die Zeitung fallen, die auf dem Boden ausgebreitet war. »In ein paar Minuten wird dein Kopf erheblich weniger wiegen.« Die Zeitung auf dem Fußboden saugte das Wasser auf und wurde schmutzig-grau.
Teasle schnitt immer mehr Haare ab, und Rambo zuckte wieder zurück. Teasle trat hinter ihn. Rambo verkrampfte sich, als er nicht mehr sehen konnte, was er mit ihm machte. Er wandte den Kopf zur Seite, und Teasle drückte ihn nach vorn. Rambo zog ihm den Kopf unter der Hand weg.
Aber Teasle schnitt immer weiter. Rambo zuckte zusammen und wich ihm aus. Ein Büschel Haare blieb im Drehgelenk der Schere hängen und zerrte an seiner Kopfhaut. Er hielt es einfach nicht länger aus. Er sprang auf und fuhr herum.
»Hören Sie auf!«
»Setz dich hin.«
»Sie schneiden nicht weiter! Wenn Sie wollen, daß ich mir die Haare schneiden lasse, dann holen Sie gefälligst einen Friseur.«
»Es ist schon nach sechs. Die Friseure haben zu. Du ziehst die Uniform nicht an, bis dein Haar geschnitten ist.«
»Dann bleibe ich so, wie ich bin.«
»Setz dich auf den Stuhl. Galt, gehen Sie rauf und bringen Sie Shingleton her. Ich bin dem Kerl so weit entgegengekommen, wie ich konnte. Der wird sein Haar so schnell geschnitten bekommen, daß es wie eine Schafschur aussieht.«
Galt schien froh zu sein wegzukommen. Rambo hörte, wie er oben die Tür aufschloß. Alles ging jetzt sehr schnell. Er wollte niemandem weh tun, aber er wußte, wie alles kommen würde. Er spürte, wie ihm seine Wut außer Kontrolle geriet. Gleich darauf kam ein Mann die Treppe herunter gerannt. Galt war einen halben Treppenabsatz hinter ihm. Es war der Mann, der im Büro das Funkgerät bedient hatte. Shingleton. Jetzt, wie er so dastand, sah er riesenhaft aus. Sein Kopf war direkt unter der hellen Lampe an der Decke, und seine Backen- und Kinnknochen standen schattenhaft hervor. Er blickte Rambo an, und Rambo fühlte sich doppelt so nackt.
»Ärger?« fragte Shingleton. »Ich höre, Sie haben
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