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Rambo

Rambo

Titel: Rambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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offengelassen hatte, um Luft zu holen, war viel zu klein, aber er wagte nicht, ihn zu erweitern. Jemand konnte das Loch bemerken und neugierig werden. Der Schleim in seiner Nase trocknete und verstopfte die Nasenlöcher. Er hielt die Augen geschlossen; die Lider waren von Schlamm verklebt.
    Seine Verfolger waren noch immer nicht zu hören. Er brauchte eine Beschäftigung, die ihm half, ruhig liegen zu bleiben und ihn von dem Dreck, der auf ihm lastete, abzulenken und begann, die Sekunden zu zählen. Am Ende jeder Minute, die er so gezählt hatte, erwartete er, sie kommen zu hören, dann zählte er noch eine Minute und danach weitere sechzig Sekunden – immer noch kein Laut. Als er zum fünfzehnten Mal bis sechzig gezählt hatte, war er sicher, daß etwas schiefgegangen war. Vielleicht der Schlamm. Vielleicht verschluckte der Morast jedes Geräusch, und sie waren an ihm vorbeigegangen, ohne daß er sie gehört hatte, und waren längst wieder weg.
    Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Er hatte sie nicht gehört, und sie konnten immer noch im Anmarsch sein. Er konnte es nicht wagen sich auszugraben und nachzusehen. Möglicherweise hatte das Gestrüpp sie aufgehalten, und sie kamen jetzt gerade erst an. Er wartete ab. Der Schleim in seiner Nase hinderte ihn am Atmen und drohte ihn zu ersticken. Der Druck auf seinem Gesicht und seiner Brust wurde unerträglich, und er wollte nichts, als sich so schnell wie möglich wieder ausgraben.
    Er erinnerte sich, wie er als kleiner Junge an einem Sandhügel gespielt und sich eine Höhle gegraben hatte. Er war hineingekrochen, hatte das plötzliche Bedürfnis verspürt, wieder hinauszukommen, und in diesem Augenblick war die Höhle eingestürzt und der Sand hatte ihn unter sich begraben. In panischer Angst hatte er wie verrückt gebuddelt und hatte es gerade noch geschafft herauszukommen. Er war fest überzeugt, daß es eine Todesahnung war, die ihn veranlaßt hatte, noch rechtzeitig herauskriechen zu wollen, bevor die Höhle einstürzte.
    Jetzt dachte er daran, daß jemand, der oben am Ufer stand, einen Teil der Böschung zum Einstürzen bringen und ihm die Luft abschneiden konnte. Die gleiche Todesahnung, wie damals in der Sandhöhle: er würde lebend begraben sein und ersticken. Der Schleim in seiner Nase machte schon jetzt das Atmen fast unmöglich. Mein Gott, er mußte sofort hier raus. Er konnte es nicht länger ertragen und begann sich aus dem Schlamm herauszuwühlen.
    Und dann erstarrte er, als er sie hörte. Er vernahm das dumpfe Geräusch von Schritten. Von vielen Schritten. Alle über ihm. Undeutliche Stimmen, Geplätscher im Bach. Männer, die den Bach entlang gingen. Die Schritte kamen immer näher. Einige hielten kurz an und stampften dann donnernd auf dem Erdboden über ihm herum. Direkt auf seiner Brust, auf seinen gebrochenen Rippen. Der Schmerz. Er konnte sich nicht bewegen, hatte aufgehört zu atmen. Wie lange konnte er ohne Luft durchhalten? Drei Minuten? Dafür hatte er vorher nicht genug eingeatmet. Also zwei Minuten. Aber sein Zeitsinn war so verzerrt, daß es ihm nach einer Minute so vorkam, als seien schon zwei vergangen. Und vielleicht würde er sich wegen Atemnot schon zu früh bewegen müssen. Er zählte: Vier, fünf, sechs, sieben. Seine Herzschläge wurden immer lauter und schneller. Zwanzig, vierzig, seine Brust drohte zu bersten. Drei Minuten. Die Last des Erdbodens über ihm wurde leichter. Der Mann oben war weitergegangen. Nicht schnell genug. Gott sei Dank, die Stimmen und das Plätschern im Bach wurden schwächer.
    Aber es ging zu langsam, und noch konnte er sich nicht ausgraben. Vielleicht kamen noch Nachzügler. Oder jemand blickte zurück und bemerkte ihn. Mein Gott, schneller! Fünfunddreißig, sechsunddreißig, siebenunddreißig – bis sechzig kam er nicht mehr. Er hielt es nicht mehr aus. Nichts wie raus – aber der Luftmangel hatte ihn so geschwächt, daß er nicht mehr die Kraft besaß, sich auszugraben. Stoßen. Stoßen, verdammt noch mal! Er stieß mit der Kraft der Verzweiflung, und mit einem Mal – Herrgott im Himmel – war er an der Luft und im Licht und atmete gierig. Er lag mitten im Bach. Seine Brust blähte sich auf, als er die köstliche Luft in tiefen Zügen einsog, aber die Rippen schnitten ihn schmerzhaft ins Fleisch. Er machte zuviel Lärm. Sie würden ihn hören. Hastig blickte er sich um.
    Es war niemand da. Stimmen und Rascheln im Unterholz. Aber niemand in Sicht. Endlich war er sie los. Jetzt hatte er nur noch ein

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