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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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verhüllte sich das Gesicht. Doch nichts
geschah.
    Der Häuptling zeigte dem Regenten Säcke voller
Goldstaub, Pantherfelle, Fächer und Straußeneier, die bei den adeligen Familien
sehr behebt waren.
    »Wenn das gegebene Wort nicht eingelöst wird, werden
wir kämpfen, selbst wenn wir dabei sterben müssen. In einer wortbrüchigen Welt
kann niemand leben.«
    »Es wird keinen Kampf geben«, erklärte Ramses, »das
Korn wird, wie versprochen, geliefert werden.«
    Allzugern hätte Chenar Ramses bezichtigt, den
nubischen Aufständischen gegenüber Schwäche gezeigt zu haben, aber der
Vizekönig riet ihm davon ab. Die beiden Männer hatten sich an einem geheimen
Ort getroffen, ausführlich miteinander gesprochen, und dabei hatte der
Vizekönig erzählt, Ramses erfreue sich unter den Soldaten wachsender
Beliebtheit. Man bewundere seine Kühnheit, seine ansteckende Begeisterung und
seine Fähigkeit, schnelle Entschlüsse zu fassen. Unter der Führung eines
solchen Heerführers fürchteten sie keinen Feind. Ramses für feige zu halten
könne Chenar nur zum Nachteil gereichen.
    Der ältere Sohn des Pharaos beugte sich den
Vernunftgründen des Vizekönigs. Die Armee nicht hinter sich zu haben wäre gewiß
ein Hemmschuh, aber letztlich würde sie dem neuen Herrscher beider Länder
gehorchen. In Ägypten genügte rohe Gewalt allein nicht, um zu regieren. Man
mußte der Zustimmung des Hofes und der Hohenpriester sicher sein.
    Mehr und mehr verfestigte sich das Bild von Ramses als
kühnem und gefährlichem Krieger. Solange Sethos die Zügel der Macht in Händen
hielt, würde der junge Mann nichts unternehmen. Aber dann? Aus Lust, sich mit
dem Feind anzulegen, würde er sich vielleicht doch in wahnwitzige Abenteuer
stürzen, wobei Ägypten alles verlieren konnte.
    Wie Chenar selbst unterstrich, hatte sogar Sethos mit
den Hethitern lieber einen Waffenstillstand geschlossen, anstatt zur Eroberung
ihres Landes und der berüchtigten Festung Kadesch aufzurufen. Würde Ramses
ähnlich weise handeln? Die hohen Würdenträger verabscheuten den Krieg, lebten
in Annehmlichkeit und Ruhe und beäugten kampfeslustige Heerführer mit
Mißtrauen.
    Das Land bedurfte keines Helden, der Schlachten
anzetteln und ringsum alles in Feuer und Blut ertränken würde. Wie die
Gesandten und Botengänger, die in den Fremdländern tätig waren, mitgeteilt
hatten, waren auch die Hethiter zum Frieden und zum Verzicht auf die Eroberung
Ägyptens bereit. Folglich wurde jemand wie Ramses überflüssig, wenn nicht gar
schädlich. Müßte man sich seiner nicht vorsorglich entledigen, wenn er sich
weiterhin als Eroberer gebärdete?
    Chenars Gedankengänge eroberten nach und nach die
Gemüter. Man hielt den älteren Sohn des Königs für ausgewogen und sachkundig.
Sprachen die Tatsachen nicht für ihn?
    Anläßlich einer Reise ins Delta, wo er zwei
Provinzvorsteher überredete, ihn nach Sethos’ Tod zu unterstützen, empfing er
in der Prunkkabine seines Schiffes abermals Acha. Sein Koch hatte ein
vorzügliches Essen zubereitet und sein Mundschenk einen ausnehmend fruchtigen
Weißwein aufgetragen.
    Wie üblich war der junge Gesandte mit erlesenem
Geschmack gekleidet. Sein lebhafter Blick mochte verwirren, doch die
salbungsvolle Stimme und die unerschütterliche Ruhe verliehen Zutrauen. Wenn er
ihm treu bliebe, nachdem er Ramses verraten hatte, würde Chenar einen kundigen
Mann für auswärtige Angelegenheiten haben.
    Acha kostete nur von den Speisen und nippte nur an den
Getränken.
    »Behagt dir dieses Essen nicht?«
    »Verzeih, aber ich weilte in Gedanken woanders.«
    »Bist du in Schwierigkeiten?«
    »Keineswegs.«
    »Hat man dir Steine in den Weg geworfen?«
    »Ganz im Gegenteil.«
    »Ramses! Ramses wird es sein! Er ist uns auf die
Schliche gekommen!«
    »Sei unbesorgt, unser Geheimnis ist gewahrt.«
    »Was beschäftigt dich denn dann so?«
    »Die Hethiter«, antwortete Acha.
    »Die Berichte, die bei Hofe eingehen, sind aber doch
allesamt beruhigend. Ihr kriegerisches Ansinnen scheint zurückgesteckt.«
    »Das sind in der Tat die offiziellen Worte.«
    »Und was gefällt dir daran nicht?«
    »Ihre Naivität. Es sei denn, meine Vorgesetzten
beabsichtigten, Sethos nicht zu beunruhigen und ihn nicht mit düsteren Vorahnungen
zu belasten.«
    »Besitzt du genauere Hinweise?«
    »Die Hethiter sind keine einfältigen Draufgänger. Da
sie mit Waffengewalt nichts erreicht haben, verlegen sie sich jetzt auf eine
List.«
    »Sie werden sich das Wohlwollen einiger

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