Rambo
das Gefühl des Wohlseins verließ ihn.
»Langsamer, Orval!«
Doch Orval rannte mit unverminderter Geschwindigkeit den Hunden hinterdrein.
6
Als er die Baumgruppe und die Felsen erreichte, kam er nur mehr langsam vorwärts. Er mußte die Füße vorsichtig aufsetzen, um auf den Felsen nicht auszurutschen und sich vielleicht ein Bein zu brechen. So schnell es ging, eilte er am Fuß der Klippe entlang und suchte nach einer Stelle, wo er hinaufklettern konnte. Er fand einen Spalt, der einen Meter tief in einen Felsen hineinführte, der senkrecht nach oben anstieg, und begann hinaufzuklettern. Kurz vor dem Gipfel lagen die Vorsprünge, an denen er sich hochzog, weiter auseinander, und er mußte sich anklammern, so gut es ging. Aber dann wurde es wieder besser, und er arbeitete sich aus der Felsspalte heraus und stand auf ebenem Steinboden.
Wo er jetzt war, konnte er das laute Kläffen der Hunde hören. Er duckte sich und hielt Ausschau nach dem Hubschrauber. Er war nirgends zu sehen – nicht einmal zu hören, und er bemerkte auch niemand, der ihn von einem der nahen Berggipfel oder von unten beobachtete. Er schlüpfte unter die Büsche auf der Felskuppe und kroch schnell nach rechts auf einen Vorsprung zu, der ihm einen guten Ausblick in die Schlucht bot. Dort blieb er liegen und beobachtete das abwechselnd grasige und bewaldete Gelände. Etwa eineinhalb Kilometer entfernt in der Schlucht sah er eine Gruppe Männer, die über eine weite Grasfläche von einem Waldstück zum anderen rannten. Auf die Entfernung wirkten sie klein und waren nur schwer zu erkennen. Er glaubte ungefähr zehn von ihnen ausmachen zu können. Die Hunde konnte er überhaupt nicht sehen, aber dem Bellen nach schienen es ziemlich viele zu sein. Aber es war nicht die Anzahl der Hunde, die ihm Sorgen machte, sondern die Tatsache, daß sie offenbar seine Spur aufgenommen hatten und ihm nachstellten. In ungefähr fünfzehn Minuten würden sie an der Stelle angekommen sein, wo er sich jetzt befand. Teasle hätte ihn seiner Berechnung nach nicht so schnell einholen dürfen. Er hätte noch Stunden entfernt sein müssen. Einer mußte dabei sein – vielleicht Teasle, vielleicht jemand anderer, der sich in dem Gelände auskannte und wußte, wo er ihm den Weg abschneiden konnte, sobald er nur seine allgemeine Fluchtrichtung kannte.
Er lief zurück zu der Felsspalte, die er hinaufgeklettert war. Hier würde Teasle ihm nicht so leicht folgen können. Er legte sein Gewehr auf einem grasbewachsenen Erdhügel ab, wo kein Schmutz in den Lauf kommen konnte, und begann einen Felsblock an die Mündung der Spalte heranzuschieben. Der Felsblock war groß und sehr schwer, aber sobald er ihn in Bewegung gesetzt hatte, rollte er fast ganz durch sein Eigengewicht. Bald blockierte er die Mündung der Felsspalte vollkommen und ragte an einer Seite über die Klippe hinaus. Wer von unten heraufkam, konnte unmöglich über ihn hinüber- oder um ihn herumklettern. Bevor er heraufkommen konnte, mußte er den Felsblock zur Seite schieben, würde aber aus der Felsspalte heraus nicht die nötige Hebelwirkung aufbringen können. Er würde die Hilfe von mehreren Männern brauchen, für die aber wiederum in der engen Spalte kein Platz war. Es würde einige Zeit dauern, bis Teasle sich überlegt hatte, wie er sich den Weg freimachen konnte, und bis dahin würde Rambo längst weg sein.
Hoffentlich. Als Rambo wieder in die Schlucht hinunterblickte, war er erstaunt, wie schnell seine Verfolger vorwärtsgekommen waren, während er den Felsblock an seine Stelle gerollt hatte. Sie waren bereits bei den Büschen am Teich angekommen, wo er sich vorher versteckt hatte. Die Männer, die er nur in Miniaturgröße sehen konnte, hatten aufgehört, das Gebüsch abzusuchen, und beobachteten, wie die Hunde bellend im Kreise herumliefen. Irgend etwas mußte die Spur verwischt haben. Der angeschossene Hirsch! Als Rambo sich in die Büsche geworfen hatte, war etwas Hirschblut an seinen Kleidern klebengeblieben, und jetzt wußten die Hunde nicht, welcher der beiden Spuren sie folgen sollten: seiner oder der des Hirsches. Aber es dauerte nicht lange, bis sie sich entschlossen. Sobald er sah, wie sie seine Fährte aufnahmen und auf die Felsen hetzten, packte er sein Gewehr und begann in entgegengesetzter Richtung durch die Bäume und Büsche zu rennen. Wo das Unterholz zu dicht wurde, drehte er sich um und stieß sich rückwärts durchs Gebüsch. Dann rannte er vorwärts, bis er wieder an eine dichte
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