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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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bist noch nicht im Ruhestand, ich benötige deine
Erfahrung. Die Politik der Zukunft wird mein Siegel tragen. Sei mein geheimer
Verbündeter, du wirst es nicht zu bereuen haben.«
    Der alte Gesandte pflegte seinem Zorn nicht leicht
nachzugeben, doch diesmal siegte die Empörung.
    »Wer auch immer du bist, deine Forderungen sind
unannehmbar! Wie kann der Sohn des Pharaos überhaupt den Gedanken hegen, seinen
Vater zu verraten?«
    »Beruhige dich, ich bitte darum.«
    »Nein, ich werde mich nicht beruhigen! Dein Benehmen
ist eines zukünftigen Königs unwürdig. Dein Vater muß davon in Kenntnis gesetzt
werden.«
    »Wag dich nicht zu weit vor.«
    »Verlaß mein Haus!«
    »Solltest du vergessen haben, mit wem du sprichst?«
    »Mit einem schändlichen Menschen!«
    »Ich verlange Stillschweigen.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Dann werde ich dich mundtot machen.«
    »Mich, mundtot…?«
    Dem alten Diplomaten verschlug es den Atem, er preßte
seine Hände aufs Herz und brach zusammen. Chenar rief nach den Dienern, der
Würdenträger wurde auf ein Lager gebettet und ein Arzt herbeigerufen, der
jedoch nur noch den Tod feststellen konnte, ausgelöst von einem plötzlichen
Herzanfall.
    Chenar hatte Glück gehabt. Sein gewagter Vorstoß nahm
eine glückliche Wendung.
    Iset, die Schöne, schmollte.
    Sie hielt sich im Haus ihrer Eltern verborgen und
weigerte sich, Ramses zu empfangen. Sie gab vor, Müdigkeit verunstalte ihre
Gesichtszüge. Diesmal würde sie ihm sein überstürztes Verschwinden und seine
lange Abwesenheit heimzahlen. Hinter einem Vorhang im oberen Geschoß belauschte
sie den Wortwechsel zwischen ihrer Zofe und dem Prinzen.
    »Übermittle deiner Herrin meine Wünsche zu baldiger
Genesung«, sagte Ramses, »und melde ihr auch, daß ich nicht nochmals komme.«
    »Nein!« schrie sie auf.
    Sie schob den Vorhang zur Seite, rannte die Stufen
hinunter und warf sich ihrem Geliebten in die Arme.
    »Es geht dir anscheinend schon wieder viel besser.«
    »Geh nicht fort, sonst werde ich wirklich krank.«
    »Willst du von mir verlangen, dem König nicht zu
gehorchen?«
    »Diese Expeditionen sind widerlich, und ohne dich
langweile ich mich.«
    »Solltest du Einladungen abgelehnt haben?«
    »Nein, aber da muß ich dauernd die Angebote junger
Adeliger zurückweisen. Wenn du dabei wärst, würde man mich nicht so
belästigen.«
    »Manchmal ist Reisen gar nicht so nutzlos, wie du
denkst.«
    Ramses machte sich los und zeigte der jungen Frau eine
Schatulle. Erstaunt riß sie die Augen auf.
    »Öffne sie.«
    »Ist das ein Befehl?«
    »Tu, was dir beliebt.«
    Iset hob den Deckel. Was sie da vor sich sah,
entlockte ihr einen Schrei der Bewunderung.
    »Ist das für mich?«
    »Mit Erlaubnis des Expeditionsleiters.«
    Stürmisch umarmte sie ihn.
    »Leg es mir um den Hals.«
    Ramses kam ihrem Wunsch nach. Die Kette aus Türkisen
zauberte einen funkelnden Glanz in die grünen Augen der jungen Frau. Damit
würde sie alle ihre Rivalinnen ausstechen.
    Ameni durchwühlte immer noch die Scherbenhaufen. Kein
Mißerfolg vermochte seine Hartnäckigkeit zu mindern. Noch gestern hatte er mehrere
Mosaiksteinchen des Rätsels zu entdecken geglaubt, hatte gehofft, einen
Zusammenhang herstellen zu können zwischen der Werkstatt und ihrem Eigner. Aber
er mußte aufgeben, die Inschrift war unleserlich, und es fehlten
Schriftzeichen.
    Diese Suche hinderte den jungen Schreiber aber nicht
daran, seine Arbeit gewissenhaft auszuführen. Ramses erhielt jetzt mehr und
mehr Schriftstücke, die beantwortet werden mußten, und zwar mit den jeweils
angemessenen Höflichkeitsformeln. Der Ruf des Prinzen, das war ihm wichtig,
sollte untadelig sein. Gerade hatte Ameni letzte Hand an den Bericht über die
Expedition in die Türkisberge gelegt.
    »Dein Ansehen wächst«, bemerkte Ramses.
    »Das Hintertreppengemunkel beeindruckt mich nicht.«
    »Man ist der Meinung, du verdientest ein besseres
Amt.«
    »Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, dir zu dienen.«
    »Denk auch an deine Laufbahn, Ameni.«
    »Sie ist längst vorgezeichnet.«
    Diese unbeirrbare Freundschaft erfüllte das Herz des
Prinzen mit Freude. Doch würde er es verstehen, sich ihrer immer würdig zu
erweisen? Ameni war jemand, der hohe Ansprüche stellte.
    »Bist du bei deinen Nachforschungen vorangekommen?«
    »Nein, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Und du?«
    »Obwohl die Königin sich eingeschaltet hat, gibt es
keine ernstzunehmende Spur.«
    »Weil es einen Namen gibt, den niemand auszusprechen
wagt«,

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