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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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die
Weisen es gelehrt.
    Als die Feierlichkeiten beendet waren, beglückwünschte
Sary seinen ehemaligen Schüler.
    »Ich bin stolz, dein Erzieher gewesen zu sein. Trotz
manch übler Nachrede scheinst du doch den Weg der Wissensvermehrung zu gehen.
Laß nicht ab vom Lernen, und du wirst ein geachteter Mann sein!«
    »Ist das wichtiger als die Erkundung seiner selbst?«
    Sary verhehlte seinen Unmut nicht.
    »Jetzt, da du endlich Vernunft annimmst, sind mir
peinliche Gerüchte zu Ohren gekommen.«
    »Und welche?«
    »Man munkelt, du seist hinter einem flüchtigen
Wagenlenker her, und dein Freund Ameni sei schwer verletzt worden.«
    »Das ist alles nur Geschwätz.«
    »Laß die Behörden handeln, und vergiß diese
Zwischenfälle. Sachkundige sind erfahrener als du. Man wird die Schuldigen
schon finden, glaub mir. Du hast anderes zu tun. Das Wichtigste ist, seinen
Rang zu wahren.«
    Ein Mittagessen im Zwiegespräch mit seiner Mutter war
ein seltenes Privileg, das Ramses zu schätzen wußte. Sie war sehr beschäftigt,
hatte sie doch an der Lenkung des Staates entscheidenden Anteil, befolgte die
je nach Tag oder Jahreszeit vorgeschriebenen Rituale und versah darüber hinaus
zahlreiche Aufgaben bei Hof. Kurz, die große königliche Gemahlin verfügte nur
über wenig Zeit für sich selbst und ihre Familie.
    Auf niedrigen Tischchen unter einer schattenspendenden
Laube auf kleinen Holzsäulen standen die Alabasterschüsseln bereit. Tuja, die
soeben aus einer Ratsversammlung gekommen war, wo die Vorsängerinnen für die
musikalische Gestaltung der Rituale zu Ehren Amuns bestimmt worden waren, trug
noch das gefältelte lange Leinenkleid und eine breite Goldkette. Ramses empfand
grenzenlose Zärtlichkeit für sie und wachsende Bewunderung. Keine Frau ließ
sich mit ihr vergleichen, und keine wagte es, sich mit ihr zu vergleichen.
Trotz ihrer bescheidenen Herkunft war sie eine geborene Königin. Nur sie konnte
Sethos’ Liebe erwecken und an seiner Seite Ägypten regieren.
    Es wurden Salat, Gurken, Rindfleisch, Ziegenkäse,
Honigküchlein, Dinkelfladen und mit Wasser verdünnter Oasenwein gereicht. Die
Königin liebte die Mußestunde des Mittagsmahls, zu dem sie nie Plagegeister
oder Bittsteller einlud. An der Stille ihres Gartens mit dem Wasserbecken in der
Mitte labte sie sich ebenso wie an den Speisen, die sie mit dem Koch sorgfältig
ausgewählt hatte.
    »Wie ist deine Reise zum Gebel Silsileh verlaufen?«
    »Ich habe die Kraft der Steinhauer und der Seeleute
kennengelernt.«
    »Aber keine von beiden hat dich zum Bleiben
veranlaßt.«
    »Mein Vater war nicht einverstanden.«
    »Er ist ein anspruchsvoller Lehrmeister, der dir mehr
abverlangen wird, als du zu leisten vermagst.«
    »Weißt du, was er mit mir vorhat?«
    »Du scheinst heute kaum Appetit zu haben.«
    »Ist es erforderlich, mich in Unwissenheit zu
belassen?«
    »Fürchtest du den Pharao, oder hast du Vertrauen zu
ihm?«
    »Furcht ist nicht in meinem Herzen.«
    »Dann stell dich dem Kampf, der dir bestimmt ist, mit
der ganzen Kraft deines Wesens. Blicke nicht zurück, gestatte dir weder
Bedauern noch Gewissensbisse, sei weder neidisch noch eifersüchtig. Und genieße
jeden mit deinem Vater verbrachten Augenblick wie ein Geschenk des Himmels.
Alles übrige wird dann bedeutungslos.«
    Der Prinz kostete vom Rinderbraten, er war mit
Knoblauch und Kräutern gewürzt und innen saftig, so wie es sich gehörte. Am
makellos blauen Himmel zog ein großer Ibis vorüber.
    »Ich brauche deine Hilfe, die Hüter der Ordnung halten
mich zum Narren.«
    »Das ist eine schwere Anschuldigung, mein Sohn.«
    »Ich halte sie für begründet.«
    »Besitzt du Beweise?«
    »Keinen, daher wende ich mich an dich.«
    »Ich stelle mich nicht über die Gesetze.«
    »Wenn du eine umfassende Untersuchung verlangst, wird
sie durchgeführt werden. Kein Mensch forscht nach dem Mann, der meinen
Angreifer bezahlt hat, kein Mensch will den Mann kennen, der minderwertige
Tintensteine herstellen läßt und sie an die Schreiber verkauft, als seien sie
Erzeugnisse erster Wahl. Mein Freund Ameni mußte, weil er die Werkstatt
entdeckt hatte, beinahe sein Leben lassen. Aber der Verbrecher hat das Lager
geräumt, und kein Mensch im Viertel wagt gegen ihn auszusagen. Folglich ist es
jemand, der Macht hat. Er ist so mächtig, daß er die Leute in Furcht und Schrecken
versetzt.«
    »An wen denkst du?«
    Ramses schwieg.
    »Ich werde etwas unternehmen«, versprach Tuja.
     
    FÜNFZEHN
     
     
    das schiff des pharaos

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