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Rambo

Rambo

Titel: Rambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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wo er sich befand. Es sei denn, er feuerte auf den Treibstofftank und ließ den Hubschrauber in der Luft explodieren, was eine wahnwitzige Idee war. Natürlich konnte er sie mühelos treffen. Aber den Hubschrauber zum Explodieren bringen? So was gab es nur im Film, daß ein Mann ohne Phosphormunition dieses Kunststück fertigbrachte.
    Er lag stocksteif da und das Herz schlug ihm bis zum Hals, als der Hubschrauber näher kam. Der Schütze legte das Gesicht ans Zielfernrohr, und Rambo war schon im Begriff abzudrücken, als er sah, worauf der Mann zielte. Er dankte Gott, daß er es rechtzeitig bemerkt hatte, und nahm den Finger vom Abzug. Fünfzig Meter weiter links befanden sich eine Steinmauer und ein Gebüsch am Ufer eines Teiches. Als er den Hubschrauber gehört hatte, hätte er fast dort Zuflucht gesucht, aber es war zu weit weg gewesen. Jetzt flog der Hubschrauber direkt darauf zu. Ka-rack! Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Das Gebüsch bewegte sich. Er blinzelte erstaunt und dann sah er, daß ihn seine Augen doch nicht getäuscht hatten: das Gebüsch schob sich auseinander und ein mächtiger Hirsch mit einem Riesengeweih brach hervor und kletterte mühsam über die Felsblöcke. Er brach zusammen, rappelte sich wieder auf und lief in kurzen Sprüngen auf den Waldrand zu. Der Hubschrauber folgte ihm. Helles, glänzendes Blut troff ihm von der Flanke; das schien ihn aber kaum zu behindern, als er vor dem Hubschrauber davonrannte. Rambos Herz klopfte wie wahnsinnig.
    Es wollte nicht aufhören zu klopfen. Sie würden zurückkommen. Das Verfolgen des Hirsches war nur ein Spiel. Sobald er den Waldrand erreichte, würden sie umdrehen. Der Hirsch hatte sich in den Büschen am Teich versteckt – jetzt würden sie es an der umgestürzten Kiefer versuchen. Er mußte schleunigst hier raus.
    Aber er mußte warten, bis das Schwanzende des Hubschraubers auf ihn gerichtet war und die Aufmerksamkeit der Männer sich auf den Hirsch konzentrierte, dem sie nachstellten. Er wartete ungeduldig, bis er es nicht länger aushielt, rollte sich unter dem Geäst hervor und rannte übers Gras, wo es am kürzesten war und die wenigsten Fußspuren aufweisen würde. Er rannte auf die Stelle zu, wo das Gebüsch und die Felsen waren. Viel zu bald wurde der Motorenlärm wieder lauter. Der Hirsch hatte den Wald erreicht, und der Hubschrauber hatte abgedreht und kam zurück. In gebückter Haltung rannte er verzweifelt auf die Felsen zu und ging unter den Büschen in Deckung. Er hielt sich bereit zum Schuß für den Fall, daß sie ihn gesehen hatten.
    Ka-rack! Ka-rack! Der erste Schuß traf die abgebrochene Kiefer, noch während sie auf sie zusteuerten, der zweite, als sie über ihr kreisten, sich wieder der Schlucht zuwandten und sich von Rambo entfernten. »Hier ist die Polizei«, ertönte es wieder aus dem Lautsprecher. »Sie haben keine Chance. Geben Sie auf. An alle, die sich im Wald befinden: Ein gefährlicher Ausbrecher auf der Flucht befindet sich möglicherweise in Ihrer Nähe. Zeigen Sie sich. Falls Sie irgendwo einen jungen Mann gesehen haben, der allein ist, winken Sie uns.« Ein Mundvoll unverdauter Karotten und Brathuhn kam ihm sauer hoch, und er spuckte es ins Gras. Ein bitterer Nachgeschmack blieb ihm auf der Zunge zurück. Vor ihm lag das schmale Ende der Schlucht. Etwas weiter oben schlossen sich die Felsklippen enger zusammen. Immer noch schwach vom Erbrechen spähte er aus dem Buschwerk und sah, wie der Hubschrauber über die Bäume strich, aufstieg, die Klippen überflog und sich dann in die nächste Schlucht senkte. Das Motorengeknatter entfernte sich, und die Stimme aus dem Lautsprecher ertönte nur noch gedämpft.
    Seine Beine zitterten so heftig, daß er nicht stehen konnte. Und weil er zitterte, begann er noch mehr zu zittern. Der Hubschrauber hätte ihm nicht soviel Angst einjagen dürfen. Im Krieg hatte er Schlimmeres mitgemacht und auch oft das Zittern gekriegt, aber nie so sehr, daß er seinen Körper nicht mehr beherrschen konnte. Seine Haut war feucht, und er hatte Durst, aber das Wasser in dem Tümpel bei den Büschen war grün und roch faulig. Davon wäre ihm wahrscheinlich noch übler geworden.
    Du bist schon zu lange nicht mehr im Krieg gewesen, sagte er sich. Du bist nicht mehr fit, das ist alles. Bald gewöhnst du dich wieder daran.
    Ja, bestimmt, dachte er. Das ist es.
    Er zog sich an einem Felsblock hoch und zwang sich, auf den Füßen zu bleiben. Langsam, den Kopf über die Büsche herausstreckend,

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