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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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hat dir wohl auch ins Herz
geschnitten, nicht wahr?«
    »Ihr seid meine Söhne, und ich liebe euch beide.
Selbst wenn ihr charakterlich so verschieden seid und selbst wenn ihr beide
ehrgeizig seid, darf man deinem Bruder solch eine Niedertracht doch wohl nicht
unterstellen.«
    Ramses war erschüttert. Seine Sehnsucht, eines Tages
Pharao zu sein, hatte ihn so blind gemacht, daß er ringsum finstere Machenschaften
vermutete.
    »Mein Freund Acha fürchtet, der Frieden sei bedroht.«
    »Er ist gut unterrichtet.«
    »Ist mein Vater entschlossen, die Hethiter zu
bekämpfen?«
    »Die Lage zwingt ihn dazu.«
    »Dann will ich mit ihm gehen und für mein Land
kämpfen.«
     
    EINUNDZWANZIG
     
     
    in dem flügel des Palastes, der Chenar vorbehalten war, herrschte
Mißmut unter den Bediensteten und der Beamtenschaft. Jeder schlich an den
Wänden entlang, tat seine Arbeit und hielt sich streng an die Anweisungen, doch
niemand lachte, niemand plauderte, man war bedrückt.
    Die Nachricht war am Spätvormittag eingetroffen:
sofortige Einberufung zweier Eliteregimenter für einen Dringlichkeitseinsatz
mit anderen Worten: Man befand sich im Krieg mit den Hethitern! Chenar war am
Boden zerstört. Diese heftige Reaktion brachte seine Handelspolitik, die er
gerade erst eingefädelt hatte und deren erste Früchte er bald zu ernten
gedachte, ins Wanken.
    Dieses unkluge Auftrumpfen würde doch nur wieder ein
Gefühl der Bedrohung wecken, und das war äußerst schädlich für die
Handelsbeziehungen. Wie schon so viele vor ihm würde Sethos in eine Zwickmühle
geraten. Was sollte diese veraltete Moralvorstellung, dieser Wille, den
ägyptischen Herrschaftsbereich zu bewahren, die Größe einer Kultur
herauszustreichen und dabei Kräfte zu vergeuden, die anderswo so nützlich
eingesetzt werden konnten! Chenar war keine Zeit geblieben, den Ruf der
militärischen Berater des Königs zu untergraben und ihre Verstocktheit zu
beweisen. Diese Haudegen hatten doch nichts anderes im Kopf, als loszuschlagen.
Sie hielten sich für Eroberer, vor denen alle anderen Völker sich zu verneigen
hatten. Sollte dieser Krieg in einer Niederlage enden, würde Chenar diese
Versager aus dem Palast verjagen, das schwor er sich.
    Wer, wenn nicht Königin Tuja, würde über das Land
herrschen, solange der Pharao, sein Wesir und sein Oberster Heerführer abwesend
waren? Auch wenn ihre Gespräche mit Chenar seltener wurden und manchmal in
Bitterkeit endeten, empfanden sie doch echte Zuneigung füreinander. Die Stunde
für eine offene Aussprache war gekommen. Tuja würde ihn verstehen und zudem
ihren Einfluß geltend machen, damit Sethos den Frieden bewahrte. Daher beharrte
er auf seiner Bitte, sie so bald wie möglich zu sehen.
    Tuja empfing ihn am Nachmittag in ihrem Audienzsaal.
    »Das ist ein recht feierlicher Rahmen, liebe Mutter!«
    »Ich vermute, dein Anliegen ist nicht privater Natur.«
    »Du hast es erraten, wie immer. Woher hast du bloß
diesen sechsten Sinn?«
    »Ein Sohn darf seiner Mutter nicht schmeicheln.«
    »Du liebst den Krieg doch nicht, nicht wahr?«
    »Wer liebt schon den Krieg?«
    »Ist der Entschluß meines Vaters dann nicht etwas
übereilt?«
    »Glaubst du etwa, er handle kopflos?«
    »Gewiß nicht, doch die Kriegserklärung an die
Hethiter…«
    »Findest du Gefallen an schönen Gewändern?«
    Chenar stutzte.
    »Gewiß, aber…«
    »Folge mir.«
    Tuja führte ihren Ältesten in ein Nebengemach. Auf
einem niedrigen Tisch lagen eine Langhaarperücke, ein Hemd mit weiten Ärmeln,
ein langer, gefältelter und mit Fransen gesäumter Schurz sowie eine Schärpe,
die unter der Taille gekreuzt wurde und das Kleidungsstück festhielt.
    »Prächtig, nicht wahr?«
    »Eine wundervolle Arbeit.«
    »Diese Gewänder sind für dich, denn dein Vater hat
dich zum Bannerträger für den bevorstehenden Feldzug gegen Syrien bestimmt. Du
wirst zu seiner Rechten ziehen.«
    Chenar erbleichte.
    Der Bannerträger zur Rechten des Königs hatte die
Lanze mit Widderkopf zu tragen, eines der Symbole Amuns, des siegreichen
Gottes. Der ältere Sohn des Pharaos zog also mit seinem Vater in die Schlacht
und stünde im Kampf an vorderster Front.
    Ramses fieberte vor Ungeduld.
    Warum kam Ameni nicht endlich mit der Liste derer, die
Sethos mitzunehmen gedachte? Er wollte doch wissen, welcher Rang unter den
hochgestellten Persönlichkeiten des Palastes ihm zugedacht war! Auf einen
ehrenvollen Titel kam es ihm nicht an, kämpfen zu dürfen war ihm das
wichtigste.
    »Da bist du ja

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