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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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benachbarter
Krieger erkaufen und niederträchtige Intrigen spinnen.«
    »So sehen es die Gesandten, in der Tat.«
    »Du nicht?«
    »Ich betrachte es immer weniger so.«
    »Was befürchtest du statt dessen?«
    »Daß die Hethiter allmählich in unsere Schutzgebiete
eindringen und wir plötzlich in der Falle sitzen.«
    »Das ist höchst unwahrscheinlich. Bei der geringsten
Abtrünnigkeit wird Sethos einschreiten.«
    »Sethos weiß davon nichts.«
    Chenar nahm die Warnungen des jungen Gesandten nicht
auf die leichte Schulter. Bisher war Acha ungeheuer hellsichtig gewesen.
    »Droht uns bereits Gefahr?«
    »Die Hethiter haben sich für ein langsames,
schrittweises Vorgehen entschieden. In vier oder fünf Jahren werden sie bereit
sein.«
    »Beobachte weiterhin ihr Tun und Lassen, aber sag
niemandem etwas davon, außer mir.«
    »Du verlangst viel von mir.«
    »Du wirst auch viel dafür bekommen.«
     
    EINUNDFÜNFZIG
     
     
    das fischerdorf lebte gemächlich vor sich hin. Hier an der Küste wurde der
Siedlung sogar Schutz zuteil, da ein Dutzend Soldaten den Schiffsverkehr
überwachten. Keine sonderlich aufreibende Aufgabe, denn nur von Zeit zu Zeit
fuhr ein ägyptisches Schiff gen Norden. Der schwerbäuchige Sechzigjährige, der
dieser Schutztruppe vorstand, vermerkte Namen und Tag, da ein Schiff hier
vorbeikam, auf einem Täfelchen. Schiffe, die von außen kamen, nahmen eine
andere Nilmündung.
    Die Soldaten halfen den Fischern beim Einholen der
Netze und Ausbessern der Boote. Man aß ausschließlich Fisch, und an Festtagen
ließ sich der Wachtmeister sogar herbei, den alle zwei Wochen behördlich angelieferten
Wein mit den Dorfbewohnern zu teilen.
    Das Spiel der Delphine zu beobachten gehörte zu den
beliebtesten Vergnügungen des kleinen Gemeinwesens. Man wurde nicht müde, ihre
vollendeten Sprünge und ihr Wettschwimmen zu bewundern. Abends erzählte dann einer
der alten Fischer, wie in den nahegelegenen Sümpfen Göttin Isis sich mit ihrem
Neugeborenen, dem Horuskind, vor Seths Zorn verborgen gehalten habe.
    »Wachtmeister, ein Schiff!«
    Der Wachtmeister, der sich zu einem Mittagsschläfchen
auf seiner Matte ausgestreckt hatte, wollte nicht eigens aufstehen.
    »Gib ihm ein Zeichen, und vermerke seinen Namen.«
    »Es kommt auf uns zu.«
    »Du hast dich bestimmt geirrt. Schau nochmals
genauer.«
    »Es nähert sich uns, das ist eindeutig.«
    Ärgerlich stand der Wachtmeister auf. Heute erwartete
er keine Weinlieferung. Der Verzehr von Süßbier konnte doch nicht zu derartigen
Trugbildern führen.
    Vom Strand aus war das große Schiff, das geradewegs
auf das Dorf zuhielt, deutlich zu erkennen.
    »Es ist kein ägyptisches Schiff.«
    Griechische Schiffe legten hier nicht an. Geschah dies
doch einmal, dann wurde der Eindringling zurück- und dann nach Westen
abgedrängt, wo die Flotte des Pharaos ihn in Empfang nehmen würde.
    »An die Waffen«, befahl der Wachtmeister seinen
Leuten, die mit Lanze, Schwert, Bogen und Schild schon kaum mehr umzugehen
wußten.
    An Bord des seltsamen Schiffes waren Männer mit
dunkler Haut, krausen Schnurrbärten, hörnergezierten Helmen, metallenem
Brustharnisch, auffallend spitzen Schwertern und runden Schutzschilden.
    Vorne im Bug stand ein Riese.
    Er wirkte so erschreckend, daß die ägyptischen
Soldaten zurückwichen.
    »Ein böser Geist«, murmelte einer von ihnen.
    »Nur ein Mann«, berichtigte der Wachtmeister, »nieder
mit ihm!«
    Zwei Bogenschützen schossen gleichzeitig. Der erste
Pfeil verlor sich in den Lüften, der zweite schien sich in den Brustkasten des
Riesen zu bohren, doch noch bevor er ihn erreichte, hatte dieser ihn mit einem
Schwerthieb zertrümmert.
    »Dort drüben!« schrie einer der Soldaten. »Noch ein
Schiff!«
    »Ein Überfall«, stellte der Wachtmeister fest.
»Rückzug!«
    Ramses wiegte sich im Glück.
    Ein beständiges Glück, heftig wie der Südwind, sanft
wie der Nordwind. Nefertari verwandelte jeden Augenblick in Glückseligkeit,
vertrieb die Sorgen, lenkte die Gedanken hin zum Licht. Neben ihr wurden die
Tage hell, strahlend hell. Die junge Frau verstand es, ihn zu besänftigen, ohne
das Feuer, das ihn beseelte, zu ersticken. Aber kündete sie nicht auch von
einer fast beklemmenden, unheilvollen Zukunft, in der er würde regieren müssen?
    Nefertari erstaunte ihn immer wieder. Sie hätte sich
mit einem Leben in Ruhe und Glanz bescheiden können und schien doch
gleichzeitig zur Königin geboren. Über welches Geschick würde sie herrschen
oder dienend

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