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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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dringe ein Licht in ihn ein, das
seinem Herzen Kraft verlieh. Sethos’ Worte prägten sich ihm ein für ewig.
    »Der Kleine wie der Große erhalte vom Pharao seinen
Lebensunterhalt, und die Zuteilung muß gerecht sein. Vernachlässige nicht den
einen auf Kosten des anderen, wisse sie zu überzeugen, daß die Gemeinschaft
wichtiger ist als der einzelne. Was dem Bienenstock nutzt, nutzt der Biene, und
die Biene hat dem Bienenstock, dem sie ihr Leben verdankt, zu dienen.«
    Die Biene, sie war eines der Schriftzeichen für den
Pharao! Sethos sprach über die Ausübung des höchsten Amtes, und nach und nach
enthüllte er Ramses die Geheimnisse des ägyptischen Königtums.
    Erneut befiel ihn Schwindel.
    »Erzeugen ist wichtig«, fuhr Sethos fort, »verteilen
noch wichtiger. Ein Überfluß an Reichtümern auf Seiten einer Kaste zieht
Unglück und Zwietracht nach sich, eine gerecht verteilte kleine Menge spendet
Freude. Die Geschichte einer Regentschaft soll eine Geschichte von Festlichkeit
sein. Damit dies gelingt, darf kein Bauch Hunger leiden. Beobachte, mein Sohn,
laß nicht ab, beobachte gut. Denn wenn du nicht zum Seher wirst, wirst du den
Sinn meiner Worte nicht erkennen.«
    Ramses verbrachte eine schlaflose Nacht, er starrte
auf eine blaue Gesteinsader, die am Rande der Hochebene zutage trat. Er bat
Hathor, die Finsternis zu zerstreuen, in der er sich verfangen hatte und nicht
mehr wog als ein Strohhalm.
    Sein Vater verfolgte einen genauen Plan, aber welchen?
Ramses hatte aufgehört, an eine Zukunft als König zu glauben. Aber wieso
beschenkte Sethos, der doch berühmt dafür war, mit Vertraulichkeiten zu geizen,
ihn mit Lehrsätzen wie diesen? Moses hätte die Absichten des Herrschers
vielleicht eher begriffen, aber erals
Prinz mußte allein kämpfen und seinen eigenen Weg entwerfen.
    Kurz vor Morgengrauen trat ein Schatten aus dem
Hauptstollen. Ohne das Licht des sterbenden Mondes hätte Ramses an die
Erscheinung eines Dämons geglaubt, der es eilig hatte, in ein anderes
Schlupfloch zu flüchten. Aber dieser Dämon hatte eine menschliche Gestalt und
preßte einen Gegenstand an sich.
    »Wer bist du?«
    Der Mann blieb kurz stehen, wandte den Kopf in
Richtung des Prinzen und lief dann zum abschüssigen Teil des Plateaus, wo die
Grubenarbeiter nur eine Bauhütte erstellt hatten.
    Ramses heftete sich dem Flüchtenden an die Fersen.
    »Bleib stehen!«
    Der Mann lief schneller, Ramses ebenfalls. Er gewann
an Boden und erreichte die fremde Gestalt kurz vor dem Steilhang.
    Der Prinz machte einen Satz und packte ihn an den
Beinen. Der Dieb stürzte, ohne seine Beute loszulassen, griff mit der Linken
nach einem Stein und versuchte, seinem Angreifer den Schädel einzuschlagen. Mit
einem Ellbogenhieb in den Brustkasten verschlug Ramses ihm den Atem. Dem Mann
gelang es trotzdem, sich aufzurichten, doch er verlor das Gleichgewicht und
stürzte rücklings.
    Min Schmerzensschrei, dann noch einer und dann das
Geräusch eines von Fels zu Fels stürzenden Körpers, der unten am Hang
liegenblieb.
    Als Ramses bei ihm ankam, war der Mann tot, aber den
Sack voller Türkise preßte er nach wie vor gegen seine Brust.
    Dieser Dieb war kein Unbekannter. Es war der
Wagenlenker, der Ramses bei der Wüstenjagd in die Falle gelockt hatte, die ihn
das Leben hatte kosten sollen.
     
    SECHSUNDZWANZIG
     
     
    kein grubenarbeiter kannte den Dieb. Es war seine erste Expedition
gewesen, und er hatte sich mit niemandem angefreundet. Er war ein harter
Arbeiter gewesen, hatte Stunden in den unzugänglichsten Stollen verbracht und
sich Achtung bei den Kameraden erworben.
    Der Diebstahl von Türkisen stand unter schwerer
Strafe, aber ein solches Verbrechen war seit Urzeiten nicht begangen worden.
Die Expeditionsteilnehmer beklagten den Tod des Schuldigen nicht. Das Gesetz
der Wüste hatte eine gerechte Strafe verhängt. Wegen seiner schweren Schuld
wurde der Wagenlenker ohne Totenfeier beerdigt. Das bedeutete, daß sein Mund
und seine Augen nicht offen in der anderen Welt wären, und die vielen Pforten
würde er nicht durchwandern können und somit ein Opfer des verschlingenden
Ungeheuers werden.
    »Wer hat diesen Mann eingestellt?« fragte Ramses
Moses.
    Der Hebräer sah seine Listen durch.
    »Ich.«
    »Wie, du?«
    »Der Harimsleiter hat mir mehrere Arbeiter empfohlen,
die für diese Arbeit geeignet sind. Daher habe ich nur noch unterschrieben.«
    Ramses atmete auf.
    »Dieser Dieb war der Wagenlenker, der den Auftrag
erhalten hatte, mich in den Tod zu

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