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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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war wie immer als erste aufgestanden, hatte
sich einen Schal übergeworfen und sich die zahlreichen Pflichten des Tages ins
Gedächtnis gerufen. Der Haushalt der großen königlichen Gemahlin erforderte
erheblichen Einsatz und höchste Umsicht und war nicht zu vergleichen mit dem
geregelten Alltag einer Priesterin, den sie sich erträumt hatte. Doch da sie
tiefe Bewunderung für die Königin empfand, hatte Nefertari sich schnell Tujas
Anforderungen angepaßt. Sie verlangte viel von anderen, aber ebensoviel von
sich selbst. Für Tuja zählte nur das Ansehen Ägyptens, sie hielt an den
überkommenen Werten fest. Auf Erden verkörperte sie die Göttin Maat und pochte
daher unermüdlich auf Rechtschaffenheit. Als Nefertari sich der gewaltigen
Aufgabe bewußt wurde, die Tuja erfüllte, war ihr klargeworden, daß auch ihr Tun
sich nicht in Alltäglichkeiten erschöpfte. Das Haus, dem sie hier vorstand,
hatte vorbildlich zu sein.
    Die Küche war leer. Die Dienerinnen lagen wohl träge
in ihren Zimmern. Nefertari klopfte an jede Tür, erhielt aber nirgends Antwort.
Verärgert öffnete sie eine der Türen.
    Niemand.
    Diese Frauen waren doch für gewöhnlich so zuverlässig,
so gewissenhaft. Was war bloß in sie gefahren? Es war kein Fest- oder Feiertag,
und selbst bei außergewöhnlichen Anlässen war immer Ersatz zur Stelle. Und wo
üblicherweise frisches Brot, Kuchen und Milch bereitstanden, war nichts! Und in
wenigen Minuten würde die Königin zu frühstücken wünschen!
    Nefertari war sprachlos; ein Unheil war hereingebrochen
über den Palast!
    Sie lief zum Mühlstein. Vielleicht hatten die
Flüchtenden dort ein wenig Nahrung zurückgelassen. Aber da war nur Korn, und
das zu mahlen und daraus Teig vorzubereiten und Brot zu backen – dafür war
keine Zeit mehr. Zu Recht würde Tuja ihre Hofmeisterin mangelnder Sorgfalt
bezichtigen und sie des Palastes verweisen.
    Zur Demütigung käme noch die Trauer hinzu, sich von
der Königin zu trennen. Wie tief ihre Zuneigung zur großen königlichen Gemahlin
war, wurde Nefertari in diesem Augenblick, der ein Schicksalsschlag war,
bewußt. Ihr nicht mehr dienen zu dürfen zerriß ihr das Herz.
    »Es wird ein herrlicher Tag werden«, verhieß eine
wohlklingende Stimme.
    Nefertari wandte sich bedachtsam um.
    »Du, hier? Der Regent des Königreichs…«
    Ramses lehnte an einer Wand, die Arme verschränkt.
    »Sollte meine Anwesenheit unerwünscht sein?«
    »Nein, ich…«
    »Was das Frühstück meiner Mutter anbelangt, kannst du
unbesorgt sein. Ihre Dienerinnen werden es ihr zur gewohnten Zeit bringen.«
    »Ja, aber, ich habe doch keine einzige gesehen!«
    »Lautet dein Lieblingssatz nicht ‹Ein wahres Wort ist
verborgener als der grüne Stein, doch man findet es bei den Dienerinnen am
Mühlstein›?«
    »Soll ich daraus schließen, daß du sie alle
weggeschickt hast, um mich hierherzulocken?«
    »Ich ahnte, was du tun würdest.«
    »Soll ich jetzt Korn mahlen, um dich
zufriedenzustellen?«
    »Nein, Nefertari, ich bin auf der Suche nach dem
wahren Wort.«
    »Da muß ich dich enttäuschen; ich besitze es nicht.«
    »Ich bin vom Gegenteil überzeugt.«
    Sie war schön und strahlend, und ihr Blick war so tief
wie himmlische Gewässer.
    »Vielleicht mißfällt dir meine Aufrichtigkeit, aber
dieser Scherz verletzt mein Herz.«
    Der Regent wirkte nicht mehr ganz so selbstsicher.
    »Dieses Wort, Nefertari…«
    »Alle glauben, du weiltest in Abydos.«
    »Ich bin gestern zurückgekommen.«
    »Und das erste, was dir einfiel, war diese
Verschwörung mit den Dienerinnen der Königin, um mir Steine in den Weg zu
werfen!«
    »Am Nilufer bin ich einem wilden Stier begegnet. Wir
standen einander Aug in Aug gegenüber. Mein Schicksal lag bei ihm, seine
spitzen Hörner würden den Ausschlag geben. Während er mich anstarrte, traf ich
gewichtige Entscheidungen, und da er mich nicht getötet hat, bin ich erneut
Herr meines Geschicks.«
    »Ich bin froh, daß du überlebt hast, und wünsche, daß
du König wirst.«
    »Ist das deine oder meiner Mutter Meinung?«
    »Lügen ist nicht meine Art, kann ich jetzt gehen?«
    »Dieses Wort, das kostbarer ist als der grüne Stein,
das besitzt du, Nefertari! Darf ich es aussprechen?«
    Die junge Frau neigte den Kopf.
    »Ich bin deine ergebene Dienerin, Regent von Ägypten.«
    »Nefertari!«
    Stolzen Blickes richtete sie sich auf. Er war
geblendet von so viel Adel.
    »Die Königin erwartet mich zu unserem morgendlichen
Gespräch, und eine Verspätung wäre ein schweres

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