Rambo
Ärger«, sagte er zu Teasle.
»Nicht ich. Er hat Ärger«, erwiderte Teasle. »Sie und Galt setzen ihn jetzt dort auf den Stuhl.«
Shingleton ging sofort auf Rambo zu. Galt zögerte erst, dann tat er das gleiche.
»Worum geht es denn eigentlich?« fragte Shingleton Rambo. »Nun gut, ich lasse mit mir reden: Kommst du freiwillig oder muß ich dich tragen?«
»Ich glaube, Sie sollten mich lieber nicht anfassen.« Rambo nahm sich vor, nicht durchzudrehen. Nur fünf Minuten lang mußte er die Berührung der Schere ertragen, und dann war es vorbei.
Er bewegte sich auf den Stuhl zu. Seine Füße klatschten im Wasser. Dann sagte Shingleton hinter ihm:
»Mein Gott, wo hast du denn all die Narben auf deinem Rücken her?«
»Aus dem Krieg.« Jetzt hatte er sich eine Blöße gegeben. Er hätte nicht antworten sollen.
»Ja, gewiß. Aus dem Krieg hast du sie. In welcher Armee denn?«
Fast wäre Rambo ihm an die Gurgel gesprungen.
Aber Teasle schnitt schon wieder an seinem Haar herum, und das schüchterte ihn ein. Große Büschel langer Haare lagen auf der nassen Zeitung verstreut, andere um Rambos nackte Füße herum. Er wartete, daß Teasle weiter an seinem Kopf herumschnippeln würde und nahm sich zusammen. Aber dann hielt Teasle die Schere ganz dicht an sein rechtes Auge und schnitt ihm den Bart. Instinktiv zog er den Kopf nach links.
»Stillhalten«, sagte Teasle. »Shingleton und Galt, halten Sie ihn fest!«
Shingleton zog ihm den Kopf hoch; Rambo stieß ihm den Arm weg. Teasle schnippelte an seinem Bart herum, der sich in der Schere verfing und an seiner Gesichtshaut zerrte.
»Herrgott!« Er wand sich auf seinem Stuhl. Sie standen zu nahe um ihn herum, bedrängten ihn, so daß er schreien wollte.
»Wenn das so weitergeht, sind wir die ganze Nacht hier beschäftigt«, sagte Teasle. »Galt, geben Sie mir die Rasiercreme und das Messer vom Tisch.«
Rambo wand sich förmlich. »Sie werden mich nicht rasieren.
Kommen Sie nicht mit dem Rasiermesser an mich heran!«
Galt gab Teasle das Rasiermesser. Rambo sah die lange Klinge im Licht aufblitzen und erinnerte sich, wie der feindliche Offizier ihm die Brust aufgeschlitzt hatte. Das war das Ende. Er riß sich los, sprang auf, riß das Rasiermesser an sich und drängte sie von sich weg. Er widerstand dem Impuls, sie anzugreifen. Nicht hier. Nicht auf dieser verdammten Polizeiwache. Er wollte nur nicht, daß sie ihm mit diesem Rasiermesser nahe kamen. Galt starrte mit kreideweißem Gesicht auf das Rasiermesser in seiner Hand und griff ungeschickt nach seinem Revolver.
»Nicht, Galt!« schrie Teasle. »Keine Waffen!« Aber Galt fingerte immer noch an seinem Revolver herum und hatte ihn schließlich draußen. Er mußte wirklich neu in seinem Job sein: Er sah aus, als könne er es selbst nicht glauben, daß er eine Schußwaffe in der Hand hielt und mit zitterndem Finger auf den Abzug drückte. Rambo erledigte ihn blitzschnell, er gab ein paar erbärmliche Laute von sich und fiel über den Stuhl, ihn mit sich zu Boden reißend.
Rambo war schon auf halbem Wege die Treppe hinauf. Mit schnellem Blick hatte er gesehen, wo sich Teasle und Shingleton befanden. Der eine stand vor den Zellen, der andere an der Wand – zu weit voneinander entfernt, um beide zu erstechen, bevor einer von ihnen seine Waffe ziehen und feuern würde. Als er um den Treppenabsatz bog, kam ein Schuß von hinten und schlug in die Betonwand des Treppenhauses ein.
Der obere Teil der Treppe verlief in entgegengesetzter Richtung zum unteren Teil, so daß er jetzt über ihnen und außer Sichtweite war, als er die Stufen hinauf zur Tür raste. Unter sich hörte er sie schreien und den unteren Teil der Treppe hinaufrennen. Die Tür! Die hatte er vergessen. Teasle hatte Galt eingeschärft, sie abzuschließen. Er rannte weiter und betete, daß Galt es zu eilig gehabt hatte, um abzuschließen, als er mit Shingleton zurückgekommen war. Er war schon an der Tür, als jemand hinter ihm »Halt!« rief, und er hörte, wie der Hahn einer Waffe gespannt wurde. Er drückte auf die Klinke und riß an der Tür und – süßer Jesus! – sie ging auf. Er war gerade um die Ecke, als zwei Schüsse ihm gegenüber in die weiße Wand einschlugen. Er warf das Malergerüst um, das vor der Tür zusammenkrachte; ein Gewirr von Brettern, Farbtöpfen und Metallstangen versperrte jetzt den Durchgang.
»Was ist denn hier los?« fragte jemand hinter ihm in der Halle. Ein Polizeibeamter starrte verwundert den nackten Rambo an und
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