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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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endlich! Was sagt diese Liste?«
    Ameni senkte den Kopf.
    »Lies selbst.«
    Laut königlichem Beschluß war Chenar zum Bannerträger
zur Rechten des Pharaos ernannt, Ramses’ Name war nicht einmal erwähnt.
    In allen Kasernen von Memphis herrschte
Aufbruchstimmung. Gleich am nächsten Morgen sollten die Fußtruppen und die
Streitwagen nach Syrien ausrücken, angeführt vom Pharao selbst.
    Ramses verbrachte den Tag im Hof der größten Kaserne.
Als sein Vater bei Einbruch der Nacht den Kriegsrat verließ, wagte er sich an
ihn heran.
    »Darf ich eine Bitte vortragen?«
    »Ich höre.«
    »Ich möchte mit euch ziehen.«
    »Mein Erlaß ist endgültig.«
    »Einen Offiziersrang begehre ich nicht, ich möchte nur
den Feind niedermachen.«
    »Mein Entschluß war also richtig.«
    »Ich… ich verstehe nicht recht.«
    »Dem wahnwitziges Begehren ist nichts weiter als
Eitelkeit. Um einen Feind niederzumachen, bedarf es besonderer Fähigkeiten, und
die besitzt du nicht, Ramses.«
    Nachdem er Wut und Enttäuschung überwunden hatte, war
Chenar nicht unzufrieden mit seinem neuen Amt, da es eine ganze Reihe von
Ehrungen, die ihm zuteil geworden waren, noch ergänzte. Ein Thronerbe mußte in
der Tat seine Fähigkeiten als Krieger unter Beweis gestellt haben, das war
anders nicht denkbar. Von den ersten Königen Thebens an hatte der Herrscher zu
beweisen, daß er sein Land zu verteidigen und den Feind zurückzuschlagen
verstand. Chenar beugte sich also dieser, wie er fand, albernen Tradition, da
sie in den Augen des Volkes entscheidend war. Ja, sie belustigte ihn sogar, als
er den enttäuschten Blick seines Bruders auffing, während die Vorhut, mit ihm
als Bannerträger, vorbeizog.
    Der Aufbruch des Heers in einen Feldzug bot Anlaß zu
einem Fest. Die Bevölkerung erhielt einen arbeitsfreien Tag und ertränkte ihre
Sorgen wie immer in Bier. Wer zweifelte denn ernsthaft an Sethos’ Sieg?
    Trotz seines persönlichen Triumphs war Chenar nicht
frei von Angst. Im Kampf konnte es immer auch den besten Soldaten treffen. Der
Gedanke, er könne verwundet oder verunstaltet werden, verursachte ihm Übelkeit.
An der Front würde er vor allem darauf bedacht sein, sich selbst zu schützen,
und die gefährlichen Aufgaben lieber anderen überlassen.
    Wieder einmal war das Glück auf seiner Seite, denn
während dieses Feldzugs würde er Gelegenheit haben, mit seinem Vater zu
sprechen und seine Zukunft zu entwerfen. Diese Aussicht lohnte die Anstrengung,
wenn es auch hart war, auf die Annehmlichkeiten des Palastlebens zu verzichten.
    Ramses’ Enttäuschung war das beste Antriebsmittel.
    Dieser Haufen Provinzler mißfiel Bakhen. Wenn Krieg
drohte, wurden Soldaten ausgebildet, Freiwillige, die von Heldentaten in lernen
Ländern träumten. Doch dieser Trupp grobschlächtiger Bauerntölpel würde über
die Vororte von Memphis nicht hinauskommen und schleunigst auf die Felder
zurückkehren. Bakhen, der Aufseher der Stallungen des ganzen Königreichs, mußte
eben auch junge Rekruten ausbilden.
    Mit seiner tiefen und heiseren Stimme befahl er ihnen,
einen Sack Steine vom Boden zu heben, ihn sich auf die rechte Schulter zu
schwingen und an den Kasernenmauern entlangzulaufen, bis er Einhalt gebot.
    So ging das Aussieben zwar brutal, aber schnell
vonstatten. Die meisten hatten ihre Kräfte falsch eingeschätzt. Atemlos setzten
sie ihre Last ab. Bakhen geduldete sich ein Weilchen und brach den Drill ab,
als noch etwa fünfzig Anwärter im Rennen waren.
    Erstaunt vermeinte er einen von ihnen schon einmal
gesehen zu haben. Er war gut einen Kopf größer als seine Kameraden und
offensichtlich noch erstaunlich frisch.
    »Prinz Ramses! Dem Platz ist nicht hier.«
    »Ich möchte diese Ausbildung durchstehen und meine
Befähigung bestätigt bekommen.«
    »Aber so etwas brauchst du doch nicht! Es genügt, daß
du…«
    »Auf Papyrus kann man keinen Soldaten ausbilden, das
weißt du selbst am besten!«
    Überrumpelt drehte Bakhen an den Lederbändern, die
seine Armmuskeln noch betonten.
    »Das ist eine heikle…«
    »Hast du etwa Angst, Bakhen?«
    »Ich und Angst? Also, angetreten!«
    Drei endlose Tage lang drillte Bakhen die Männer und
forderte dabei ihre Kräfte bis aufs äußerste. Dann sonderte er die zwanzig
Zähesten aus: Ramses war unter ihnen.
    Am vierten Tag begann die Ausbildung an den Waffen:
Knüppel, Kurzschwert, Schild. Bakhen gab nur ein paar Hinweise und hetzte die
jungen Männer gegeneinander.
    Sobald einer von ihnen am Arm verletzt wurde,

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