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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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voran.
    Ein Grollen ließ Ramses stutzen.
    Als er sich umwandte, sprangen, aufgescheuchten
Gazellen gleich, zwei Steine den Abhang herunter und streiften sein Bein; dann
setzte Steinschlag ein und löste einen mächtigen Granitblock, der den Abhang
hinunterdonnerte.
    Eine Staubwolke nahm Ramses die Sicht.
    »In Deckung, Vater!« schrie Ramses.
    Er sprang einen Schritt rückwärts und stürzte, doch
Sethos hatte schon kraftvoll zugepackt, ihn aufgehoben und aus der Falllinie
gezogen. Der Granitblock donnerte zu Tal, Schreie hallten wider. Hauer und
Steinmetze hatten einen Mann gesichtet, der das Weite suchte.
    »Der da, der dort drüben! Der hat den Block
losgeschlagen und zum Kippen gebracht!« rief Aper.
    Die Verfolgungsjagd begann.
    Aper bekam als erster den Flüchtenden zu packen und
versetzte ihm einen Fausthieb in den Nacken, um ihn zum Anhalten zu zwingen.
Doch der Vorsteher der Hauer hatte seine Kraft falsch eingeschätzt, und er
konnte dem Pharao nur noch einen Leichnam vorführen.
    »Wer ist der Mann?« fragte Sethos.
    »Keine Ahnung«, antwortete Aper. »Der hat hier nicht
gearbeitet.«
    In Assuan hatte man schnell herausgefunden, daß der
Mann ein ehemaliger Binnenschiffer, Witwer und kinderlos war und Steingutgefäße
verkauft hatte.
    »Der Anschlag galt dir«, erklärte Sethos. »Doch in
diesen Block war dein Tod nicht eingeschrieben.«
    »Gestattest du mir, selbst nach der Wahrheit zu
forschen?«
    »Ich verlange es sogar.«
    »Ich weiß schon, wem ich die Nachforschungen
anvertrauen kann.«
     
    NEUNUNDDREISSIG
     
     
    ameni zitterte und frohlockte zugleich. Er zitterte, weil Ramses ihm
gerade erzählt hatte, wie er einem entsetzlichen Tod entronnen war; er
frohlockte, weil der Regent ihm mit dem Brief an Sethos, der die Reise nach
Assuan ausgelöst hatte, ein großartiges Beweisstück ausgehändigt hatte.
    »Eine schöne Schrift«, sagte er, »eine Person aus
höheren Kreisen, gebildet und erfahren im Abfassen von Sendschreiben.«
    »Der Pharao wußte also, daß es nicht von einem der
Vorsteher dort stammte und man ihm eine Falle stellen wollte.«
    »Meiner Meinung nach hatte man es auf euch beide
abgesehen, Unfälle auf Baustellen sind ja keine Seltenheit.«
    »Bist du einverstanden, die Nachforschungen
voranzutreiben?«
    »Aber natürlich! Allerdings…«
    »Allerdings?«
    »Ich muß dir etwas gestehen. Ich habe nie aufgehört, nach
dem Besitzer der verdächtigen Werkstatt zu fahnden. Ich hätte dir zu gern den
Beweis gebracht, daß Chenar der Schuldige war, aber das ist mir nicht gelungen.
Doch dies hier ist ja viel aufschlußreicher.«
    »Hoffen wir es.«
    »Hat man noch mehr über den Schiffsmann in Erfahrung
gebracht?«
    »Nein, sein Auftraggeber scheint unantastbar.«
    »Eine echte Schlange also, wir sollten Setaous
Mithilfe erbitten.«
    »Warum eigentlich nicht?«
    »Sei getrost, es ist bereits geschehen.«
    »Und was hat er gesagt?«
    »Da es um deine Sicherheit geht, ist er bereit, mich
tatkräftig zu unterstützen.«
    Chenar konnte dem Süden nichts abgewinnen. Dort war es
ihm zu heiß, und dort war man auch nicht so aufgeschlossen wie im Norden für
all das Neue, das die Welt bot. Der riesige Tempel von Karnak allerdings war
ein so reiches und so einflußreiches Wirtschaftsgebilde, daß keiner, der die
höchste Macht anstrebte, auf die Unterstützung des Hohenpriesters verzichten
konnte. Daher machte er ihm einen Anstandsbesuch, wobei allerdings nur
Belangloses zur Sprache kam. Doch mit Genugtuung stellte Chenar fest, daß
dieser hohe Würdenträger, der die Machtspiele in Memphis aus der Ferne
beobachtete, ihm keineswegs feindlich gesinnt war und sich im rechten
Augenblick auf die Seite des Stärkeren schlagen würde. Daß er nicht Ramses’
Loblied sang, war ein ermutigendes Zeichen.
    Chenar ersuchte um die Erlaubnis, eine gewisse Zeit im
Tempel zu verweilen, um fern aller Geschäftigkeit des öffentlichen Treibens ein
wenig Besinnung zu finden. Es wurde ihm gestattet, doch Sethos’ älterer Sohn
gewöhnte sich nur schwer an das karge Dasein in einer Priesterzelle, erreichte
aber sein Ziel, Moses zu treffen.
    In einer Arbeitspause begutachtete der Hebräer eine
Säule. Auf ihr war die Zurückgabe des göttlichen Auges dargestellt und die
Erfassung der Welt.
    »Ein prachtvolles Kunstwerk! Du bist ein großartiger
Baumeister!«
    Moses, der noch kräftiger geworden war, blickte
mißbilligend auf den verweichlichten und beleibten Prinzen.
    »Ich lerne meinen Beruf erst noch, dieser Erfolg

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