Rambo
niemandem koordinieren. Darum hat er volle Bewegungsfreiheit, kann schießen und schnell wieder woanders in Deckung gehen. Sooft er will. So haben meine Leute es ihm beigebracht.«
»Sehr schön«, sagte Teasle. »Jetzt bringen Sie mir das mal bei.«
3
Rambo erwachte im Dunkeln auf einem kalten, flachen Felsblock. Seine Brustschmerzen hatten ihn aufgeweckt. Die Brust war so stark angeschwollen, daß er den Gurt, mit dem er sie verbunden hatte, lockern mußte; bei jedem Atemzug stachen ihn die Rippen derart ins Fleisch, daß er sich vor Schmerzen krümmte.
Er wußte nicht, wo er sich befand. Er nahm an, daß es Nacht war, konnte jedoch nicht begreifen, warum es ringsum stockfinster war. Keine grauen Nuancen in der Schwärze, die ihn umgab, keine Sterne, nicht einmal eine matte Reflexion von der Wolkendecke. Es mußte etwas mit seinen Augen los sein, dachte er besorgt. Er zwinkerte mehrmals, und als er immer noch nichts sah, begann er den Stein, auf dem er lag, abzutasten. Dabei stieß er mit seiner Hand gegen feuchte Felswände. Eine Höhle, dachte er verwundert.
Ich bin in einer Höhle. Aber wie bin ich da reingekommen? Immer noch benommen, rappelte er sich auf und machte sich stolpernd auf den Weg nach draußen.
Nach ein paar Schritten ging er zurück, sein Gewehr holen. Doch allmählich wurde sein Kopf wieder klarer, und es kam ihm zu Bewußtsein, daß das Gewehr immer noch zwischen Gürtel und Hose steckte, und er ging weiter. Der Fußboden der Höhle fiel nach unten ab, aber er wußte, daß die Öffnung einer Höhle im allgemeinen oben lag, also machte er kehrt und ging in entgegengesetzter Richtung. Der Luftzug von draußen hätte ihm verraten müssen, wo die Öffnung war, aber daran erinnerte er sich erst, als er um eine Ecke gebogen war und den Ausgang erreicht hatte.
Draußen war eine kristallklare Nacht, blitzende Sterne und ein zunehmender Mond. Weiter unten waren die Umrisse von Bäumen und Felsen deutlich zu sehen. Er wußte nicht, wie lange er geschlafen hatte oder bewußtlos gewesen war und wie er überhaupt die Höhle gefunden hatte. Das letzte, woran er sich erinnerte, war, daß er bei Sonnenaufgang das Brombeergestrüpp verlassen hatte, durch den Wald gewandert war und dann aus einem Bach getrunken hatte. Er hatte sich der Länge nach in den Bach gelegt, um sich zu erfrischen, und jetzt stand er mit einem Mal am Eingang dieser Höhle. Es war Nacht, und hinter ihm lag ein ganzer Tag, an den er sich nicht erinnern konnte. Wenigstens nahm er an, daß es nur ein Tag gewesen war. Oder war es länger gewesen?
Weit unten sah er eine Menge Lichter, wie glitzernde Sternchen, nur daß die meisten rot oder gelb waren, kamen und wieder verschwanden. Vielleicht war es eine belebte Verkehrsstraße, dachte er. Aber dafür waren es zu viele. Und noch etwas: In etwa drei Kilometer Entfernung bildeten sie eine Kette von seiner Rechten zu seiner Linken. Er mochte sich in der Entfernung geirrt haben, aber er war jetzt ganz sicher, daß es etwas mit ihm zu tun hatte und mit der Hetzjagd, die man auf ihn veranstaltete. Dieser Teasle will mich um jeden Preis haben, dachte er.
Es war sehr kalt, und im Unterholz war weder das Summen von Insekten noch die Geräusche von Nachttieren zu vernehmen. Lediglich das leise Rascheln von Blättern und Zweigen, über die der Wind streifte. Im Dunkeln wird er kaum nach dir suchen, aber sobald es hell wird, kommt er mit einer ganzen Armee, gegen die du keine Chance hast. Du mußt dich verkrümeln. Nicht, weil er dich im fairen Kampf besiegt hat, sondern weil es die letzte Gelegenheit ist, hier noch einigermaßen heil wegzukommen. Sogar wenn er in voller Sicht an der Spitze seiner Männer anmarschiert kommt, solltest du ihn zufrieden lassen. Hau ab und bleibe am Leben!
Aber ganz so einfach würde das auch nicht sein. Immer wieder schoß ihm ein heißer Strahl aus der Kreuzgegend bis in den Nacken. Dann plötzlich Schüttelfrost. Das wiederholte sich so oft, daß es nicht der kalte Wind sein konnte, der ihn zum Zittern brachte. Es war Fieber. Es mußte recht hoch sein, denn er schwitzte stark. Wenn er jetzt den Versuch machte, sich durch die Lichterkette zu schleichen, würde er ganz bestimmt unterwegs zusammenbrechen. Er konnte ja kaum aufrecht stehen. Wärme – er brauchte Wärme. Und eine Unterkunft, wo er sich das Fieber aus dem Leib schwitzen und seine Rippen ausruhen lassen konnte. Und essen. Er hatte nichts gegessen, seit er die Provianttasche des Alten geleert und die
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