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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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einen schriftlichen Befehl vorweisen?«
    »Wird das Siegel der Königin genügen?«
    Der Beamte wehrte sich nicht länger. Ramses war in
Hochstimmung, da er überzeugt war, am Ziel zu sein. Moses war zurückhaltender,
doch auch ihm lag daran, der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen.
    Die Angaben über den Türkisräuber waren eine
Enttäuschung, denn der Mann hatte sich nicht als Wagenlenker beworben, sondern
als erfahrener Grubenarbeiter, der schon an mehreren Expeditionen teilgenommen
hatte und in Mer-Our den Schmuckherstellern die Bearbeitung der Türkise
beibringen sollte. Daher hatte der Vorsteher gleich an ihn gedacht, als er erfuhr,
daß Moses diesen Trupp leiten sollte.
    Ganz offensichtlich war dieser Beamte hintergangen
worden, und nachdem nun der Stallknecht und auch der Wagenlenker tot waren,
verlor sich die Spur des Anstifters dieser Verschwörung tatsächlich im Sande.
    Mehr als zwei Stunden lang hatte Ramses sich im
Bogenschießen geübt und Scheibe um Scheibe durchbohrt. Er zwang sich, seinen
Zorn zu nutzen, um sich zu sammeln und seine Kraft zu bündeln, anstatt sie zu
vergeuden. Als seine Muskeln schmerzten, begann er einen langen, einsamen Lauf
durch die Blumen- und Obstgärten des Harim. Zu viele unklare Gedanken
verwirrten seinen Kopf, und wenn der Geist sich wie ein wilder Affe gebärdete,
half nur noch körperliche Anstrengung.
    Müdigkeit kannte der Prinz nicht. Seine Amme, die ihn
mehr als drei Jahre lang gestillt hatte, hatte noch nie ein so
widerstandsfähiges Kind erlebt. Nie wurde er krank, Kälte und Hitze waren ihm
gleich lieb, und er schlief ausreichend und aß mit wildem Appetit. Von seinem
zehnten Lebensjahr an entwickelte er sich mehr und mehr zu einem kräftigen
Jüngling, den tägliche körperliche Beanspruchung stählten.
    Als er durch eine Tamariskenallee lief, vermeinte er
einen Gesang zu hören, der nicht einer Vogelkehle entstammte. Er blieb stehen
und spitzte die Ohren.
    Das war eine Frauenstimme, und sie war entzückend.
Lautlos folgte er ihr – und da sah er sie.
    Im Schatten einer Weide saß Nefertari und spielte auf
einer asiatischen Laute eine Melodie. Ihre Stimme, süß wie eine Frucht,
vereinte sich mit dem Windhauch, der durch die Blätter des Baumes tänzelte.
Neben der jungen Frau lag ein Schreibertäfelchen voller Zahlen und
geometrischer Figuren.
    Ihre Schönheit war fast unwirklich, und einen
Augenblick lang fragte Ramses sich, ob er nicht träumte.
    »Komm ruhig näher, oder hast du Angst vor der Musik?«
    Er schob die Äste des Strauchs, hinter dem er sich
verborgen hatte, auseinander.
    »Warum versteckst du dich?«
    »Weil…«
    Er brachte keine Erklärung zustande, seine Verwirrung
machte sie lächeln.
    »Du bist schweißnaß, bist du etwa gelaufen?«
    »Ich hatte gehofft, hier den Namen des Mannes zu
finden, der mich umzubringen versucht hat.«
    Nefertaris Lächeln erstarb, doch ihr Ernst bezauberte
Ramses.
    »Es ist dir also nicht gelungen.«
    »Nein, leider nicht.«
    »Gibt es keine Hoffnung mehr, ihn zu finden?«
    »Ich fürchte, nein.«
    »Du wirst aber nicht aufgeben.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil du niemals aufgibst.«
    Ramses beugte sich über das Täfelchen.
    »Lernst du jetzt Mathematik?«
    »Ich berechne Raummaße.«
    »Willst du Landvermesser werden?«
    »Ich lerne gern, auch ohne bestimmtes Ziel.«
    »Gönnst du dir auch manchmal Zerstreuung?«
    »Die Einsamkeit ist mir lieber.«
    »Bist du nicht zu streng mit dir selbst?«
    Die blaugrünen Augen blickten ernst.
    »Ich wollte dir nicht zu nahe treten, verzeih.«
    Auf den leicht geschminkten Lippen erschien ein
nachsichtiges Lächeln.
    »Verweilst du einige Zeit im Harim?«
    »Nein, ich breche morgen nach Memphis auf.«
    »Mit der festen Absicht, die Wahrheit zu entdecken,
nicht wahr?«
    »Sollte das ein Vorwurf sein?«
    »Ist es nötig, sich so vielen Gefahren auszusetzen?«
    »Ich will die Wahrheit wissen, Nefertari, und ich
werde nicht lockerlassen, um keinen Preis.«
    In ihrem Blick las er ermunternde Zustimmung.
    »Solltest du nach Memphis kommen, würde ich dich gerne
zum Essen einladen.«
    »Ich muß noch einige Monate im Harim bleiben, um meine
Kenntnisse zu vervollkommnen. Anschließend kehre ich nach Hause zurück, aufs
Land.«
    »Wartet dort ein Verlobter?«
    »Du bist in der Tat recht neugierig.« Ramses kam sich
töricht vor. Diese so ruhige, so beherrschte junge Frau brachte ihn aus der
Fassung. »Werde glücklich, Nefertari.«
     
    SIEBENUNDZWANZIG
     
     
    der alte gesandte war

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