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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Lebens.
Er sprach in schlichten, eindringlichen Worten, und seine Begeisterung wirkte
ansteckend. Als sie erfuhren, der Sohn des Königs werde mit ihnen kämpfen, schöpften
die Soldaten neue Hoffnung. Ramses’ Ungestüm und Sethos’ lange Erfahrung als
Feldherr würden sie vor dem Untergang bewahren.
    Der König hatte entschieden, weiter gen Süden
vorzudringen und nicht auf einen möglichen Angriff zu warten. Es schien ihm sinnvoller,
Flagge zu zeigen und sich notfalls zurückzuziehen, falls der Gegner übermächtig
war. So würde man zumindest Klarheit gewinnen.
    Minen ganzen Abend lang studierte Sethos die Karte der
Provinz Kusch und erklärte Ramses, wie die Aufzeichnungen der Landvermesser zu
lesen waren. Der junge Mann strahlte, weil der Pharao ihm so viel Vertrauen
schenkte. Er lernte sehr schnell und bemühte sich, seinem Gedächtnis jede
Einzelheit einzuprägen. Was auch immer geschah, morgen würde ein glanzvoller
Tag sein.
    Sethos zog sich in den Raum der Festung zurück, der
dem Herrscher vorbehalten war, während Ramses mit einem Notlager vorliebnehmen
mußte. Lachen und Seufzen aus dem Nebenraum unterbrachen immer wieder seine
Träume vom großen Sieg. Verdutzt stand er auf und öffnete die Tür zu der
angrenzenden Kammer.
    Setaou lag auf dem Bauch und genoß es sichtlich, daß
sein Rücken von einer jungen nackten Nubierin mit geschickten Händen geknetet
wurde. Sie hatte ein auffallend zartes Gesicht und einen herrlichen Körper.
Ihre Haut schimmerte wie Ebenholz und ließ an thebanischen Adel denken. Sie war
es, die da lachte, weil Setaou sein Wohlbehagen derart kundtat.
    »Sie ist fünfzehn Jahre alt und heißt Lotos«, verriet
der Schlangenkundige. »Wie keine andere beherrscht sie die Kunst, mit ihren
Fingern den Rücken zu entspannen. Möchtest du ihre Begabung auch einmal
erproben?«
    »Dir eine so schöne Eroberung zu rauben müßte ich mir
ja verargen!«
    »Sie pflegt zudem mit den gefährlichsten Wirbeltieren
furchtlosen Umgang. Mit vereinten Kräften haben wir bereits eine schöne Menge
Gift zusammengetragen. Götter, welch ein Glück! Diese Expedition gefiel mir ja
von Anfang an. Wie recht ich hatte, sie mir nicht zu versagen!«
    »Morgen werdet ihr beide die Festung hüten.«
    »Greifst du an?«
    »Wir rücken vor.«
    »Einverstanden, Lotos und ich werden Wächter spielen
und uns bemühen, mindestens zehn Kobras zu fangen.«
    Im Winter war es frühmorgens recht kühl, daher hatten
die Fußtruppen ein langes Hemd übergezogen, das sie ablegen würden, sobald die
nubische Sonne sie wärmte. An der Spitze des Zugs, gleich hinter den Spähern,
stand Ramses in einem leichten Streitwagen, den er eigenhändig lenkte. Sethos,
von seiner Leibgarde geschützt, befand sich in der Mitte seines Heeres.
    Ein Trompetenstoß hallte durch die stille Steppe.
Ramses ließ anhalten, sprang zu Boden und folgte den Spähern.
    Ein gewaltiges Tier mit langem Rüssel brüllte vor
Schmerzen, ein Wurfspieß steckte vorne im verjüngten Ende dieser unglaublich
langen Nase. Das Tier trat um sich, es mußte diesen Dorn loswerden, der es
schier wahnsinnig machte vor Schmerz. Es war ein Elefant. Jenes Tier, das in
vergangenen Zeiten der Insel Elephantine, an der südlichen Grenze Ägyptens,
seinen Namen verliehen hatte und dann von dort verschwunden war.
    Der Prinz sah zum erstenmal einen Elefanten.
    »Ein wahrer Riese«, erklärte einer der Männer, »jeder
seiner Stoßzähne wiegt mindestens soviel wie ein ausgewachsener Mann. Geh bloß
nicht näher an ihn heran!«
    »Aber er ist doch verwundet!«
    »Die Nubier haben ihn zu töten versucht und sind dann
vor uns geflohen.«
    Der Kampf stand also kurz bevor.
    Während einer der Aufklärer zurücklief, um den König
in Kenntnis zu setzen, ging Ramses vorsichtig auf den Elefanten zu. Etwa
vierzig Ellen vor dem Riesen hielt er inne und suchte seinen Blick auf sich zu
lenken. Das verwundete Tier hörte auf zu toben und beobachtete dieses winzige
Lebewesen.
    Ramses zeigte ihm seine leeren Hände. Das Tier hob den
Rüssel, als wollte es kundtun, daß es die friedlichen Absichten des Zweibeiners
begriffen hatte. Betont langsam näherte sich der Prinz.
    Einer der Männer wollte laut schreien, doch ein
anderer hielt ihm den Mund zu. Bei der geringsten Störung würde der Elefant den
Sohn des Pharaos zertrampeln.
    Ramses empfand keinerlei Furcht, der aufmerksame Blick
des Vierbeiners verriet einen wachen Verstand. Er würde seine Absichten richtig
deuten! Noch ein paar

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