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RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts

Titel: RAMSES 1 - Der Sohn des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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sicherer zu machen.
    Während er den Lagerplatz abschritt, wurde es Ramses
offenkundig, daß auch kein Soldat an einen Kampf glaubte. Man schlief, tafelte,
vergnügte sich mit den hinreißenden Nubierinnen, saß beim Würfelspiel, redete
über die Rückkehr nach Ägypten und dachte gar nicht daran, die Waffen zu
schärfen.
    Dabei war der Vizekönig von Nubien noch nicht aus der
Provinz Irem zurück.
    Ramses erkannte den Hang der Menschen, das Wesentliche
zu verdrängen, um sich so lange wie möglich in Illusionen zu wiegen. Die
Wirklichkeit schien ihnen so wenig schmackhaft, daß sie sich mit Trugbildern
überfütterten und dabei glaubten, alles abzuschütteln, was ihnen in die Quere
kam. Der Mensch war ein Feigling und ein Frevler, und der Prinz schwor sich,
niemals vor den Tatsachen zurückzuweichen, selbst wenn sie seinen Erwartungen
nicht entsprachen. Wie der Nil würde er dem Fels die Stirn bieten und ihn bezwingen.
    Am westlichen Rand des Lagers, wo die Wüste begann,
kniete ein Mann und wühlte im Sand, als wollte er einen Schatz vergraben.
    Ramses stutzte und ging auf ihn zu, das Schwert in der
Hand.
    »Was machst du da?«
    »Still, mach keinen Lärm!« Die Stimme war kaum hörbar,
doch fordernd.
    »Antworte.«
    Der Mann erhob sich.
    »Herrje, wie töricht von dir! Du hast sie in die
Flucht geschlagen.«
    »Setaou! Du hast dich freiwillig gemeldet?«
    »Natürlich nicht. – Ich bin sicher, in diesem Loch
sitzt eine schwarze Kobra.«
    Setaou in seinem wunderlichen Mantel mit den vielen
Taschen sah in der Tat nicht aus wie ein Soldat. Die dunkle Haut war schlecht
rasiert, und das schwarze Haar schimmerte im Mondlicht.
    »Laut Aussage erfahrener Magier ist das Gift nubischer
Schlangen von außergewöhnlicher Beschaffenheit. Eine Expedition wie diese war
mir ein willkommener Anlaß!«
    »Und die Gefahr? Es geht um einen Feldzug!«
    »Von Blutrünstigkeit kann ich noch nichts erkennen.
Diese Esel von Soldaten schlagen sich den Bauch voll und besaufen sich. Im
Grunde ist das ja auch das ungefährlichste.«
    »Diese Ruhe wird nicht von Dauer sein.«
    »Weißt du das gewiß, oder ist das eine Weissagung?«
    »Glaubst du etwa, der Pharao hätte so viele Männer nur
um einer Parade willen verschifft?«
    »Mir soll das gleich sein, solange ich nur Schlangen
fangen darf. Ihre Farben sind prachtvoll! Anstatt töricht dein Leben aufs Spiel
zu setzen, solltest du lieber mit mir in die Wüste ziehen.«
    »Ich unterstehe dem Befehl meines Vaters.«
    »Und ich bin ein freier Mann.«
    Setaou legte sich nieder und schlief auch sofort ein.
Er war der einzige Ägypter, der die nächtlichen Streifzüge der Reptilien nicht
fürchtete.
    Ramses starrte auf die Stromschnelle, gebannt von der
Unermüdlichkeit des Nils. Als die Nacht fast endgültig aufgerissen war, spürte
er, daß jemand hinter ihm stand.
    »Hast du vergessen zu schlafen, mein Sohn?«
    »Ich habe Setaou bewacht und etliche Schlangen
gesehen, die sich ihm näherten, innehielten und wieder verschwanden. Selbst im
Schlaf ist seine Macht wirksam. Trifft das nicht auch auf den Pharao zu?«
    »Der Vizekönig ist zurückgekehrt«, enthüllte ihm
Sethos.
    Ramses blickte seinen Vater an.
    »Hat er Irem befriedet?«
    »Fünf Tote, zehn Schwerverletzte und ein übereilter
Rückzug, das ist das Wesentliche, was sich dazu sagen läßt. Die Befürchtungen
deines Freundes Acha erweisen sich als gerechtfertigt. Dieser junge Mann ist
ein glänzender Beobachter, der die richtigen Schlüsse zog.«
    »Manchmal verursacht er mir Unbehagen, doch seine
Klugheit ist außergewöhnlich.«
    »Leider hat er im Gegensatz zu vielen meiner Ratgeber
recht behalten.«
    »Heißt das, es wird Krieg geben?«
    »Ja, Ramses, nichts verabscheue ich mehr, doch der
Pharao darf keine Aufständischen dulden. Sonst wäre das Ende der Herrschaft der
Maat schnell gekommen, und Unordnung würde sich breitmachen, die allen, groß
und klein, nur Unglück bringen würde. Im Norden schützt Ägypten sich vor
Überfällen durch die Kontrolle über Kanaan und Syrien; im Süden muß es sich auf
Nubien verlassen können. Würde der König Schwäche zeigen wie Echnaton, brächte
er das Land in Gefahr.«
    »Wir werden also kämpfen?«
    »Wir wollen hoffen, daß die Nubier Vernunft annehmen.
Dein Bruder hat mit Nachdruck darum ersucht, daß ich deine Ernennung billige.
Er scheint an deine soldatischen Fähigkeiten zu glauben. Doch unsere Gegner
sind gefährlich. Wenn sie sich berauschen, kämpfen sie bis zum

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