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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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machte der Ehrfurcht Platz.
    »Dein Besuch ehrt mich.«
    »Meine Mutter hat mir von deinem Ansinnen erzählt.«
    »Ich war so besorgt, das stimmt, und wünschte
sehnlichst deine Rückkehr!«
    »Und bist du jetzt enttäuscht?«
    »Du wirst eine andere zur Gemahlin nehmen.«
    »Ja, morgen vermähle ich mich mit Nefertari.«
    »Sie ist sehr schön, doch du sollst wissen, daß ich
ein Kind erwarte.«
    Ramses faßte zärtlich nach ihrer Hand.
    »Hast du geglaubt, ich ließe dich im Stich? Dieses
Kind wird das unsrige sein. Morgen, wenn das Schicksal will, werde ich
Nefertari zur großen königlichen Gemahlin erwählen. Aber wenn du es wünschst
und wenn sie einwilligt, wirst du im Palast wohnen.«
    Sie drängte sich an ihn.
    »Liebst du mich, Ramses?«
    »Abydos und der wilde Stier haben mir meine wahre
Natur offenbart. Ich bin vermutlich nicht wie die anderen Männer, Iset. Mein
Vater hat meinen Schultern eine Last aufgebürdet, die mich vielleicht erdrücken
wird, aber ich möchte das Abenteuer wagen. Du verkörperst die Leidenschaft und
das Begehren, das Feuer der Jugend, doch Nefertari ist die geborene Königin.«
    »Ich werde alt werden, und du wirst mich vergessen.«
    »Ich bin ein Stammesoberhaupt, und ein
Stammesoberhaupt vergißt die Seinen nie. Möchtest du dazugehören?«
    Sie bot ihm ihre Lippen dar.
    Die Heirat war eine persönliche Angelegenheit, die
keinen Anlaß bot zu einer religiösen Zeremonie. Nefertari hatte sich ein
schlichtes Fest gewünscht, auf dem Lande, in einem Palmenhain, zwischen
Kornfeldern und blühenden Mondbohnen, in der Nähe eines Kanals, an dessen
schlammigen Ufern die Herden zur Tränke kamen.
    Die junge Frau trug wie Königin Tuja ein kurzes Leinenkleid
und als Schmuck Lapislazuli-Armbänder und Karneolkette. Der Eleganteste war
Acha. Er war am selben Morgen aus den Ostländern zurückgekehrt, und dieses in
so bäuerlichem Rahmen gehaltene Fest, das im Beisein der großen königlichen
Gemahlin, Mosis, Amenis und Setaous nebst einem berühmten griechischen Dichter,
einem Löwen mit gewaltigen Pranken und einem schier närrischen Hund stattfand,
erstaunte ihn sehr. Acha wäre höfischer Prunk lieber gewesen, doch er enthielt
sich jeglichen Einwands und teilte das ländliche Mahl trotz der spöttischen
Blicke Setaous.
    »Du fühlst dich nicht wohl in deiner Haut«, bemerkte
der Schlangenbeschwörer.
    »Es ist ein hübscher Ort.«
    »Aber das Gras macht Flecken auf dein schönes Gewand!
Das Leben ist manchmal doch recht hart, vor allem, wenn weit und breit kein
Reptil zu sehen ist.«
    Trotz seiner schwachen Sehkraft war Homer hingerissen
von Nefertari. Widerstrebend mußte er zugeben, daß sie an Schönheit Helena noch
übertraf.
    »Diesen echten Erholungstag verdanke ich dir, und ich
genieße ihn«, sagte Moses zu Ramses.
    »Ist Karnak so anstrengend?«
    »Das Bauvorhaben ist so gewaltig, daß der geringste
Fehler ein Scheitern bewirken würde. Ich prüfe unermüdlich jede Einzelheit,
damit die Arbeiten ungehindert weitergehen.«
    Sethos war nicht anwesend. Obwohl er diese Heirat
guthieß, hatte der König sich keinen Mußetag gönnen können. Ägypten gewährte
ihn nicht.
    Es war ein gelöster und glücklicher Tag. Zurück in
Memphis, nahm Ramses Nefertari in die Arme und führte sie über die Schwelle
ihres Hauses. Vor dem Gesetz waren sie jetzt Mann und Frau.
     
    ACHTUNDVIERZIG
     
     
    chenar überschlug sich schier vor Tatendrang. Er hastete von einem
Amtsinhaber zum anderen, eine Einladung jagte die andere, Mittagessen,
Abendessen, Empfänge und vertrauliche Gespräche lösten einander ab. War er etwa
nicht der vollendete, der geborene Mittler zwischen den höchsten
Persönlichkeiten des Reiches?
    In Wirklichkeit schlachtete Chenar zu seinen Gunsten
den gewaltigen Fehler seines Bruders aus. Eine Nichtadelige zu heiraten, aus kleinen
Verhältnissen, die eines Tages die große königliche Gemahlin werden sollte!
Gewiß war so etwas schon vorgekommen, und kein Gesetz verbot eine solche
Heirat, aber Sethos’ Ältester setzte alles daran, um Ramses’ Wahl als
Beleidigung des Adels und des Hofes anzuprangern. Dabei gelang es ihm,
einhellige Zustimmung zu finden. Die geistige Unabhängigkeit des Regenten würde
in naher Zukunft die mühsam erworbenen Vorteile in Frage stellen! Und wie würde
Nefertari sich erst aufführen? Trunken von einer Macht, die ihr nicht zukam,
würde sie doch gewiß ihren eigenen Kreis bilden und die alteingesessenen und
einflußreichen Familien allmählich

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