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Rambo

Rambo

Titel: Rambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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im Sarg lag. Beide Leichen waren jetzt längst verwest und zu Staub geworden. Alles, weil sie Katholikin gewesen war. Das ungeborene Kind hatte sie langsam vergiftet, aber die Kirche hatte sich geweigert, eine Abtreibung zuzulassen. Natürlich hatte sie den Geboten der Kirche gehorcht und war gestorben und das Baby mit ihr. Damals war er zehn Jahre alt gewesen und hatte nicht verstanden, warum sein Vater aufhörte, in die Kirche zu gehen. Von nun an versuchte sein Vater, ihm auch Mutter zu sein. Er lehrte ihn, Waffen zu gebrauchen und zu angeln, seine Socken zu stopfen und sich eine Mahlzeit zuzubereiten, das Haus sauberzumachen und Wäsche zu waschen. Er brachte ihm bei, unabhängig zu sein, als ob er vorausgesehen hätte, daß man ihn drei Jahre später im Wald erschießen würde. Dann übernahm Orval seine Erziehung, später kam Korea und schließlich Louisville. Im Alter von fünfunddreißig kehrte er heim.
    Aber es war nicht mehr seine Heimat – lediglich der Ort, wo er aufgewachsen war, und als er am ersten Tag die alten, wohlbekannten Stätten aufsuchte, wurde ihm plötzlich klar, daß schon fast ein halbes Leben hinter ihm lag. Er bedauerte, daß er hergekommen war, und fast hätte er in Louisville angerufen und gefragt, ob er seine Arbeit dort wieder aufnehmen könnte. Schließlich hatte er kurz vor Geschäftsschluß einen Wohnungsmakler aufgesucht, und am gleichen Abend hatten er und der Makler Häuser und Wohnungen besichtigt, die zu verkaufen oder zu vermieten waren. Aber alle, die er sah, waren noch bewohnt, und er konnte sich nicht vorstellen, wie er allein dort leben sollte. Der Makler hatte ihm eine Mappe mit Abbildungen gegeben, um sie am Abend durchzusehen, und als er in seinem kleinen Hotelzimmer darin blätterte, fand er, was er suchte: ein Sommerhäuschen in den Bergen nahe der Stadt mit einem Bach davor, einer hölzernen Brücke und einem dicht bewaldeten Hügel hinter dem Haus. Die Fenster waren zerbrochen, das Dach eingefallen und die Veranda zusammengebrochen. Die Farbe schälte sich von den Wänden, die Fensterläden hingen zersplittert in den Scharnieren.
    Am nächsten Morgen hatte er es gekauft, und in den folgenden Wochen war er Tag und Nacht beschäftigt gewesen wie nie zuvor. Von acht bis fünf täglich organisierte er seine neue Polizeieinheit. Er unterhielt sich mit den Männern, die bereits Dienst taten, und entließ jene, die sich weigerten, abends auf den Schießstand zu gehen oder an den Abendkursen der Staatspolizei teilzunehmen. Statt dessen musterte er solche an, denen Überstunden nichts ausmachten. Er warf die veraltete Ausrüstung hinaus, kaufte neue und modernisierte den ziemlich schlampig geführten Betrieb, den sein Vorgänger zurückgelassen hatte, als er auf den Stufen vor dem Eingang einem Herzanfall erlegen war. Teasle arbeitete von fünf Uhr bis zum Schlafengehen an seinem Haus, reparierte das Dach, verglaste und kittete die Fenster, baute eine neue Veranda und strich das Ganze mit rostbrauner Farbe an, um es dem Grün der Bäume anzupassen. Mit dem morschen Holz von der Veranda und dem Dach machte er jeden Abend ein Feuer im Vorgarten und kochte sich Chili con Carne, Steaks, Folienkartoffeln oder Hamburger. Noch nie hatte das Essen ihm so gut geschmeckt oder der Schlaf ihn so erfrischt. Er war stolz auf die Schwielen an seinen Händen und auf den Muskelkater in seinen Armen und Beinen, die jetzt allerdings langsam wieder stark und geschmeidig wurden. Drei Monate ging das so, und dann war das Haus fertig. Eine Zeitlang gab es noch kleine Reparaturen zu erledigen, aber dann kamen die Nächte, wo es nichts mehr zu tun gab und er ein Bier trinken ging oder länger auf dem Schießstand blieb oder zu Hause mit einem Bier vor dem Fernseher saß. Schließlich heiratete er, und das war nun auch vorbei. Als er jetzt keuchend und schwitzend aus dem Wald und über die Grasfläche rannte, war ihm so wohl, daß er sich fragte, warum er je aufgehört hatte, sich fit zu halten.
    Die Hunde kläfften aufgeregt, und Orval streckte seine langen Beine, um mit ihnen Schritt zu halten. Die Polizisten bemühten sich, dicht hinter Teasle zu bleiben, und dieser strengte sich seinerseits an, mit Orval Schritt zu halten. Einen Augenblick lang, als er mit schnellen, rhythmischen Bewegungen über das Gras lief, die Sonne im Nacken, glaubte er, ewig so weiterlaufen zu können. Dann stürmte Orval noch schneller vorwärts, und Teasle konnte nicht mehr mithalten. Die Beine wurden ihm schwer, und

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