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Rambo

Rambo

Titel: Rambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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starrte ihn ungläubig an. Er war überzeugt gewesen, daß Orval tot war. »Orval«, rief er und eilte auf ihn zu. »Unten bleiben«, ermahnte er sich selbst und drückte sich fest an den Boden, um nicht zur Zielscheibe zu werden, wie Orval es getan hatte. Aber Orval lag zu dicht am Felsrand. Teasle war sicher, daß man ihn vom Wald aus sehen würde. Er packte Orval an der Schulter und versuchte ihn nach hinten in die Bodenfurche zu ziehen. Aber Orval war zu schwer, und es dauerte zu lange. Jeden Moment konnte der Junge schießen. Er zog und zerrte, bis es ihm gelang, Orval hinter sich her zu schleifen. Aber es ging nicht schnell genug. Orvals Kleidung verfing sich in den scharfen Felsspitzen am Abhang.
    »Jemand soll mir helfen!« schrie Teasle seinen Leuten zu.
    Orval spuckte noch mehr Blut aus.
    »So helft mir doch!«
    Und dann eilte jemand herbei und half ihm. Gemeinsam zogen sie Orval vom Felsrand weg und in Sicherheit. Teasle atmete erleichtert auf. Er wischte sich den Schweiß aus den Augen und wußte, ohne hinzusehen, wer ihm zu Hilfe gekommen war: Shingleton.
    Shingleton grinste und lachte. Nicht laut, nicht fröhlich, aber er lachte. Hauptsächlich innerlich. Seine Brust hob und senkte sich vor Lachen. »Wir haben es geschafft. Er hat nicht geschossen. Wir haben es geschafft.«
    Teasle erschien das so komisch, daß er ebenfalls zu lachen begann. Doch dann fing Orval wieder an Blut auszuhusten, und Teasle sah den Schmerz in seinem Gesicht, und nichts erschien ihm mehr komisch.
    »Mach langsam, Orval. Wir schauen mal nach, was du hast. Wir werden dich schon wieder hinkriegen.«
    Er versuchte, ihm vorsichtig das blutige Hemd aufzuknöpfen, aber es klebte fest an der Haut, so daß er es mit einem Ruck abreißen mußte. Orval stöhnte auf. Teasle konnte die Wunde nicht lange ansehen. Aus der aufgerissenen Brust strömte stinkendes Gas.
    »Wie. schlimm?« fragte Orval ächzend.
    »Keine Sorge«, erwiderte Teasle. »Wir werden dich schon hinkriegen.« Während er sprach, knöpfte er sein eigenes Hemd auf und zog es sich von den Schultern.
    »Ich habe dich gefragt, wie schlimm.« Jedes Wort war ein schmerzvolles Flüstern.
    »Du hast schon selbst genug Schußwunden gesehen, Orval. Du verstehst ebensoviel davon wie ich.« Er rollte sein verschwitztes Hemd zusammen und steckte es in das Loch in Orvals Brust. Sofort war das Hemd von Blut durchtränkt.
    »Ich will, daß du es mir sagst. Ich habe dich gefragt.«
    »Schon gut, Orval. Spare deine Kräfte. Sprich jetzt nicht.« Teasles Hände verschmierten sich mit Blut, als er Orvals Hemd über dem, das er in die Wunde gestopft hatte, zuknöpfte. »Ich will dich nicht anlügen, und ich weiß, daß du das auch nicht willst. Du blutest sehr stark, und man kann kaum etwas sehen. Er scheint die Lunge getroffen zu haben.«
    »Oh, mein Gott.«
    »Hör jetzt auf zu sprechen und spare deine Kräfte.«
    »Bitte. Du darfst mich nicht hier zurücklassen. Laß mich nicht allein.«
    »Das ist das letzte, worüber du dir Sorgen zu machen brauchst. Wir bringen dich zurück und tun alles für dich, was wir können. Aber du mußt auch etwas tun. Hörst du? Du mußt dich darauf konzentrieren, deine Brust festzuhalten. Ich habe mein Hemd hineingesteckt, unter deinem, und du mußt es festhalten und auf die Wunde drücken. Wir müssen die Blutung zum Stillstand bringen. Hörst du mich? Verstehst du, was ich sage?«
    Orval leckte sich über die Lippen und nickte schwach. Teasle hatte den Geschmack von trockenem Staub im Mund. Es bestand keine Chance, daß ein zusammengerolltes Hemd die Blutung aus einer Wunde dieser Größe stoppen würde. Der Schweiß lief ihm den nackten Rücken hinunter. Die Sonne war längst hinter den Wolken verschwunden, aber es war immer noch drückend heiß. Er hatte Durst und dachte daran, wie durstig Orval sein mußte.
    Er wußte, daß er ihm kein Wasser geben sollte. Er wußte das noch von Korea her. Ein Mann mit einer Schußwunde in der Brust oder im Bauch würde das Wasser, das er trank, wieder erbrechen und dabei die Wunde weiter aufreißen und den Schmerz verschlimmern. Aber Teasle konnte nicht mit ansehen, wie sich Orval immer wieder die Lippen leckte und sich vor Schmerzen wand. Ich gebe ihm nur ganz wenig, dachte er. Ganz wenig wird ihm nicht schaden.
    An Orvals Gürtel hing eine Feldflasche. Teasle zog sie heraus, drehte den Verschluß auf und goß Orval ein wenig Wasser in den Mund. Orval hustete, und dann quoll ihm das Wasser, vermischt mit Blut, wieder

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